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Diedorf/Gersthofen: Borscheid + Wenig ist insolvent: Das sind die Hintergründe der Schieflage

Diedorf/Gersthofen

Borscheid + Wenig ist insolvent: Das sind die Hintergründe der Schieflage

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    Die Firma Borscheid + Wenig mit Hauptsitz in Diedorf meldet Insolvenz an.
    Die Firma Borscheid + Wenig mit Hauptsitz in Diedorf meldet Insolvenz an. Foto: Marcus Merk

    Der Automobilzulieferer Borscheid + Wenig meldet Insolvenz an. Gründe dafür sind nach Angaben des Unternehmens unter anderem Lieferengpässe, die Pandemie und gestiegene Energiepreise. Mit der Insolvenz soll das in Schieflage geratene Familienunternehmen gerettet werden, teilt die Geschäftsführung mit. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien noch bis Ende September gesichert. Die Produktion läuft normal weiter.

    Insolvenzberater sieht gute Chancen zum Erhalt von Borscheid + Wenig

    Borscheid + Wenig beliefert große deutsche Automobilhersteller mit Kunststoff-Teilen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Diedorf und einem weiteren Standort in Gersthofen zählt zu den großen Arbeitgebern im Landkreis Augsburg. Die Krise des Unternehmens begann offenbar schon vor einiger Zeit. Infolge der Corona-

    Die Lage in der Branche sei grundsätzlich angespannt, sagt Matthias Köppel. Er ist Bereichsleiter für Standortpolitik bei der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK). "Dass es solche Einschläge gibt, ist tragisch", sagt Köppel mit Blick auf das Insolvenzverfahren: "In Zeiten wie diesen bekommt es die Wirtschaft von allen Seiten ab." Schon vor der aktuellen Krise sei die Branche der Automobilzulieferer unter "maximalem Innovationsdruck und extrem hohem Wettbewerb" gestanden. Aktuell machen Inflation, Energiekosten und Materialmangel zusätzlich zu schaffen. Köppel: "Es werden harte Jahre, da gibt es nichts schön zu reden."

    Welche Folgen das Insolvenzverfahren für die Diedorfer Firma haben kann

    Das Ziel eines Insolvenzverfahrens ist es, die Rechnungen der Gläubiger zu bedienen und das Unternehmen nach Möglichkeit zu erhalten. Dafür wird zusammen mit dem Insolvenzverwalter ein Plan erarbeitet. Im schlimmsten Fall steht am Ende des Verfahrens die Auflösung des Unternehmens. In Diedorf ist man aber offenbar guter Dinge, dass das verhindert werden kann. "Insolvenz muss nicht das Ende einer Firma sein", sagt auch Matthias Köppel von der IHK. Und auch im schlimmsten Fall würden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf eine günstige Lage am Arbeitsmarkt treffen. Denn trotz Krise werden Fachkräfte händeringend gesucht, so Köppel.

    Borscheid + Wenig hat nach eigenen Angaben zuletzt einen Jahresumsatz von rund 33 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Betrieb gehört zu den großen Arbeitgebern in der Region Augsburg. Bekannt ist das Familienunternehmen vorrangig für das Herstellen von Kunststoff-Teilen für die Automobilbranche. Unter anderem für Audi oder BMW. Laut Geschäftsführung habe es bereits Gespräche mit Kunden und Lieferanten gegeben. Sie unterstützten den Sanierungskurs, so der Automobilzulieferer.

    Noch im vergangenen Jahr teilte das Unternehmen mit, alle zehn Ausbildungsplätze besetzen zu können. Im Vorjahr waren es sieben. Vor rund fünf Jahren hatte Borscheid + Wenig nach eigenen Angaben insgesamt etwa 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In der aktuellen Mitteilung ist die Rede von rund 300. Die Mitarbeitenden seien über den Stand der Dinge und die weiteren Schritte informiert worden, heißt es in der Mitteilung. Einen Betriebsrat gibt es bei Borscheid + Wenig nicht.

    Sanierungskurs bei Borscheid + Wenig aus Diedorf

    Das Unternehmen wurde 1961 von den Vätern der heutigen Inhaber Norbert Borscheid und Carlo Wenig als Kunststofftechnologiebetrieb gegründet. Vor etwa zehn Jahren vergrößerte sich der Betrieb deutlich. Der Automobilzulieferer mit Hauptsitz in Diedorf wollte sein Werk in einem neu ausgewiesenen Industriegebiet in Kutzenhausen-Maingründel erweitern. Nach einem Bürgerentscheid hatte zwar das Industriegebiet Bestand, das Unternehmen zog dennoch lieber nach Gersthofen, wo es seiner Meinung nach bessere Voraussetzungen vorfand.

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