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Diedorf/Gessertshausen: B300: Wenn der Traum von einer Umgehung für kurze Zeit wahr wird

Diedorf/Gessertshausen

B300: Wenn der Traum von einer Umgehung für kurze Zeit wahr wird

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    Teile der B300 sind zurzeit kaum befahren.
    Teile der B300 sind zurzeit kaum befahren. Foto: Marcus Merk

    Für Regina Brückner ist die Ruhe vor ihrem Haus etwas ganz Neues. "Das ist total ungewohnt für mich." Brückner lebt seit über 60 Jahren direkt an der viel befahrenen Gessertshauser Hauptstraße. Normalerweise fahren vor ihrem Garten täglich bis zu 20.000 Autos und Lkw vorbei. Durch die Baustelle an der B300 ist es noch ein Bruchteil davon. Dass nun viel weniger Lärm zu hören ist, empfindet Gessertshausen und Diedorf. Bei vielen Anwohnerinnen und Anwohnern gerät die Debatte um eine Ortsumfahrung wieder in den Fokus.

    Regina Brückner genießt die Ruhe. Seit der Baustelle an der B300 ist die Straße oft leer und Brückner verbringt viel Zeit im Garten.
    Regina Brückner genießt die Ruhe. Seit der Baustelle an der B300 ist die Straße oft leer und Brückner verbringt viel Zeit im Garten. Foto: Moritz Maier

    Für die Ortsumfahrung steht nur noch eine Variante im Raum

    Viele Menschen in den beiden Orten leiden seit langer Zeit unter dem Verkehr auf der B300. Doch die Chancen auf eine zeitnahe Lösung der Verkehrsproblematik stehen schlecht. So erklärt das Staatliche Bauamt unserer Redaktion auf Nachfrage, dass mit konkreten Entscheidungen zu einer Umgehungsstraße vorerst nicht zu rechnen ist. Zuerst müsse man abwarten, wie die Entscheidung zur neuen Bahntrasse Ulm-Augsburg ausfällt. Diese ist für 2025 geplant. Für viele Diedorferinnen und Diedorfer ist ein Tunnel als Ortsumfahrung die gewünschte Variante. Diese bringt dem Bauamt zufolge aber Nachteile mit sich. "Der Variantenvergleich hat gezeigt, dass die Tunnelvarianten nicht nur deutlich teuer sind, sondern auch keinen Zeitgewinn gegenüber der Grundvariante mit den Lärmschutzwänden bringen", heißt es aus der Behörde.

    Die Debatte um eine neue Straße dauert seit über 40 Jahren an. Im Gespräch waren Strecken direkt an der Bahntrasse oder südlich von Diedorf, in der Nähe des Ortsteils Anhausen. Letztere Möglichkeit wird von den Behörden nun nicht mehr in Betracht gezogen. "Weiterverfolgt wird nur die Variante entlang der Bahntrasse", heißt es dazu aus dem Bauamt.

    Eine mögliche Ortsumfahrung soll entlang der Bahntrasse gebaut werden.
    Eine mögliche Ortsumfahrung soll entlang der Bahntrasse gebaut werden. Foto: Marcus Merk

    B300-Baustelle: In Gessertshausen ist es zu ruhig zum Schlafen

    Die Umgehungsstraße auf Zeit im Osten von Gessertshausen genießt auch Anwohnerin Elke Gastl. "Neulich habe ich nachts zu meinem Mann gesagt, dass ich nicht schlafen kann, weil es so ruhig ist", berichtet sie schmunzelnd. Planmäßig soll die Fahrbahn der B300 bis zum 2. September erneuert sein. "Wenn es dann wieder losgeht, wird es schlimm", befürchtet Gastl. Die Ruhe ist für die Gessertshauser eine Art Übergangs-Umfahrung. Wie viele Anwohnerinnen und Anwohner der B300 wünscht sich auch Gastl mehr denn je die neue Straße. Ihre Hoffnung ist aber gering. "Die werden wir nicht mehr bekommen."

    Noch mehr Autos und Lkw fahren tagtäglich durch Diedorf. Auch die Baustelle hat daran nicht viel geändert. "Man merkt kaum einen Unterschied, in der Nacht lassen wir auch weiterhin das Fenster zu", sagt etwa Eduard Simonis, der in Diedorf direkt an der Hauptstraße wohnt. Die eigentliche Umleitung führt an Diedorf vorbei, viele fahren aber trotzdem in die Gemeinde und nehmen den Weg über den Ortsteil Willishausen. Besonders im morgendlichen Berufsverkehr staut es sich oft in Diedorf, auch bevor die B300 gesperrt wurde.

    Nicht alle Betriebe an der B300 sind vom Verkehr abhängig

    Bei Betrieben entlang der B300 zeigt sich ein gemischtes Bild hinsichtlich der Umfahrung. Regina Boltner-Glaß ist Mitinhaberin der Buch-Ecke Diedorf. "Durch den vielen Durchgangsverkehr kommen auch viele Leute spontan bei uns vorbei", erklärt sie. "Ich bin kein Fan der Umfahrung, wir müssen nicht noch mehr Flächen zubauen." Boltner-Glaß fordert, mehr Lkw auf die Schienen zu verlagern. Im Gessertshauser Geschäft Zweirad Griesberger ist man dagegen weitestgehend unabhängig vom Durchgangsverkehr. "Wir haben viel Stammkundschaft aus Diedorf, Dinkelscherben oder Fischach", erklärt Inhaberin Brigitte Pelz. Ohne den vielen Verkehr der B300 leide ihr Geschäft nicht. "Vom Geräuschpegel ist es dafür gerade angenehmer", sagt sie lachend. "Daran könnte man sich gewöhnen."

    Trotz der angezeigten Umleitung fahren viele Autos weiterhin durch Diedorf.
    Trotz der angezeigten Umleitung fahren viele Autos weiterhin durch Diedorf. Foto: Brock

    Heimatcheck Der große Heimatcheck, eine Online-Befragung der Augsburger Allgemeinen, läuft gerade – und damit die Frage, wie zufrieden die Menschen im Augsburger Land mit ihren Städten und Gemeinden sind. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Verkehrssituation im eigenen Ort. Heimat-Check – hier geht's zur großen Umfrage: www.heimat-check.bayern

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