Das verheerende Hochwasser hat in Dinkelscherben deutliche Schäden hinterlassen, nicht nur an und in Häusern, sondern auch in der Natur. Durch die Wassermassen sei viel Müll eingeschwemmt und zerstreut worden, erklärt Friederike Grass vom Bund Naturschutz Dinkelscherben: „Das Problem ist, dass das Zeug auf den Wiesen verteilt wurde und im Gras nicht zusehen ist.“ Daher hatte der Bund Naturschutz zu einer Müllsammelaktion aufgerufen.
14 Freiwillige zogen mit Kindern und Hund im Schlepptau los, um sich rund um das Überschwemmungsgebiet auf die Suche nach Müll zu begeben. Aufgeteilt in Gruppen gingen sie an der entlang der Zusam und ihrer Zulaufbäche, der Schäfflerstraße oder der Zusamstraße. Die Bilanz war positiv: Es wurde weniger Müll gefunden als erwartet. „Der Bauhof war schon unheimlich fleißig", sagte Grass. Vor einer Woche sei noch deutlich mehr Müll herumgelegen. „Da muss man echt mal loben“, fügt sie hinzu.
Sie hatte bereits am Vormittag einige Orte abgefahren, um herauszufinden, wo es besonders viel Müll liegt. „Im Nordwesten von der Tankstelle her sieht es zum Beispiel schon gut aus“, lautet ihr Fazit. Ein Problem sei, dass Teile des herumliegenden Mülls von dem ausgelaufenen Heizöl verschmutzt sind.
"Die Kinder sind ganz scharf aufs Müllsammeln"
Ein Weiher in der Nähe des Flusses etwa sei voller Öl gewesen. Hier musste die Gemeinde große Abfallteile mit einem Kran entfernen. Dann wurde nun eine Chlor-Substanz dazugegeben, die das Öl binden soll, erzählte Verena Fischer von der Geschäftsstelle Augsburg vom Bund Naturschutz. Sie organisierte die Müllsammelaktion. „Ein paar Leute sind auf mich zugekommen und haben gesagt, dass man da was machen muss“, berichtete sie. Einige Wiesen hätten sehr schlimm ausgeschaut. „Da wurde jetzt aber zum Teil schon gemäht, das ist natürlich schade.“ Zuspruch erhielt die Aktion von der Gemeinde. „Später gibt es noch eine Brotzeit vom Bürgermeister“, sagt Fischer. Auch in Fleinhausen habe sie schon mit einer Jugendgruppe vom Bund Naturschutz Müll gesammelt. Dort werde das regelmäßig gemacht. „Die Kinder sind ganz scharf aufs Müllsammeln“, erzählte sie.
Trotz der guten Vorarbeit finden die Sammlerinnen und Sammler noch einiges. Pohan Nazari zog eine größere Plastikpalette aus einer Böschung am Ufer der Zusam. Der 16-jährige Afghane ist erst seit acht Monaten in Deutschland und hat schon zuvor bei Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser geholfen. Zusammen mit anderen will auch er Müll sammeln. Eine Betreuerin hätte die geflüchteten Jugendlichen auf die Aktion aufmerksam gemacht, erzählt er.
„Das ist eigentlich vor allem Plastikzeug und Kleingruscht“, zog Franz Maurer-Grass eine erste Bilanz. Die Anwohner der umliegenden Grundstücke hätten schon viel sauber gemacht. „Zwei Säcke sind es aber doch schon geworden“, fügt er hinzu. Auch Benedikt Waibel hat schon einen Müllsack vollgemacht. Dass er bei der Sammelaktion dabei ist, sei eher Zufall, nachdem er kurzfristig davon erfahren hatte. „Ich dachte, wenn die offensichtlich immer noch Hilfe brauchen, kann ich mal hingehen“, erzählt er. „Die Truppe, die bei den ursprünglichen Aufräumarbeiten dabei war, ist müde, jetzt sind andere dran“, findet Waibel.
Auch ein Zusmarshauser hilft in Dinkelscherben mit
Johann Weindel ist sogar aus Zusmarshausen gekommen, um den Dinkelscherbern beim Müllsammeln zu helfen. „Irgendeiner muss es ja machen“, erklärt er. Da sei es selbstverständlich, im Nachbardorf zu helfen. Zuvor sei das die Aufgabe der Fachleute, etwa von der Feuerwehr gewesen. „Da bin ich lieber weggeblieben, bevor ich selbst zum Rettungsfall werde“, sagt Weindel. Jetzt will auch er sich beteiligen. Selbst Wasser im Keller hatte Irmgard Langer. Trotzdem war sie entlang der Zusam und beim Betreuten Wohnen unterwegs, um Abfall aufzulesen. Die Aktion fand sie gut und wollte einfach mal mitgehen. „Ich bin zwar die Älteste hier, aber das ist ja Wurst“, sagte sie und lachte.
Nach einer guten Stunde hat sich doch schon ein beträchtlicher Haufen an Müll angesammelt. Das war die erste Müllsammelaktion, die in diesem Ausmaß in Dinkelscherben stattgefunden hat. „Es sind einige gekommen, die noch nicht da waren, nicht nur der harte Kern“, freute sich Friederike Grass. In erster Linie hätten die Sammelnden Plastik gefunden, berichtet Verena Fischer: „Viel hängt auch im Wasser, da kommen wir leider nicht ran.“ Insgesamt sei die Verschmutzung aber nicht so schlimm wie befürchtet.