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Diedorf/Gessertshausen: Fünf Fußgänger verletzen sich an Stolperfallen nicht nur in Diedorf schwer

Diedorf/Gessertshausen

Fünf Fußgänger verletzen sich an Stolperfallen nicht nur in Diedorf schwer

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    Mehrere Passanten sind bereits über die Fräskanten der aufgerissenen Bürgersteige gestürzt und haben sich zum Teil schwer verletzt. Die Frage nach der Haftung ist aber nicht so leicht zu beantworten.
    Mehrere Passanten sind bereits über die Fräskanten der aufgerissenen Bürgersteige gestürzt und haben sich zum Teil schwer verletzt. Die Frage nach der Haftung ist aber nicht so leicht zu beantworten. Foto: Marcus Merk

    Der Ärger über die aufgerissenen Bürgersteige reißt nicht ab. Wie berichtet haben sich vor Kurzem Anwohner der Pestalozzistraße in Diedorf an unsere Zeitung gewandt, da im Zuge des Glasfaserausbaus die Gehwege bereits vor Wochen zu Stolperfallen wurden. Ähnlich ist die Situation in Gessertshausen. Mittlerweile sind bereits fünf Personen an den Fräskanten gestürzt und haben sich teilweise schwere Verletzungen zugezogen. In der Kritik steht dabei die Deutsche Glasfaser. Denn: Unfälle durch nicht asphaltierte und wiederhergestellte Gehwege gibt es bundesweit immer wieder.

    Ernst Maier war in Biburg mit dem Fahrrad unterwegs. "Beim Abbiegen in eine Garageneinfahrt habe ich die Stolperfalle zu spät erkannt und bin gestürzt", teilt der 81-Jährige unserer Redaktion mit. "Dabei habe ich mir einen Lendenwirbel gebrochen und bin seitdem in ärztlicher Behandlung." Maier war bereits bei einem Anwalt, da er Versäumnisse bei der Verkehrssicherungspflicht sieht. Auch Marlene Thomopoulos will juristisch gegen die Gemeinde beziehungsweise die Deutsche Glasfaser vorgehen. Die 72-Jährige war nach einer Fußoperation gehandicapt und in Wollishausen auf der Kohlstattstraße an einer Kante hängengeblieben. "Nun habe ich neben einem eingegipsten Fuß auch noch eine gebrochene Hand ", sagt sie. Ähnliches ist Carola McLaren in Diedorf passiert.

    Zwei Unfälle an nur einem Tag in Gessertshausen

    "Ich habe mir vor einigen Tagen auf einer dieser Stolperstellen den Fuß gebrochen", erzählt sie. Nun mit einem "kaputten Fuß und Gehstöcken" über die aufgerissenen Gehwege zu laufen, sei zusätzlich eine Katastrophe. Gleich zwei Unfälle an nur einem Tag gab es am Samstag in Gessertshausen. Zunächst knickte eine 66-Jährige im Bereich des Edeka-Marktes an einer Fräskante um und stürzte. Dabei erlitt sie eine Kopfplatzwunde und Hautabschürfungen. Am späten Nachmittag stürzte eine 55-jährige Radfahrerin fast an gleicher Stelle, da sie laut Polizei aufgrund der tief stehenden Sonne die

    "Ob ein Anspruch gegen die Gemeinde oder die Baufirma besteht, hängt von den Umständen des Einzelfalles ab", sagt Rechtsanwalt Moritz Wahlster-Bode von der Kanzlei WBK. Nicht jede Fräskante führe automatisch zu einer Haftung im Schadensfall. "Maßgeblich ist, ob die Gemeinde beziehungsweise die Baufirma eine Verkehrssicherungspflicht verletzt", betont der Jurist. Wohl aber gelte in Deutschland auch, dass ein Verkehrsteilnehmer die Fahrbahn so nehmen muss, wie sie sich ihm zeigt und er dementsprechend auch ein Maß an Eigenverantwortlichkeit habe. Schließlich seien grundsätzliche Unebenheiten oder „Stolperfallen“ im Straßenverkehr weit verbreitet und müssten auch von Fußgängern bis zu einer gewissen Höhe grundsätzlich hingenommen werden. Verhindert werden müssten nur solche Gefahren, mit denen im Regelfall nicht gerechnet werden könne. Dabei spielt laut Wahlster-Bode auch die Höhe der Fräskante eine Rolle.

    Gemeinde will die Situation intern prüfen

    "Ein Höhenunterschied von maximal drei Zentimetern zwischen Straßenbahnschienen und normalem Straßenniveau auf einem Überweg muss von Fußgängern hingenommen werden", sagt der Anwalt und verweist auf ein Urteil des Landgerichts Essen. Allerdings handle es sich nicht um eine starre Grenze. Die Frage sei, ob die Stoßkanten deutlich erkennbar waren und die Gefahrenstelle auch bei einem nur flüchtigen Hinsehen hätte wahrgenommen werden können. Die Gemeinde Diedorf will diese Fragen nun zunächst intern prüfen. "Wir werden allerdings zeitnah an die Firma Deutsche Glasfaser herantreten und auf eine zeitnahe Ausführung der jeweiligen Feinbelagsarbeiten in den Gehwegbereichen drängen", teilt die Verwaltung mit.

    Glasfaser Deutschland sagt wiederum, dass "bei der Umsetzung einer Baumaßnahme das ausführende Unternehmen für die Sicherung der Baustelle verantwortlich ist." Mitarbeiter des Unternehmens würden daher regelmäßig die Einhaltung der Vorschriften zur Arbeits- und Verkehrssicherheit überprüfen. "In Diedorf sind bei unserem Baupartner bislang keine Schadensmeldungen eingegangen", sagt ein Unternehmenssprecher. Doch dies dürfte sich bald ändern. "Ich habe jetzt einen Anwalt aus Diedorf eingeschaltet", sagte Marlene Thomopoulos und fühlt sich aus einem ganz besonderen Grund bei ihm gut aufgehoben: "Er ist nämlich selbst schon über eine Fräskante gestürzt., hat sich aber nichts gebrochen." Möglicherweise aber werden die Stolperfallen zumindest in Wollishausen schon bald verschwunden sein. Am Mittwoch sind laut Thomopoulos die ersten Asphaltierungskolonnen angerückt.

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