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Diedorf: Söder macht sich in Diedorf ein Bild vom Hochwasser in Schwaben

Diedorf

Söder macht sich in Diedorf ein Bild vom Hochwasser in Schwaben

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    Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann machen sich ein Bild vom Hochwasser in Diedorf.
    Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann machen sich ein Bild vom Hochwasser in Diedorf. Foto: Marcus Merk

    Es ist kurz nach 12.30 Uhr, als an diesem Samstag die erste Nachricht kommt, die die Marktgemeinde Diedorf ganz besonders trifft: Der Damm des Anhauser Weihers ist gebrochen. Neben dem vielen Regen, der zu diesem Zeitpunkt bereits seit etwa eineinhalb Tagen praktisch ununterbrochen fällt, wird nun im Verlauf des Anhauser Bachs ein weiterer Anstieg des Wassers erwartet. In bachnahen Straßenzügen sollen sich die Menschen in obere Stockwerke begeben, fordert die Feuerwehr die Bevölkerung auf. Doch das ist erst der Anfang, für Anhausen und Diedorf kommt es noch schlimmer. Wenige Stunden später sind deswegen sogar der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann vor Ort.

    Denn nur etwa eine halbe Stunde später bricht ein zweiter Deich im oberen Lauf des Anhauser Bachs bei Burgwalden. Jetzt wird in Anhausen und Diedorf eine regelrechte Flutwelle erwartet. Es reiche nicht mehr, sich in obere Stockwerke zu begeben, teilt die Feuerwehr der Bevölkerung über Lautsprecherdurchsagen mit. In bestimmten Straßenläufen wird die Evakuierung angeordnet, den Menschen wird dafür eine Stunde Zeit gegeben. Doch da ist die Flutwelle längst da. Die Anhauser müssen sich in ihre Turnhalle flüchten, wo sie versorgt werden. Für Verwirrung hatte zunächst gesorgt, dass es hieß, die Anwohner sollten in die Schmuttertalhalle nach Diedorf kommen. Der Weg war jedoch versperrt. Womöglich eine Verwechslung in der integrierten Leitstelle in Augsburg.

    Eine Anwohnerin musste mit dem Motorboot gerettet werden

    Zu diesem Zeitpunkt ist Bürgermeister Peter Högg im Feuerwehrhaus in Diedorf. Er bespricht mit Feuerwehrkommandant Philipp Niegl die Lage. Der ist seit 6 Uhr früh im Einsatz. "Ich hatte die Pegel schon um 3 Uhr kontrolliert. Da war es aber noch nicht so schlimm", sagt Philipp Niegl. Das hat sich ab dem Morgen geändert. Die Feuerwehr verteilt Sandsäcke, bis sie keine mehr hat. Aus Langenneufnach und Fischach werden steigende Pegelstände an Neufnach und Schmutter gemeldet und auch in Diedorf sind die Schmutterwiesen bereits überflutet. Eine Anwohnerin, die zwischen Vogelsang und Kreppen lebt, musste evakuiert werden. "Für das Boot der Feuerwehr war die Strömung schon zu stark, erst mit dem Motorboot der Wasserwacht hat es geklappt", sagt Philipp Niegl.

    Die Mühle in Kreppen, die in den Schmutterwiesen steht, war bereits Samstagmittag komplett überflutet.
    Die Mühle in Kreppen, die in den Schmutterwiesen steht, war bereits Samstagmittag komplett überflutet. Foto: Marcus Merk

    Während sich jene Feuerwehrleute in Diedorf, unterstützt von den Wehren aus Ustersbach, Willishausen und Deubach, die schon lange im Einsatz sind, ausruhen, kommt Unruhe auf: Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann sind angekündigt. Ins Feuerwehrhaus kommen die beiden aber nicht: Gegen 14.30 Uhr treffen sie dort ein, wo es zu diesem Zeitpunkt in Diedorf nicht mehr weitergeht. Aus der B300 ist kurz hinter dem Gasthof Fendt in Richtung Gessertshausen ein Fluss geworden. Ein Motorboot des Roten Kreuzes fährt jetzt dort. Was hier an Wasser ankommt, hat nicht nur mit dem Regen von oben zu tun. Es ist die Flutwelle der gebrochenen Dämme, die dort ankommt. 

