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Diedorf: Zu verkaufen: Ein Stück Berliner Mauer an Selbstabholer

Diedorf

Zu verkaufen: Ein Stück Berliner Mauer an Selbstabholer

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    Ein Teil der Berliner Mauer steht vor der Schmuttertalhalle Diedorf. 
    Ein Teil der Berliner Mauer steht vor der Schmuttertalhalle Diedorf.  Foto: Marcus Merk

    In den USA und Großbritannien stürzen Demonstranten Denkmäler von Menschen, weil diese Rassisten gewesen sein sollen. Auch in Deutschland wird über Sinn und Zweck mancher Monumente diskutiert. Doch wofür stehen eigentlich die zahlreichen Denkmäler im Augsburger Land? Wir haben uns auf die Suche begeben und sind auf viele interessante Geschichten gestoßen.

    In der Nähe der Schmuttertalhalle in Diedorf stehen mehrere große graffitiverzierte Betonplatten. Als flüchtiger Betrachter würde man gar nicht auf die Idee kommen, wie geschichtsträchtig sie sind. Und doch ist an diesem Ort Schreckliches passiert. Unüberwindbar war die Mauer einmal, dafür sorgten schon die Überwachung durch Soldaten der Nationalen Volksarmee und die gefürchteten Selbstschussanlagen. Es handelt sich um eines der größten erhaltenen Stücke der Berliner Mauer, außerhalb der einst geteilten Stadt. Der Großteil des „antifaschistischen Schutzwalles“ wurde zu kleinen Kieseln verarbeitet und als Souvenir an Touristen verkauft. Zu verdanken hat Diedorf die Sehenswürdigkeit dem Bauunternehmer Matthias Maresch. Er hatte die Grenzanlage in den 1990er-Jahren gekauft, als er sich beruflich in Berlin aufhielt: „Ich habe das Angebot der Treuhandgesellschaft gesehen und einfach spontan zugeschlagen“, erzählt der Rommelsrieder.

    Bauunternehmer Matthias Maresch: „Die waren froh das Teil loszuwerden“

    Er hat ein echtes Schnäppchen gemacht: Weniger als 2000 Mark musste er damals bezahlen. „Die waren froh das Teil loszuwerden“, erinnert er sich. Damals sei der historische Wert der Mauer Vielen noch gar nicht so bewusst gewesen. Der Tauschwert habe für ihn sowieso nicht im Mittelpunkt gestanden. Maresch wurde 1953 im thüringischen Pössneck geboren und verließ die DDR noch vor dem Mauerfall. Er habe sich mit dem Kauf an die friedliche Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und an seine eigene Lebensgeschichte erinnern wollen. Die Frage war nur, wo er das Mauerstück aufbewahren sollte.

    „Ich wollte es erst in den Garten stellen, aber meine Frau war dagegen“, erinnert sich Maresch. Schließlich ließ er es von der Diedorfer Tiefbaufirma Otto Schüssler aus Berlin nach Schwaben transportieren. Werner Schüssler transportierte sie auf einem Tieflader nach Diedorf. Ein Aufbewahrungsort war aber nicht in Sicht, so blieb die Mauer fast 20 Jahre in Schüsslers Kiesgrube in Neusäß-Täfertingen. Dort drohte ihr ein profanes Ende: Schüssler wollte sie schon zu Füllmaterial verarbeiten.

    2009 wurde die Mauer zum 20. Jubiläum des Mauerfalls eingeweiht

    Entsorgen wollte Maresch sie aber nicht. Der damalige stellvertretende Landrat Max Strehle half ihm das unrühmliche Ende des Mauerstücks zu vermeiden: „Ich habe Strehle beim Fußball getroffen und er wollte da was machen“, erinnert sich Maresch. Der CSU-Mann fand einen Abnehmer im damaligen Diedorfer Bürgermeister Otto Völk. 2009 wurde die Mauer dann pünktlich zum 20. Jubiläum des Mauerfalls eingeweiht. Immer wieder gab es dort seitdem kleine Gedenkfeiern zur Deutschen Einheit.

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