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Emersacker: Weggefährten der abgeschobenen Familie Yükselen sind fassungslos

Emersacker

Weggefährten der abgeschobenen Familie Yükselen sind fassungslos

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    Seit Monaten kämpft Meryem Yükselen für sich und ihre Familie darum, in Deutschland bleiben zu dürfen. Diesen Kampf scheinen die Mutter und ihre beiden Söhne nun verloren zu haben. Am Montagmorgen wurde die Familie aus Emersacker abgeschoben. Die Unterstützerinnen der Familie sind schockiert. Was sind die Hintergründe der Abschiebung? 

    Familie Yükselen flog am Montagvormittag zurück in die Türkei

    Am frühen Montagmorgen erreichte unsere Redaktion ein Hilferuf von Meryem Yükselen. Die Mutter zweier Söhne klingt verzweifelt. Wie die gebürtige Türkin berichtet, sind die drei in der Nacht von Sonntag auf Montag von der Polizei abgeholt und zum Flughafen München gebracht worden. Am Montagvormittag hob das Flugzeug mit ihnen dann in Richtung Türkei ab. Dabei kämpften die drei zusammen mit ihren Unterstützerinnen und Unterstützern bis zuletzt um ein Leben in Deutschland. 

    Rückblick: Im Sommer 2018 floh die Familie aus der Türkei nach Deutschland, seit 2019 leben die drei in der Gemeinde Emersacker. Dort erhofften sie sich ein besseres Leben. In der Türkei musste sich Frau Yükselen den ganzen Tag über um ihren geistig behinderten Sohn Deniz kümmern. „In meiner Heimat gibt es keine Einrichtungen für Kinder wie Deniz, ich muss daher zu Hause bleiben“, erzählt die Mutter. Zu einem Problem wurde das, als sie sich von ihrem Mann scheiden ließ und sich und ihre Kinder daraufhin selbst finanzieren musste. 

    Mutter und Sohn hatten einen Ausbildungsplatz in Deutschland

    Mit der Hoffnung, dass Deniz in Deutschland auf eine Sonderschule gehen und Meryem Yükselen arbeiten kann, kamen die drei in die Bundesrepublik. Diese Hoffnung schien zunächst aufzugehen. So fand der ältere Sohn Serkan einen Ausbildungsplatz bei einem Discounter in Welden, Mutter Meryem wurde eine Lehrstelle als Altenpflegehelferin in der Sozialstation Augsburger Land West in Zusmarshausen angeboten.

    Dennoch wurden zwei Asylanträge der Yükselens abgelehnt. Anschließend starteten Unterstützerinnen und Unterstützer eine Unterschriftenaktion für die Familie. Zudem wurde ein Antrag bei der Härtefallkommission gestellt, der allerdings ebenfalls abgelehnt wurde. Als letzte Hoffnung verblieb neben einem zweiten Antrag bei der Härtefallkommission dann noch eine Petition im Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags

    Zweite Anhörung der Petition sollte Mittwoch erfolgen

    Vorgetragen wurde die Petition am 31. Januar. Dabei wurde beinahe einstimmig entschieden, dass die Entscheidung über das Schicksal der Familie vertagt werden würde. "In der Sitzung am kommenden Mittwoch, 21. Februar, sollte die Petition eigentlich wieder Thema im Ausschuss sein", sagt Ira Bodenmüller. Sie arbeitet in der Asylberatung der Diakonie Augsburg und rief die Petition ins Leben.

    Zu einer erneuten Diskussion der Petition im Ausschuss kam es allerdings nicht mehr. "Ich finde das total schlimm", sagt Bodenmüller. Dass es für die Familie keine Aufenthaltserlaubnis geben würde, war ihrer Einschätzung nach schon absehbar gewesen. "Aber wir haben damit gerechnet, dass es die Möglichkeit für eine freiwillige Ausreise gibt", erklärt die Flüchtlingshelferin. Diese freiwillige Ausreise habe man zuletzt vorbereitet. "Danach hätte die Familie wieder nach Deutschland einreisen können. Aber nach der Abschiebung geht das nicht mehr", sagt Bodenmüller. Sie ist verzweifelt.

    Auch Landtagsabgeordnete Gülseren Demirel fassungslos

    Ähnlich fassungslos über die Abschiebung zeigt sich auch die Landtagsabgeordnete Gülseren Demirel (Grüne). Sie trug die Petition der Familie als Berichterstatterin im Petitionsausschuss des Landtags vor. "Ich verstehe die Welt nicht mehr", sagt Demirel. Sie habe von der Entscheidung erst am Montag erfahren. "Daraufhin habe ich bei der Härtefallkommission und dem Bayerischen Innenministerium nachgefragt."

    Dort sei ihr gesagt worden, dass die Rückführungsmaßnahmen schon zu weit fortgeschritten seien, um sie noch zu stoppen. Daher habe das Innenministerium entschieden, dass die Abschiebung durchgeführt werden soll und daraufhin einen Termin festgelegt. "Ich bin wirklich platt und deprimiert", sagt Demirel. "Wir hatten so viel Hoffnung."

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