    Söder und Herrmann zeigen sich betroffen

    Söder und Herrmann zeigen sich betroffen von der Situation. Oftmals komme es nicht so schlimm, wie befürchtet, sagt Markus Söder. Aber in Schwaben sei es diesmal eben doch so eingetreten, wie vorhergesagt. Am Straßenrand stehen Helmut und Claudia Schalk. Sie sind Miteigentümer eines historischen Hofgebäudes, das dort an der Hauptstraße steht. Das Wasser steht zu diesem Zeitpunkt im Keller des Hauses. "Das ist wie 2002", sagt Claudia Schalk. Damals war die Marktgemeinde Diedorf schon einmal von einem schlimmen Hochwasser getroffen worden. Auch damals war der Anhauser Bach über die Ufer getreten. Im benachbarten Müllerweg war eine alte Frau in ihrem Keller ertrunken. Auch an diesem Samstag steht der Müllerweg komplett unter Wasser.

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    Viele Straßen und Keller sind überflutet, Menschen mussten sich in Sicherheit bringen. Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und THW sind pausenlos im Einsatz.

    Hat sich am Hochwasserschutz seitdem denn nichts getan? "Am liebsten würde ich dem Ministerpräsidenten sagen, dass der Hochwasserschutz seitdem nicht fertiggestellt wurde", sagt Claudia Schalk. Und das tut sie schließlich auch. Als sich die Journalisten um Innenminister Herrmann drängen, der gerade von den weiteren Hochwasser-Schwerpunkten in Bayern berichtet, gelingt es Claudia Schalk, mit Markus Söder zu sprechen. Tatsächlich bemüht sich die Gemeinde Diedorf seit rund 20 Jahren um den Bau von Rückhaltebecken und weiteren Schutzmaßnahmen. Für den jetzt betroffenen Oberlauf des Anhauser Bachs wurde erst vor wenigen Jahren ausgerechnet, dass ein sinnvoller und gleichzeitig finanzierbarer Beckenbau nicht möglich sei. Stattdessen wurden Hausbesitzer im jetzt betroffenen Bereich aufgefordert, selbst für einen gewissen baulichen Schutz ihrer Gebäude zu sorgen.

    Evakuierte Anwohner sind im Bürgerhaus untergekommen

    Markus Söder hört zu, was Claudia Schalk ihm zu sagen hat, er zeigt sich verständnisvoll, verweist dann jedoch freilich auf Maßnahmen im Landkreis. Auch der Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz und Landrat Martin Sailer sind vor Ort. Er berichtet bei dem Pressetermin, dass am frühen Samstagvormittag der Katastrophenfall für den Landkreis ausgelöst worden war und dankte den vielen Helfern und Helferinnen, die teilweise schon seit der Nacht im Einsatz waren. 

    Die Straße "Am Spindelanger" in Anhausen stand am Samstag komplett unter Wasser.
    Die Straße "Am Spindelanger" in Anhausen stand am Samstag komplett unter Wasser. Foto: Michael Sohr

    Ein paar Hundert Meter weiter im Diedorfer Bürgerhaus sind jene untergekommen, die im Müllerweg, in der Diedorfer Nebelhornstraße oder eben in den überfluteten Häusern an der Hauptstraße leben. Einer von ihnen ist Andi Müller. Er war als Feuerwehrmann seit dem frühen Morgen im Hilfseinsatz, als er seiner eigenen Familie beistehen musste. Die lebt ebenfalls in einem der betroffenen Gebäude an der Hauptstraße. Seine Frau und die Kinder konnte Müller bei Verwandten sicher unterbringen, seine Schwiegermutter und deren Schwester sind im Bürgerhaus untergekommen. Sie bereiten sich darauf vor, dort auch die Nacht zu verbringen. Auch die beiden älteren Frauen sind sauer, dass sie jetzt in einer ähnlichen Situation sind wie vor 22 Jahren. Andi Müller jedoch wiegelt ab. Der Regen allein, der wäre sicher in den Griff zu bekommen gewesen. Die beiden Dammbrüche jedoch, die seien für den vorhandenen Hochwasserschutz einfach zu viel gewesen.

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