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Starker Regen sorgt in Ehingen im Landkreis Augsburg für zahlreiche Probleme.

Ehingen

Ein starker Regen mit heftigen Folgen

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    In Sturzbächen drückte sich das Wasser durch Zäune und schob sich über die Straßen durch Ehingen.
    In Sturzbächen drückte sich das Wasser durch Zäune und schob sich über die Straßen durch Ehingen. Foto: Clemens Kratzer

    Es war „nur“ ein kräftiger Starkregenschauer, der Anfang September über die Gemeinde Ehingen hinweg zog, doch die Folgen sind eklatant. Am Regenwasserrückhaltebecken unter der Straße sind teure Reparaturmaßnahmen nötig. Die Keltenstraße selbst gleicht einer Buckelpiste mit tiefen Dellen in der Mitte der Straße und einer Asphaltdecke, die zum Gehweg hinweg mehrere Zentimeter emporgedrückt wurde. Die Straße war die „neueste Straße im Ort“, berichtet Bürgermeister Franz Schlögel auf Rückfrage und ergänzt, dass die Keltenstraße erst zwischen 2016/2017 neu gebaut wurde und seither das Baugebiet Ehinger Höhe erschließt. Doch was genau war in den Morgenstunden zwischen fünf und sechs Uhr eigentlich passiert?

    Die Keltenstraße gleicht nun einer Buckelpiste und ist abgesperrt. Die Straße wurde erst 2016/2017 gebaut.
    Die Keltenstraße gleicht nun einer Buckelpiste und ist abgesperrt. Die Straße wurde erst 2016/2017 gebaut. Foto: Franz Schlögel

    Schlögel erklärt: Unterhalb der Keltenstraße befindet sich ein Regenwasserrückhaltebecken, das etwa 200 Kubikmeter fasst. Der mächtige Koloss, der im Mai 2016 unterirdisch verbaut wurde, verfügt über zwei Auslässe an die Oberfläche. Konzipiert ist das Bauwerk so, dass die Deckel eben dieser Auslässe automatisch nach oben gedrückt werden sollten, wenn das Regenwasserrückhaltebecken voll ist. Doch das ist nicht passiert.

    Das Bild dieses Anwohners zeigt, wie das Wasser aus dem Regenrückhaltebecken durch den Deckel nach oben drückt. Eigentlich hätte sich der Deckel öffnen müssen. Stattdessen drückte das Wasser die komplette Straße nach oben.
    Das Bild dieses Anwohners zeigt, wie das Wasser aus dem Regenrückhaltebecken durch den Deckel nach oben drückt. Eigentlich hätte sich der Deckel öffnen müssen. Stattdessen drückte das Wasser die komplette Straße nach oben. Foto: Hannes Sommerreißer

    Stattdessen drückte sich zwischen fünf und sechs Uhr morgens zunächst das Wasser wie eine üppige Fontäne durch die kleinen Öffnungen am Deckel. Dann gab die Straße nach und wurde durch die Kraft des Wassers nach oben gedrückt. Sturzbäche zogen durch den Ort, drückten sich durch Gartenzäune, überschwemmten die tieferliegenden Straßen und verwandelten den Ort kurzfristig in ein Hochwassergebiet, das die Erinnerung an die jüngste Hochwasserkatastrophe Anfang Juni wieder erweckte.

    Vor drei Monaten, als das Hochwasser Teile der Schmuttergemeinden Kühlenthal, Nordendorf und Allmannshofen flutete, blieb Ehingen nahezu verschont. Da es im Juni kontinuierlich regnete, hatte Ehingen Glück. „Eine große Menge in kurzer Zeit ist für uns jedoch ein Problem“, erklärt Schlögel und schätzt, dass Anfang September Regenfälle zwischen 80 und 100 Liter pro Quadratmeter binnen kürzester Zeit gefallen sein müssen. Vor allem über Ehingen sei der Regen heruntergeprasselt.

    Fast wäre es in Allmannshofen zu einem Stromausfall gekommen

    Auch beim Allmannshofener Ortsteil Holzen stand das Wasser in der Wiese. „Hier drohte die Verteilerstation abzusaufen“, erklärte Allmannshofens Bürgermeister Markus Stettberger in seiner Gemeinderatsitzung und ergänzte: Wäre das Wasser rund um die Verteilerstation noch höher gestiegen, hätte das einen Stromausfall in ganz Allmannshofen zur Folge gehabt. Doch dem war nicht so und auch in Ehingen brachten die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr die Lage rasch wieder unter Kontrolle. Einige Male lief die Sirene, berichtet Schlögel und ergänzt, dass in einigen Kellern Wasser stand.

    „So können wir es nicht lassen. Die Straße muss heuer noch repariert werden.“

    Franz Schlögel, Bürgermeister von Ehingen

    Zwischenzeitlich konnte sich der Rathauschef ein Bild der Schadenslage machen. Ingenieure waren vor Ort, um am Auslass des Regenrückhaltebeckens zu ergründen, warum die ganze Straßendecke nach oben gedrückt wurde. Fakt sei, dass die Deckel nicht nach oben gedrückt wurden – so wie das Bauwerk eigentlich konzipiert ist. Nach derzeitigem Prüfungsstand wird ein Mangel am Bauwerk ausgeschlossen, hieß es in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Ehingen.

    Stattdessen lässt sich im Inneren des Schachtes erkennen, dass das Wasser eine derartige Kraft aufbaute, dass im Schacht ein deutlicher Spalt zu sehen ist. Dann hob sich die Asphaltdecke, die sich zwar nun wieder senkt, dennoch ist selbst für Laien sichtbar: Die Straße ist kaputt. Teile der Straße sind abgesperrt und Schlögel weiß, dass nun die Zeit drängt: „So können wir es nicht lassen. Die Straße muss noch heuer repariert werden.“

    Die Keltenstraße gleicht nun einer Buckelpiste und ist abgesperrt. Die Straße wurde erst 2016/2017 gebaut.
    Die Keltenstraße gleicht nun einer Buckelpiste und ist abgesperrt. Die Straße wurde erst 2016/2017 gebaut. Foto: Franz Schlögel

    Um eben dieses außerplanmäßige Unterfangen angehen zu gehen, fällte der Gemeinderat nun den Beschluss, Bauleistungen bis 25.000 Euro als Direktauftrag zu vergeben. Bei einem Auftragswert zwischen 25.000 und 100.000 Euro darf eine freihändige Vergabe initiiert werden, was bedeutet, dass die Gemeinde Ehingen auf ein förmliches Vergabeverfahren verzichten könnte. Der Rathauschef wurde ermächtigt, Vergaben in diesem Preissegment vorzunehmen.

    Seitens der Kämmerei, die die überplanmäßigen Ausgaben als „dringlich und unabweisbar“ klassifizierte, gab es grünes Licht: Die Deckung sei gewährleistet. Schlögel hofft, dass er den finanziellen Rahmen nicht ausschöpfen muss. Allerdings ist aktuell noch unklar, wie teuer es wird, den Schaden an den Schächten des Regenrückhaltebeckens und an der Straße zu beheben. In einem Teilbereich der Straße, auf etwa 40 bis 50 Metern wie Schlögel schätzt, muss der Asphalt runter. Der Untergrund muss neu hergerichtet werden. Am Schachtbauwerk und an den Auslässen sind Reparaturen nötig. Zudem überlegt das Ingenieurbüro, ob ein zusätzlicher Entlastungskanal künftig einen Schadensfall wie diesen verhindern könnte.

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