Landtagsabgeordneter Max Deisenhofer (Grüne) sieht die Gelder für den Hochwasserschutz in Bayern falsch gewichtet: „Es braucht insgesamt mehr Geld für den Hochwasserschutz. Aktuell gibt es zu hohe Ausgaben für teure Prestigeprojekte statt für wirksame und ökologische Maßnahmen in der Fläche. Seit Jahren wurden die Haushaltsmittel für den Hochwasserschutz kaum erhöht, während die Baukosten um bis zu 40 Prozent gestiegen sind. In allem wurden so deutlich weniger Projekte gebaut als ursprünglich geplant“, so Deisenhofer in einer Pressemitteilung.
Seinen Worten zufolge werde zu viel Augenmerk auf Flutpolder an größeren Flüssen gelegt. Allein das Bauwerk in Leipheim soll 76 Millionen Euro kosten. „Das Paradoxe daran: Der Flutpolder bei Leipheim wäre genau wie alle anderen Polder entlang der Donau beim Hochwasser im Juni gar nicht zum Einsatz gekommen“, sagt Deisenhofer. Flutpolder sollen demnach die Hochwasserspitze bei Ereignissen kappen, die seltener als das HQ100 auftreten. Dies war bei der jüngsten Hochwasserkatastrophe – zumindest an der Donau - nicht der Fall. Die stärksten Überschwemmungen traten stattdessen an Mindel, Kammel, Günz, Zusam, Schmutter, Glonn, Paar und Ilm auf.
Natürlicher Hochwasserschutz soll ausgebaut werden
Deisenhofer pocht daher auf stärkere Bemühungen an diesen Flüssen und für den natürlichen Hochwasserschutz. Bislang sei etwa die Renaturierung von Flüssen in Bayern zu kurz gekommen. Auch kleinere technische Maßnahmen, wie Rückhaltebecken in den Gemeinden, sollten vom Freistaat stärker unterstützt werden. „Die Kommunen allein haben keine Gelder für die notwendigen Maßnahmen. Gerade an kleineren Bächen und Flüssen könnten wir aber Hochwasser schon in seiner Entstehung zurückhalten und uns millionenschwere Großprojekte flussabwärts sparen.“ Zusätzliche digitale Messpegel an Roth, Zusam, Schmutter und Friedberger Ach sollten zudem punktgenau vor Hochwasser warnen.
Als Beispiel für eine Spartaktik, die am Ende viel kostet, nennt Max Deisenhofer das geplante Becken in Siefenwang (Dinkelscherben). Der Bau war bereits für 2019 geplant, scheiterte dann aber am Geld. Fachleute sind sich einig, dass ein Teil der Schäden in Dinkelscherben und flussabwärts, die beim Hochwasser Anfang Juni entstanden sind, durch das Becken hätten verhindert werden können. Inzwischen konnten sich die Verhandlungspartner jedoch einigen, Baubeginn in Siefenwang soll nun Anfang März 2025 sein. Politischer Druck war zuvor unter anderem von Landrat Martin Sailer (CSU) und dem bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber (FW) gekommen. (AZ)
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