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Dinkelscherben: 250 Meter hohe Giganten: Investor plant Windpark bei Dinkelscherben

Dinkelscherben

250 Meter hohe Giganten: Investor plant Windpark bei Dinkelscherben

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    Im Wald bei Dinkelscherben plant ein Investor einen neuen Windpark.
    Im Wald bei Dinkelscherben plant ein Investor einen neuen Windpark.

    Dinkelscherben Das höchste Bauwerk im Landkreis Augsburg könnte bald mitten im Wald stehen. In der Nähe des kleinen Örtchens Ettelried plant die Firma Juwi AG zehn Windrad-Riesen. 250 Meter hoch sollen die Anlagen werden. Zum Vergleich: Der Augsburger Hotelturm misst – einschließlich Antenne – gerade einmal 167 Meter. Das größte Gebäude in Gersthofen, der Roschmann-Tower im Industriegebiet, bringt es auf elf Geschosse und 44 Meter. Noch steht das Millionenprojekt bei Dinkelscherben ganz am Anfang. Es könnte aber zur nächsten Mega-Baustelle im Kreis werden.

    Die Pläne dazu stellte bei der jüngsten Sitzung des Dinkelscherber Rats Projektleiter Alexander Bromberger vor. Demnach plant das Unternehmen auf einer Fläche von 140 Hektar einen Windpark im Wald bei Ettelried. Dauerhaft gerodet werden müsste eine Fläche von 0,5 Hektar je Anlage. Weil für den Aufbau der Anlagen schweres Gerät notwendig ist, müssten wohl auch die Waldwege auf vier Meter verbreitert werden. Bromberger betonte, dass die gerodete Fläche wieder aufgeforstet werde. Ziel sei es, den Ausgleich möglichst vor Ort zu schaffen.

    Windräder sollen 25.000 Haushalte im Jahr mit Strom versorgen

    Mit den zehn Windrädern könnten laut Bromberger etwa 25.000 Haushalte jährlich mit Strom versorgt werden. Dazu müssten – entlang bestehender Wege – Leitungen verlegt werden. Ein Kritikpunkt bei ähnlichen Anlagen ist immer wieder das Thema Lautstärke. Dazu habe die Juwi AG bereits ein Gutachten erstellen lassen. Zu hören wären die Anlagen demnach nicht nur im Wald. In Ettelried soll die Lautstärke der Anlagen noch bei etwa 35 Dezibel liegen. Das ist in etwa so laut wie ein Zimmerventilator. Ein anderer Streitpunkt bei ähnlichen Anlagen ist die Sichtbarkeit der Windräder. Ähnliche Projekte führten immer wieder zu Protestaktionen. Laut Projektmanager Bromberger wären die Anlagen von den umgrenzenden Orten allerdings nur in der Ferne zu sehen. Nachts sollen die Windräder nicht blinken. Mit einer Höhe von 250 Metern ragen die Anlagen allerdings weit über die Baumwipfel des Waldes hinaus. Zum Vergleich: Die Windkraftanlagen im Scheppacher Forst bei Zusmarshausen sind 191 Meter hoch.

    Um den Gemeinderäten das Projekt schmackhaft zu machen, arbeitete der Projektleiter besonders die Einnahmen durch Gewerbesteuer hervor. Demnach könnte die Gemeinde über 25 Jahre mit etwa vier Millionen Euro an Einnahmen rechnen. Auch Bürger sollen in das Projekt investieren können. Laut Bromberger sei mit einer Rendite von etwa fünf Prozent zu rechnen – garantieren könne das aber niemand.

    Ähnliches Projekt bereits vor zwei Jahren bei Dinkelscherben geplant

    Es ist nicht das erste Mal, dass ein Investor bei Dinkelscherben einen Windpark bauen möchte. Die Fläche ist laut einer Untersuchung des Naturparkvereins Augsburg Westliche Wälder gut dafür geeignet. Bereits vor zwei Jahren gab es entsprechende Pläne. Damals war die Firma DGE Wind aus Freiburg zu Gast im Dinkelscherber Gemeinderat. Schnell wurde es allerdings still um das Projekt. Was war passiert? Auf Nachfrage teilt das Freiburger Unternehmen mit, man sei sich mit den Waldeigentümern nicht einig geworden. Der neue Investor, die Firma Juwi AG, habe am Ende das Rennen um den Pachtvertrag gemacht. „Das ärgert uns natürlich sehr“, sagt Geschäftsführer Bernhard Wieland von DGE Wind. Die Verhandlungen liefen wohl bis zum Frühjahr. Mit dem neuen Investor sind sich die beiden betroffenen Waldbesitzer nun offenbar einig. Einer von ihnen meldete sich bei der Gemeinderatssitzung zu Wort. Es seien bereits Verträge unterschrieben, sagte der Eigentümer. Er unterstütze den Windpark bei Ettelried. Das allein reicht allerdings nicht. Auch die Gemeinde muss den Plänen zustimmen.´

    10-H-Regelung kann beim Windpark in Dinkelscherben nicht eingehalten werden

    Man müsse die Bürger von Anfang an informieren, sagte Tobias Mayr (CSU). Um ihr Vertrauen zu gewinnen, sei es auch wichtig, die 10-H-Regelung einzuhalten. Demnach muss ein Windrad in Bayern einen Mindestabstand vom Zehnfachen seiner Höhe zur nächsten Ortschaft einhalten. Laut Bromberger ist das im konkreten Projekt nicht möglich: „Aufgrund der Wirtschaftlichkeit müssen die Anlagen 250 Meter hoch sein.“ Weil die nächste Ortschaft allerdings weniger als 2,5 Kilometer entfernt ist, könne man die 10-H-Regelung nicht einhalten. Will eine Gemeinde einem Windrad in näherem Abstand Baurecht schaffen, muss sie hierfür einen entsprechenden Bebauungsplan aufstellen.

    Gemeinderat Hans Marz (SPD) verwies auf den Artenschutz. Laut Bromberger sei bislang ein Rotmilan in der Nähe des Standorts entdeckt worden. Genaueres müssten allerdings längerfristige Untersuchungen klären.

    Juwi AG geht von Projektkosten in Höhe von 50 bis 60 Millionen Euro aus

    Gemessen werden soll auch, mit wie viel Windenergie auf dem Gelände überhaupt zu rechnen ist. Grundsätzlich sei die Energie in Bayern weniger stark als andernorts in Deutschland. Rechnen würden sich laut Bromberger deshalb nur die 250 Meter hohen Anlagen. Er geht davon aus, dass die Kosten dazu bei 50 bis 60 Millionen Euro liegen.

    Im laufenden Jahr will die Juwi AG nun verschiedene Gutachten in Auftrag geben. Um das Projekt zu realisieren, braucht es – neben Pachtverträgen – später die Zustimmung von Gemeinde und Landkreis. Bis die 250 Meter hohen Giganten im Wald bei Ettelried stehen könnten, dürfte also noch einige Zeit vergehen.

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