Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Dreifachmord in Langweid: Alle News zur Tat

Langweid

Drei Tote durch Schüsse in Langweid: Der Tatverdächtige besaß mehrere Waffen

    • |
    Ein 64-jähriger Mann steht unter dem dringenden Tatverdacht, in Langweid drei Menschen in einer Wohnung erschossen und zwei weitere an einem zweiten Tatort verletzt zu haben.
    Ein 64-jähriger Mann steht unter dem dringenden Tatverdacht, in Langweid drei Menschen in einer Wohnung erschossen und zwei weitere an einem zweiten Tatort verletzt zu haben. Foto: Marcus Merk

    Schreckliche Szenen haben sich am Freitagabend in Langweid (Kreis Augsburg) abgespielt. Dort schoss ein Mann auf fünf Menschen und tötete dabei drei Nachbarn. Die Polizei fasste den mutmaßlichen Täter unmittelbar danach. Der Tat ging offenbar ein Nachbarschaftsstreit voraus. Nach Angaben der Ermittler wurde die Polizei gegen 19.20 Uhr alarmiert. Der 64-Jährige hatte demnach zunächst in einem Mehrfamilienhaus in der Schubertstraße drei Menschen erschossen. Danach begab er sich in eine weitere Wohnung in einem mehrere hundert Meter entfernten Mehrfamilienhaus in der Hochvogelstraße und schoss dort zwei Personen nieder - diese überlebten. Wie die Polizei auf Anfrage bestätigt, war die Polizei schon einmal am Freitagnachmittag, rund zwei Stunden vor der Tat, wegen eines Streits zu dem Haus in der Schubertstraße gerufen worden. Ein minderjähriger Junge verliert durch die Tat seine Eltern.

    Icon Galerie
    12 Bilder
    In Langweid im Landkreis Augsburg hat am Freitag ein Mann fünf Menschen niedergeschossen. Drei von ihnen starben. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.

    Einsatzkräfte rückten am Freitagabend in großer Zahl nach Langweid aus, Hubschrauber kreisten, Rettungskräfte und Kriseninterventionsteams eilten an den Ort des Geschehens. Noch in der Nacht nahm die Kripo ihre Ermittlungen auf und vernahm Zeugen des Geschehens – unter anderem Bewohner des Hauses, in dem die tödlichen Schüsse fielen.

    Schüsse in Langweid: Mutmaßlicher Täter wurde von der Polizei gefasst

    Der mutmaßliche Täter wurde laut Polizei "im Umfeld" gefasst. Polizisten hielten ihn demnach in seinem Auto auf. Er ließ sich dann den Angaben zufolge widerstandslos festnehmen. Anwohner berichten unserer Redaktion, auf einem Firmengrundstück im Langweider Ortsteil Foret - knapp 1,5 Kilometer von zweiten Tatort entfernt - sei ein Mann von Polizisten festgenommen worden. Es sei ein größeres Polizeiaufgebot vor Ort gewesen. Fotos, die im Netz kursieren, zeigen einen am Boden liegenden Mann. Die Polizei bestätigte inzwischen den Festnahmeort.

    Polizeisprecher Markus Trieb zufolge handelt es sich beim Schützen um einen 64-jährigen Deutschen. Er wohnt in dem Mehrfamilienhaus mit vier Wohnungen in der Schubertstraße, in dem auch die tödlichen Schüsse fielen. Verwandt mit den Opfern sei er nicht. Der Clinch mit den Nachbarn soll schon seit einiger Zeit bestanden haben. Anzeichen für einen Amoklauf sieht die Polizei daher nicht, da der mutmaßliche Täter offenbar nicht wahllos auf Menschen geschossen hat. Der Verdächtige befand sich seit seiner Festnahme in Polizeigewahrsam, eine Richterin erließ am Samstagnachmittag einen Haftbefehl gegen den Mann - wegen dreifachen Mordes und zweifachen Mordversuchs. Er sitzt jetzt im Gefängnis in Gablingen (Kreis Augsburg) in Untersuchungshaft. 

    Laut Polizei ist bislang bekannt, "dass der Mann offenbar als Sportschütze mehrere unterschiedliche Waffen und auch eine waffenrechtliche Erlaubnis besaß." Ob es sich dabei auch um Langwaffen, also Gewehre, gehandelt hat, blieb zunächst offen. Im Auto des Mannes befanden sich laut Polizei zwei Kurzwaffen, Einsatzkräfte stellten in der Nacht auch die in der Wohnung des Mannes befindlichen Waffen sicher.

