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Dinkelscherben: Mit „Rollis“ aus Dinkelscherben finden Hunde zurück ins Leben

Dinkelscherben

Mit „Rollis“ aus Dinkelscherben finden Hunde zurück ins Leben

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    Jessica Scheller mit ihren beiden Hunden Susi und Lotta. Die beiden Tiere sind gelähmt. Durch ihre Rollis können die ehemaligen Straßenhunde nun wieder über die Wiese flitzen. Das hat Jessica Scheller zum Geschäftsmodell gemacht. Sie betreibt einen Online-Handel für Hunde-Rollstühle.
    Jessica Scheller mit ihren beiden Hunden Susi und Lotta. Die beiden Tiere sind gelähmt. Durch ihre Rollis können die ehemaligen Straßenhunde nun wieder über die Wiese flitzen. Das hat Jessica Scheller zum Geschäftsmodell gemacht. Sie betreibt einen Online-Handel für Hunde-Rollstühle. Foto: Marcus Merk

    Für Jessica Scheller war es Liebe auf den ersten Blick. Vor acht Jahren, kurz vor Weihnachten, sieht sie auf Facebook ein Video von einem kleinen rumänischen Hund. Ohne Hilfe kann er nicht mehr gehen. Mit einem Rollstuhl an den Hinterläufen ist das aber kein Problem. „Ich dachte sofort: Das ist meiner“, erinnert sich Scheller. Kurz danach, an Heiligabend, ist ihr neuer Begleiter gerettet. Über eine private Tierhilfe wurde der Hund aus Rumänien nach Deutschland gebracht. Heute macht

    Weder Wiese noch Schotterweg bringen die Rollis aus Dinkelscherben an ihre Grenzen

    Auch zwei ihrer eigenen Hunde sind auf einen Rollstuhl angewiesen. Susi und Lotta sind Straßenhunde aus Rumänien und Ungarn. Dort hätten sie wohl kaum eine Chance gehabt, erzählt Scheller. Heute flitzen sie über die weiten Felder am Waldrand vor Ettelried. Man spürt, dass die Tiere sich bewegen wollen. Eingeschränkt sind sie durch die Rollis kaum. Weder Wiese noch Schotterweg bringen die kleinen Reifen an den Hinterläufen der Tiere an ihre Grenzen. Und genau das ist entscheidend, erklärt Scheller.

    Denn viele der Rollstühle für Hunde seien nicht besonders stabil oder ließen sich nicht verstellen. Ihre Rollis hingegen halten ein Hundeleben lang, behauptet die Frau aus Ettelried. Hergestellt werden sie in den USA. Von dort importiert Scheller sie zu sich nach Hause und verschickt sie weiter. Ihre Kunden bestellen über einen Onlineshop. Seit zwei Jahren ist das der Hauptberuf der 52-Jährigen. Etwa 1000 Rollis habe sie in dieser Zeit bereits verkauft. Und es werden immer mehr. Doch weshalb bestellen die Hundebesitzer nicht direkt in den USA?

    Nicht nur gelähmte Hunde können von den Rollis profitieren

    Das habe mehrere Gründe, meint Scheller. Zum einen dauere es Wochen, bis eine Bestellung aus Amerika in Deutschland ankommt. Außerdem müsse Zoll bezahlt werden. „Und wir bieten einen persönlichen Service“, sagt Scheller. Wer will, bekommt Zugang zu vielen Videos, in denen erklärt wird, worauf beim Umgang mit Rollstuhl-Hunden zu achten ist. Die Videos dreht Scheller gemeinsam mit ihrer Freundin Linda Erdl. Die beiden kennen sich über eine Facebook-Gruppe für Hunde mit Handicap. Hundetrainerin Erdl, die selbst im Rollstuhl sitzt, hat ebenfalls einen Rolli-Hund. Lio ist eine Mischung aus Schnauzer und Pudel und lebt erst seit vier Wochen mit Rollstuhl.

    Eingeschränkt seien die Tiere durch ihre Rollstühle nicht, meint Besitzerin Jessica Scheller. Viele wüssten allerdings nichts von dieser Möglichkeit.
    Eingeschränkt seien die Tiere durch ihre Rollstühle nicht, meint Besitzerin Jessica Scheller. Viele wüssten allerdings nichts von dieser Möglichkeit. Foto: Marcus Merk

    Vielleicht wird er den bald nicht mehr brauchen, erklärt Linda Erdl. Lio hatte einen Bandscheibenvorfall, kann seither nicht mehr allein laufen. „Durch den Rolli könnte sich die Muskulatur jetzt wieder aufbauen“, sagt Erdl. Das Beispiel zeigt, dass nicht nur gelähmte Hunde von den Rollis profitieren können.

    Kleinere Modelle kosten etwa 200 Euro, das größte 550 Euro

    Viele ihrer Kunden haben einen Hund mit Bandscheibenvorfall, erzählt Jessica Scheller. In solchen Fällen können Hundebesitzer sich bei ihr auch einen Rolli leihen. Grundsätzlich finde man für jedes Tier ein passendes Modell. Kleinere kosten etwa 200 Euro, das größte 550 Euro. Das ging zuletzt an das Frauchen eines 85 Kilo schweren Neufundländers.

    In Deutschland seien Rollstühle für Hunde noch kein großes Thema, meint Scheller. Bevor sie sich dem Geschäft damit hauptberuflich widmete, arbeitete sie bei einem großen Onlineshop für Tierbedarf. „Ich bin froh, dass ich heute von und für die Rollis leben kann“. Anfangs sei sie besonders im Ort für ihre Idee belächelt worden. Mittlerweile komme sie den vielen Bestellungen allein kaum mehr hinterher.

    Tierärzte geben gelähmten oder gehbehinderten Hunden oft keine Chance mehr

    Nicht verstehen kann die 52-Jährige, dass viele Tierärzte gelähmten oder gehbehinderten Tieren oft keine Chance geben. „Die meisten Ärzte raten zum Einschläfern“, sagt Scheller. Woran das liegt? Scheller: „Ich glaube, die wissen oft gar nicht, was damit alles möglich ist.“ Sobald Tierärzte sehen, wie selbstständig sich die Hunde in ihren Rollis bewegen können, seien sie überzeugt, sagt die 52-Jährige. Sie ist der Meinung, dass die behinderten Tiere damit ein neues Leben beginnen können. Weniger weit laufen als gesunde Tiere, könnten die Rolli-Hunde nicht. Zuhause aber nimmt sie ihren Tieren die Gehhilfe meist ab. „Dann sitzen die im Körbchen, das ist bei gesunden Hunden aber oft auch nicht anders“, meint Scheller.

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