Es war eine im Landkreis noch nie erlebte Überraschung: Bei einer Umfrage von Gemeinde und Landratsamt im vergangenen Jahr hatte sich ein Bedarf wie in keiner anderen Kommune an Plätzen in einem Waldkindergarten ergeben. 71 Eltern hatten demnach Interesse angemeldet, gleich im September 2021 hätten zwei Gruppen gefüllt werden können. Das hat der Markt Diedorf freilich nicht geschafft. Doch im Moment laufen die Vorbereitungen für eine Gruppe, die an der Wellenburger Straße ihre Station bekommen und dann im September 2022 tatsächlich starten soll. Doch nun gab es eine zweite Überraschung.
Bei Wind und Wetter draußen spielen, die Natur erkunden, einfach richtig Kind sein und dabei auch die Entwicklung fördern - das ist es wohl, was Eltern mit einem Platz in einem Waldkindergarten verbinden. Der Bedarf steigt im gesamten Landkreis. Auch in Diedorf: Dort gibt es bereits in Biburg die Gruppe "Waldmäuse" eines privaten Trägers, der von der Gemeinde unterstützt wird. Plätze dort sind rar, deshalb haben sich Verwaltung und Gemeinderat auf den Weg gemacht, eine weitere Gruppe am Waldrand an der Wellenburger Straße einzurichten.
Ist bei den Regenüberlaufbecken der richtige Standort?
Bei den Regenüberlaufbecken am Waldrand soll die Gruppe ihre Station haben, so der Plan. Container sollen die Kinder und Erzieherinnen mit einem Sozial- und Sanitärräumen versorgen, und falls das Wetter wirklich einmal so schlecht sei, dass der Tag nicht im Wald verbracht werden kann, könnte die Gruppe in die nahe Grundschule ausweichen. Doch nun gibt es Gegenwind. Bereits vor einigen Wochen und nun auch bei der Bürgerversammlung der Gemeinde haben sich Anwohner zu Wort gemeldet und ihre Bedenken gegen den gewählten Standort vorgebracht.
So sagte Helmuth Schuster bei der Bürgerversammlung, er könne sich nicht vorstellen, wie die Containeranlage im Landschaftsschutzgebiet aufgestellt werden könne, zudem in einem gewässersensiblen Bereich. Was er damit meint, sind die direkt neben den geplanten Containern gelegenen Regenrückhaltebecken. Sein Nachbar Klaus Kohler ergänzt: "Wie wollen Sie im Notfall die Kinder dort evakuieren?" Jedes Jahr, so seine Erfahrung, würden Starkregenereignisse häufiger, die Becken liefen teilweise innerhalb von weniger als einer Stunde voll.
Jugendliche könnten die Anlage abends nutzen
Auch das Gebot der Rücksichtnahme sieht Schuster nicht eingehalten. An dieser Stelle habe es vor vielen Jahren schon mal eine Hütte als Treffpunkt für Jugendliche gegeben - mit schlechtem Erfolg. Die Hütte war schnell wieder abgebaut worden, unter anderem weil die Belastung für die Nachbarschaft zu groß war. "Wie wollen sie verhindern, dass Jugendliche außerhalb der Öffnungszeiten des Kindergartens die Anlage nicht missbräuchlich nutzen?"
Bürgermeister Peter Högg nahm die offenen Fragen gelassen. Er halte das Konzept der Betreiber für schlüssig. Der entsprechende Bauantrag liege im Moment beim Landratsamt, der zuständigen Genehmigungsbehörde. Dennoch ist nun wieder offen, ob der Waldkindergarten überhaupt im September starten wird. Denn bei den Anmeldungen für das nächste Kindergartenjahr gab es im Rathaus Diedorf vor wenigen Tagen eine Überraschung: Nach der guten Umfrage im vergangenen Jahr gab es nun kaum Anmeldungen, eine ganze Gruppe kommt so nicht zustande, so Högg auf der Bürgerversammlung.
Diedorfs Gemeinderat berät über Zukunft des Waldkindergartens
Über die Zukunft des Waldkindergartens wird deshalb nun erneut bei der Sitzung des Gemeinderats am Dienstag, 29. März, um 19.30 Uhr im Saal des Bürgerhauses in Willishausen gesprochen. Dort sollen die neuesten prognostischen Zahlen rund um den Bedarf in der Kinderbetreuung aus dem Landratsamt bei den Planungen für die nächsten Jahre helfen. Außerdem soll es um Änderungen am Bebauungsplan für den Mergelweg gehen. Auch dazu hatte es Einwendungen und Anfragen bei der Bürgerversammlung von Anwohnern gegeben.