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Diedorf: Leben mit Verkehr: In Diedorf schwindet die Hoffnung auf eine Umgehung

Diedorf

Leben mit Verkehr: In Diedorf schwindet die Hoffnung auf eine Umgehung

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    Karl Simlacher wohnt unmittelbar an der viel befahrenen B300 in Diedorf.
    Karl Simlacher wohnt unmittelbar an der viel befahrenen B300 in Diedorf. Foto: Marcus Merk

    Ein normales Gespräch vor der Haustüre? Unmöglich. Denn im nächsten Augenblick rauscht ein tonnenschwerer Laster nur wenige Meter entfernt vorbei. Das Gegenüber ist nur noch schwer zu verstehen. Diese Situationen sind für Diedorferinnen und Diedorfer, die direkt an der B300 leben und arbeiten, alltäglich. Eine Umfahrung soll schon lange Entlastung bringen, doch getan hat sich wenig. Die Hoffnung auf Besserung geht bei den Betroffenen und Verantwortlichen gegen null.

    Für Diedorfer Anwohner ist der Lärm eine große Belastung

    Viel Straßenlärm vor der Türe kann sich zu einem echten Problem entwickeln. "Es ist eine arge Belastung – beim Essen machen wir alle Fenster zu, sonst können wir uns nicht normal unterhalten", sagt Karl Simlacher. Er ist Ur-Diedorfer und kennt sich als Anwohner mit der Problematik der B300 bestens aus. "Ich bin hier aufgewachsen und deswegen an den Lärm gewöhnt, für meine Frau ist es dagegen noch schlimmer", sagt er. Simlacher zufolge hat der Verkehr durch Diedorf in den letzten Jahren zugenommen. Und tatsächlich: Wie der Markt Diedorf 2014 errechnete, fuhren damals an der B300 inmitten von Diedorf jeden Tag etwa 21.800 Fahrzeuge durch den Ort. Einer Prognose zufolge sollen es an dieser Stelle im Jahr 2030 bereits 24.100 Autos und Lkw sein.

    Das Problem wächst also. Doch die Hoffnung auf Besserung ist bei den Betroffenen mittlerweile kaum noch da. "Uns hat man bereits vor zehn Jahren gesagt, dass es eine Umgehung geben soll, ich glaube aber schon lange nicht mehr, dass da noch etwas passiert", sagt Bärbel Tutschke, die ebenfalls nah an der lauten Ortsdurchfahrt wohnt. Für sie ist die Straße ein echtes Problem. "Meine Kinder sagen oft, dass sie nachts nicht schlafen können."

    Auch Bärbel Tutschke und ihre Familie sind als Anwohnerin vom Straßenlärm betroffen.
    Auch Bärbel Tutschke und ihre Familie sind als Anwohnerin vom Straßenlärm betroffen. Foto: Marcus Merk

    Außerdem sei es an der Straße wegen der vielen Autos für Kinder und alte Menschen gefährlich, so Tutschke. Hoffnung auf Besserung hat auch der 91-jährige Gerhard Bachmann mittlerweile aufgegeben. Er wohnt unmittelbar an der Hauptstraße. "Ab 17 Uhr ist es mit dem Feierabendverkehr am schlimmsten", berichtet er. "Ich wohne hier seit 40 Jahren – über die Umgehung hat man schon so oft geredet, mittlerweile hört man gar nichts mehr."

    Nun heißt es in Diedorf: warten auf die neue Bahntrasse

    Die Frage nach einer Umgehungsstraße beschäftigt Diedorf tatsächlich schon lange. 1979 wurde das Thema erstmals besprochen. Seitdem wurde immer wieder die Dringlichkeit einer Umfahrung betont und Planungen dazu aufgenommen. Mehrere Varianten stehen im Raum, viele bevorzugen den Bau eines Tunnels entlang der derzeitigen Bahnstrecke. Die Kosten eines Tunnels sind jedoch hoch. Das Projekt wurde 2019 noch auf 164 Millionen Euro geschätzt.

    Konkret getan hat sich seitdem nichts mehr. Denn das Problem, so erklärt Diedorfs Bürgermeister Peter Högg, liege darin, dass die Bahn sich erst festlegen müsse, wo die neue Bahntrasse Ulm– Augsburg verläuft. "Wenn bei uns eine viergleisige Trasse kommen würde, hätte die Straße daneben keinen Platz mehr." Deshalb bevorzuge auch er die Tunnel-Lösung, hat aber wenig Hoffnung. "Seit bei der Bahn die Trassendebatte begonnen hat, habe ich nicht mehr das Gefühl, dass wir noch eine Umgehung bekommen", erklärt Högg.

    Eine Umfahrung könnte entlang der bestehenden Bahnstrecke in Diedorf verlaufen.
    Eine Umfahrung könnte entlang der bestehenden Bahnstrecke in Diedorf verlaufen. Foto: Marcus Merk

    Doch nicht alle wollen eine Umfahrung. Regina Boltner-Glaß ist Mitinhaberin der Buch-Ecke Diedorf direkt an der Hauptstraße. "Durch den vielen Durchgangsverkehr kommen auch viele Leute spontan bei uns vorbei", erklärt sie. "Ich bin kein Fan der Umfahrung, wir müssen nicht noch mehr Flächen zubauen." Stattdessen sollen Boltner-Glaß zufolge die lauten Lkw mehr auf die Schiene gebracht werden und mehr Möglichkeiten fürs Rad geschaffen werden.

    Heimatcheck Der große Heimatcheck, eine Online-Befragung der Augsburger Allgemeinen, läuft gerade – und damit die Frage, wie zufrieden die Menschen im Augsburger Land mit ihren Städten und Gemeinden sind. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Verkehrssituation im eigenen Ort. Heimat-Check – hier geht's zur großen Umfrage: www.heimat-check.bayern

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