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Ellgau: Bei der Kläranlage in Ellgau kommt es zum emotionalen Schlagabtausch

Ellgau

Bei der Kläranlage in Ellgau kommt es zum emotionalen Schlagabtausch

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    Ein Belebungsbecken in einem Klärwerk.
    Ein Belebungsbecken in einem Klärwerk. Foto: Corinna Schwanhold, dpa (Symbolbild)

    Mehr als 200 Gäste drängten sich am Abend im Obergeschoss des Gasthofs Zum Floß in Ellgau. Die Gemeinde hatte zur Informationsveranstaltung geladen. Warum dies nötig wurde, signalisierte Ellgaus Bürgermeisterin Christine Gumpp bereits auf der Einladung: "In den letzten Wochen verbreiteten einige Personen falsche Zahlen zu verschiedenen gemeindlichen Sachverhalten bzw. gaben diese Zahlen nicht korrekt wieder", hieß es da. 

    Die Infoveranstaltung, die so gut besucht war, dass Zuhörer im Treppenhaus Platz nehmen mussten und die Kellner es nur mit Mühe schafften, die Getränke an die Tische zu jonglieren, sollte die Möglichkeit zur neutralen Information bieten. Der Inhalt eines Flyers sowie der Artikel in einem Online-Bürgerreporter-Portal seien eine oberflächliche und einseitige Berichterstattung, die dem eigenen Wohnort schade, erklärte die Bürgermeisterin. Dass die Kosten für die Kläranlage auf die Bürgerinnen und Bürger umgelegt werden, weil die Erweiterung des Kindergartens teurer wurde als gedacht und weil die Gemeinde das alte Lagerhaus als Veranstaltungsstadel neu errichten möchte, "entspricht nicht der Wahrheit". Das Kommunalabgabengesetz sorge dafür, dass die Ellgauer Herstellungsbeiträge berappen und vermutlich auch höhere Abwassergebühren tragen müssen, um die Kosten für die

    Zweiter Bürgermeister spricht über die Sanierung der Kläranlage Ellgau

    Ellgaus Zweiter Bürgermeister Johannes Gollinger beleuchtete, welche Schritte der Gemeinderat seit rund zwei Jahren gegangen ist, um sich für die Sanierung der Ellgauer Kläranlage zu entscheiden. Die Ergebnisse zweier Studien, die darin vorgelegten Kostenschätzungen, mit dem Hinweis, dass Kostenmehrungen von 20 Prozent möglich sein könnten, waren Thema seines einstündigen Vortrags. Hier und da ergänzte Silke Otterbein, Chefin der Firma BSB5-Abwassertechnik, technische Details. Die in Neusäß ansässige Firma betreut die Ellgauer Kläranlage. Als Johannes Gollinger seinen Vortrag beendetet hatte, ergriff Konstantin Schorr das Wort, der sich als Sprecher der Gruppe verstand, die den Flyer aufgelegt hat: "Ich steh dazu." 

    Seine Argumente: Die Zahlen seien aus der Luft gegriffen. Die Ingenieure hätten gesagt, dass Ellgau in der Nachbargemeinde Meitingen anfragen solle, ob ein Anschluss an die Ostendorfer Kläranlage möglich sei, – was nicht passiert sei– und auch der Punkt, dass man nicht sagen könne, welche Kosten auf die Bürgerinnen und Bürger zukommen, wischte er verbal vom Tisch: Seiner Rechnung nach kämen zwischen 7000 und 11.000 Euro auf jeden Haushalt zu. Anita Dieminger verlas anschließend zehn Fragen inklusive diverser Unterfragen zum Thema Kläranlage und setzte der Gemeinde eine Deadline: Bis zum 9. Juni möge der Gemeinderat Antworten auf die Fragen so veröffentlichen, dass die Informationen für alle

    Das sagt die Bürgermeisterin zum Veranstaltungsstadel

    Christine Gumpp skizzierte den Weg, den der Gemeinderat seit 2018 eingeschlagen hatte, um die Pläne für den Veranstaltungsstadel und das Lagergebäude voranzutreiben. Zugesagt worden seien der Gemeinde 1,267 Millionen an Förderungen. Das Fazit der Bürgermeisterin: "Es ist keine Pflichtaufgabe der Gemeinde, aber eine wertschöpfende Bereicherung fürs Dorf und eine Arbeitsentlastung für die Vereine." Durch die hohen Förderungen, die es "nie mehr geben wird", erklärte die Rathauschefin, sei das Projekt eine "einmalige Chance für Ellgau". 

    Auch hierzu verlas Anita Dieminger einen zweiseitigen Fragenkatalog – begleitet von Fäusten, die auf den Tisch schlugen, und von polternden Bemerkungen. Christine Gumpp ließ das Prozedere stillschweigend über sich ergehen, Altbürgermeister Manfred Schafnitzel konnte hingegen kaum an sich halten. Für sein Plädoyer erhob er sich, umriss kurz, was in Ellgau in den vergangenen Jahrzehnten alles geschafft wurde, und erklärte: "Hoffentlich traut sich der Gemeinderat das auch künftig zu." Der Zusammenhalt scheine zu schwinden, fürchtete der Altbürgermeister und erklärte auch in Richtung des Tisches, an dem Anita Dieminger saß: "Wenn ihr so weitermacht, haben wir in zehn Jahren Stillstand." Bravo-Rufe und lauter Applaus quittierten seine Aussagen, bevor Christine Gumpp ihr Schlussplädoyer anstimmte.

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