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Dinkelscherben/Zusmarshausen/Altenmünster: Gemeinden machen Druck für Hochwasserschutz im Zusamtal

Dinkelscherben/Zusmarshausen/Altenmünster

Gemeinden machen Druck für Hochwasserschutz im Zusamtal

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    Ein Rückhaltebecken bei Siefenwang gilt als zentrale Maßnahme zum Schutz vor künftigen Hochwasserkatastrophen.
    Ein Rückhaltebecken bei Siefenwang gilt als zentrale Maßnahme zum Schutz vor künftigen Hochwasserkatastrophen. Foto: Marcus Merk

    Ein beachtlicher Teil der Millionenschäden, die durch das Hochwasser Anfang Juni entstanden sind, hätten verhindert werden können. So sehen das die Bürgermeister aus Dinkelscherben, Zusmarshausen und Altenmünster. Hätte man doch schon vor der großen Katastrophe das seit Jahren geforderte Rückhaltebecken an der Zusam bei Siefenwang gebaut. Doch wie mehrfach berichtet, wurde daraus bislang nichts. Damit sich das möglichst schnell ändert, machen die Rathauschefs weiter Druck. Ihre Forderungen haben sie in einer gemeinsamen Petition aufgeschrieben. Dabei geht es nicht nur um Siefenwang.

    Großes Aufräumen nach dem Hochwasser in Dinkelscherben / Aufräumaktion Großes Aufräumen nach dem Hochwasser in Dinkelscherben
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    Hochwasser im Juni traf die Region hart

    Die drei Bürgermeister erinnern an die Situation am ersten Juni-Wochenende. Dinkelscherben stand praktisch halb unter Wasser. Der Bereich rund um die Bahnhofstraße wurde völlig überschwemmt. „Ich stand in der Bäckerei, da ist mir das Wasser fast in die Gummistiefel gelaufen“, erinnert sich Bürgermeister Edgar Kalb. Der Schaden ist immens. Auch Zusmarshausen war betroffen. Dort besonders der Ortsteil Wörleschwang, erzählt Bürgermeister Bernhard Uhl. Allein bei einer Firma dort liege der Schaden bei rund vier Millionen Euro. Uhl: „Die standen praktisch komplett unter Wasser.“ Und in Altenmünster? „Bei uns kam das Wasser zeitversetzt an“, erinnert sich Bürgermeister Florian Mair. Orientieren konnte man sich am Pegelstand der Zusam in Fleinhausen, mehr Messstände gäbe es in der näheren Umgebung leider nicht. Etwa 60 Haushalte waren in Altenmünster von den Wassermassen betroffen. Damit das nicht wieder passiert, haben die drei Rathauschefs ihre zentralen Forderungen in der Petition formuliert:

    Die Forderungen der Hochwasser-Petition

    • Das Rückhaltebecken an der Zusam Das Becken soll rund 1,25 Millionen Hektometer Wasser zurückhalten können. Theoretisch gibt es eine Zusage für die Schutzmaßnahme bei Siefenwang. Anfang 2025 soll Baubeginn sein, Mitte oder Ende 2026 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dieser Zusage wollen die Bürgermeister mit ihrer Petition Nachdruck verleihen. Der Landtag könnte das Projekt so mit einem Beschluss festhalten. Das Rückhaltebecken sei dringend erforderlich, um eine weitere Hochwasserkatastrophe im Zusamtal zu verhindern. Zuletzt kam es dabei zu Verzögerungen, weil Grundstückseigentümer und Behörden sich nicht einig wurden. Zusmarshausens Bürgermeister Bernhard Uhl und Dinkelscherbens dritter Bürgermeister Peter Kraus sollten vermitteln - und den Eigentümern Flächen zum Tausch anbieten. Mit einigen sei man sich bereits einig geworden. Die getauschten Flächen sollen im Gemeindegebiet Dinkelscherben liegen. Kaus spricht von einem „Teilerfolg.“

    Die Grundstückseigentümer hatten nach Jahren des Stillstands im Projekt mehr Geld für ihre Flächen gefordert, da die Preise generell gestiegen sind. „Das Wasserwirtschaftsamt wollte nicht zahlen“, stellte Dinkelscherbens Bürgermeister Edgar Kalb bei einer Pressekonferenz zum Hochwasserschutz klar.

    Müssen Grundstückseigentümer enteignet werden?

    Er hofft, wie die anderen Rathauschefs, nun auf eine schnelle Einigung, damit Dinkelscherben und alle anderen Orte abwärts der Zusam beim nächsten Hochwasser besser geschützt sind. Die Forderung der Bürgermeister in der Petition: „Der Baubeginn muss so schnell wie möglich, spätestens jedoch im ersten Quartal 2025, erfolgen.“

    • Weitere Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser Die Initiatoren der Petition berufen sich dabei auf eine Machbarkeitsstudie, die es schon seit mehr als 20 Jahren gibt. Konkret geht es dabei um Maßnahmen zum Hochwasserschutz für den Oberlauf der Zusam bei Ziemetshausen. „Die Durchführung dieser Maßnahmen ist bis zum Jahr 2026 anzustreben. Zudem sollten die Maßnahmen am Gewässer dritter Ordnung, die in der Verantwortung der Marktgemeinde Dinkelscherben liegen, ausreichend finanziell unterstützt werden, damit die Gemeinde sie eigenständig realisieren kann“, heißt es in der Petition. Die Gemeinden bräuchten dazu mehr Geld vom Freistaat. Der gäbe sein Geld an falscher Stelle aus, meint Dinkelscherbens Bürgermeister und nennt ein Beispiel: Die 200 Millionen Euro an Soforthilfe könnten Betroffene zwar für neue Waschmaschinen ausgeben. Hätte man mit diesem Geld aber rechtzeitig für Schutz gesorgt, wäre das gar nicht nötig. Kalb: „Mit dieser Hochwasserpolitik wird das Problem größer, aber nicht kleiner.“
    • Stärkung der Klimaresilienz in der Region „Ein zentraler Ansatz hierbei ist die Steigerung der Speicherfähigkeit der Landschaft für Wasser sowie die Förderung der Grundwasserbildung, um Hochwasserereignisse effektiver zu bewältigen und Trockenphasen besser zu überstehen“, heißt es in der Petition. Dinkelscherbens zweiter Bürgermeister Ulrich Fahrner betont, dass sich der Wandel des Klimas auch in der Region nicht aufhalten lasse. Die Reischenau und das Zusamtal bieten mit ihren Moorgebieten und Wäldern ideale Bedingungen dafür, den Folgen entgegenzuwirken. „schlagen wir vor, eine Modellregion zur Klimaresilienz im Naturpark Westliche Wälder zu etablieren. Dieses Projekt soll mit wissenschaftlicher Begleitforschung durchgeführt werden und als beispielhaftes Modell für ganz Bayern dienen, um Wege für ein klimaresilientes Bayern aufzuzeigen“, erklären die Initiatioren der Petition
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