    Schon am Freitagnachmittag war die Polizei wegen eines Streits zu dem Haus in der Schubertstraße gekommen. Der 64-Jährige sei beim Eintreffen der Polizei aber nicht mehr vor Ort gewesen, deshalb habe man nicht mit ihm sprechen können, so ein Sprecher. Seit Ende 2018 ist die Polizei eigenen Angaben zufolge über den schwelenden Nachbarschaftsstreit in der Schubertstraße informiert. Seitdem gab es einzelne Vorfälle wie Gerangel, Beleidigungen und Drohungen. Ansonsten trat der 64-Jährige nicht in polizeiliche Erscheinung.

    Drei Tote nach Schüssen in Langweid: Täter feuerte auch durch die Wohnungstür

    Die Todesopfer sind zwei Frauen im Alter von 72 beziehungsweise 49 Jahren sowie ein 52-jähriger Mann. Bei den beiden jüngeren Opfern soll es sich um ein Paar handeln. In der Wohnung in der Hochvogelstraße wurden eine 32-jährige Frau und ein 44 Jahre alter Mann - den Angaben zufolge ebenfalls ein Paar - durch die Schüsse schwer verletzt. Diese sind nach Angaben der Polizei in stabilem Zustand und wurden in ein Krankenhaus gebracht. Zu den beiden schwer verletzten Personen bestand nach Polizeiangaben ebenfalls eine Vorbeziehung. Der 44-Jährige Verletzte soll ein Sohn der getöteten 72-Jährigen sein. Vor Ort war die Rede davon, dass der Täter in dem Haus in der Schubertstraße auch durch eine Wohnungstür gefeuert haben soll. Inzwischen bestätigte die Polizei unserer Redaktion, dass die 72-jährige Frau durch die Tür erschossen worden sei. Auch in dem zweiten Haus schoss der Mann offenbar durch die Wohnungstür.

    In und um die beiden Tatorte suchte ein großes Polizeiaufgebot nach Spuren. Die Arbeit der Ermittler an den Tatorten dauerte am Freitagabend bis spät in die Nacht an. Auf den Straßen herrschte derweil gespenstische Stille. Sie waren so gut wie menschenleer.

    Der 64-jährige Mann, der im Landkreis Augsburg drei Menschen erschossen und zwei weitere schwer verletzt haben soll, soll noch am Wochenende dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Dies sagte ein Sprecher der Polizei am Samstagmorgen
    Icon Galerie
    13 Bilder
    Ein Mann hat in Langweid am Freitagabend drei Menschen erschossen und zwei weitere schwer verletzt. In der Nachbarschaft herrscht Trauer und Fassungslosigkeit.

    Langweid selbst ist ein eher ruhiger Ort im Norden von Augsburg. Die Gemeinde an der Bundesstraße 2 hat einen Bahnanschluss und knapp 9000 Einwohner. In den vergangenen Jahren ist sie rasch gewachsen. Von einem „schrecklichen und unglaublichen Ereignis“, dem schlimmsten Gewaltverbrechen zumindest seit Beginn seiner Amtszeit, spricht Landrat Martin Sailer. „Wir bieten mit den Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, jede Hilfe an“, so der Landrat weiter. Er wisse jedoch, dass die Angehörigen seit Freitagabend vom Kriseninterventionsteam und der Polizei betreut würden – darunter ein Minderjähriger, der laut Polizei bei der Tat seine Eltern verlor. Der Junge war nicht zuhause, als sich die Tat abspielte. Die Familien bräuchten nun sicher zunächst Ruhe, sagt Sailer.

    Reaktion auf die Tat in Langweid: Landrat Martin Sailer warnt vor voreiligen Schlüssen

    Das Landratsamt ist dafür zuständig, die Auflagen für die Schützenvereine zu überprüfen und Waffenerlaubnisse zu vergeben. Das Landratsamt bestätigt, dass der Tatverdächtige eine Waffenbesitzkarte hatte und regelmäßig überprüft wurde, zuletzt vor einem Jahr. Auffällig sei der Mann nie gewesen, heißt es aus dem Landratsamt. Ein Sportschütze darf seine Sportgeräte sicher zu Hause aufbewahren, aber nur im Schützenheim schießen. Sportschützen unter Generalverdacht zu stellen oder vorschnell zu fordern, die Waffen der Sportschützen nur noch in Vereinsheimen aufbewahren zu dürfen, seien jetzt fehl am Platz. „Dazu wissen wir auch noch zu wenig über die Hintergründe“, sagt der Landrat. Andere Fälle hätten gezeigt, wer morden wolle, der finde einen Weg. Nun müsse man abwägen und die Dinge sauber abarbeiten. „Aber im Moment überwiegt zunächst die Bestürzung.“ Das gilt auch für die Feuerwehr in Langweid. Sie hatte für den Samstagabend ein Feuerwehrfest geplant, das jedoch vor dem Hintergrund der Tat abgesagt.

    Alle Neuigkeiten und Entwicklungen zum mutmaßlichen Dreifachmord in Langweid finden Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden