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Diedorf-Biburg: Warum eine Försterin aus Biburg eine rote Nase aufsetzt

Diedorf-Biburg

Warum eine Försterin aus Biburg eine rote Nase aufsetzt

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    Clownin Silke Kettner besucht als Klinik-Clownin „Frl. Lupine“ im Josefinum in Augsburg einmal pro Woche die kleinen Patienten.
    Clownin Silke Kettner besucht als Klinik-Clownin „Frl. Lupine“ im Josefinum in Augsburg einmal pro Woche die kleinen Patienten. Foto: Sebastian Höhn

    Montagmittag ist es soweit: Silke Kettner zieht ihre dunkle Outdoor-Jacke und Hose aus und tauscht diese gegen ein buntes Kostüm und Glitzerschuhe. Die Försterin schlüpft in die Rolle von Clownin namens Fräulein Lupine. Sie hat eine spezielle und wichtige Aufgabe: Die Clownin mit der roten Nase klopft in der Kinderklinik Josefinum in den Zimmern an und heitert die kleinen Patienten auf. Diese Besuche geben der 42-Jährigen viel zurück, kosten aber auch Kraft.

    Silke Kettner kommt ursprünglich aus Köln, einen Faible für den Zirkus hat sie schon von Kindheit an. Über eine Freundin kam sie als Studentin in Kontakt mit den Klinik-Clowns in

    Ein größerer Wechsel bei den kleinen Patienten ist im Josefinum, wo Silke Kettner vor sieben Jahren nach ihrem Umzug nach Augsburg begonnen hat. Sie heuerte dafür beim Verein der Klinik Clowns Bayern an, der auf Spendenbasis arbeitet, Wert auf Professionalität der Clowns legt und ihnen daher auch eine Aufwandsentschädigung bezahlt.

    Seit fünf Jahren Försterin im Revier Biburg-Adelsried

    Seit fünf Jahren arbeitet Silke Kettner hauptberuflich im Forstrevier Biburg-Adelsried. „Für mich ist das der perfekte Gegensatz“, schwärmt die 42-Jährige. Als Försterin sei sie alleine mit dem Hund Toni im Wald unterwegs. Die Früchte der Arbeit sind erst nach langer Zeit zu sehen und die Bäume würden kein Feedback geben.

    Försterin Silke Kettners Forstrevier ist Biburg-Adelsried. Im Bild ist sie mit Hund Toni zu sehen.
    Försterin Silke Kettners Forstrevier ist Biburg-Adelsried. Im Bild ist sie mit Hund Toni zu sehen. Foto: Marcus Merk

    Ganz anders die Arbeit unter künstlichem Licht im Krankenhaus. Hier folgt die Reaktion unmittelbar. „Kinder sind sofort offen und ehrlich.“ „Lupine“ weiß diese nahen und intensiven Momente mit den kleinen Patienten zu schätzen. Die Besuche finden immer zu zweit statt und alle Kinder werden gefragt, ob sie es wollen. Viele warten schon gespannt auf den lustigen Besuch am Montagnachmittag. Um die Kleinen nicht zu erschrecken, schminken sich die Clowns dezent, nur die rote Nase darf natürlich nicht fehlen. Von den Krankenschwestern erfahren die Besucher nur Name und Alter der Mädchen und Jungen. Die Krankheit werde nur dann erwähnt, wenn zum Beispiel ein Trauma vorliegt.

    Die Reaktionen der Kinder seien ganz unterschiedlich, erzählt Silke Kettner. Den Eintritt ins Zimmer verweigern nur die wenigsten. Manche schauen den Clowns nur still zu, andere wollen zum Beispiel bei der Zaubershow gleich mitmachen. „Man muss viel spüren, was im Einzelfall angebracht ist“, sagt Silke Kettner, die mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Bergheim wohnt. Ihr sei wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen in der Klinik einen guten Moment erleben und die Krankheit in dieser Zeit vergessen. Vielen falle es leichter, einer „neutralen Person“ etwas von den Sorgen oder Ängsten zu erzählen. Silke Kettner betont allerdings, dass sie keine Therapeutin sei. „Ich will einfach nur da sein.“ Mitleid bräuchten die Kinder bei diesen Besuchen nicht.

    Die Besuche der Clowns in der Kinderklinik dauern rund vier Stunden

    So ein Besuch am Montagnachmittag dauert für die Klinik-Clownin etwa vier Stunden. Danach ist sie ziemlich geschafft. Der hohe Grad an Aufmerksamkeit, der bei jedem Besuch angebracht ist, koste Energie. Je nach Patient wird das Programm improvisiert. Empathie, Humor und Offenheit sind nach Meinung von Silke Kettner die wichtigsten Eigenschaften für einen Klinik-Clown. „Man darf niemanden vor den Kopf stoßen oder überfordern.“ Wichtig sei auch, dass man selbst stabil im Leben steht, um mit dem Erlebten umgehen zu können. Natürlich gehen viele Erlebnisse im Krankenhaus nicht spurlos an den Clowns vorbei. Der regelmäßige Austausch mit anderen aus der Regio-Gruppe Augsburg (gesamt sieben Leute) ist daher wichtig.

    Clownin Silke Kettner besucht als Klinik-Clownin „Frl. Lupine“ mit ihrem Kollegen-Clown „Dr. Thizou“ einmal in der Woche die kleinen Patienten im Josephinum.
    Clownin Silke Kettner besucht als Klinik-Clownin „Frl. Lupine“ mit ihrem Kollegen-Clown „Dr. Thizou“ einmal in der Woche die kleinen Patienten im Josephinum. Foto: Sebastian Höhn

    Silke Kettner will trotz der Beschwernisse, die Corona durch das Maskentragen mit sich bringt, auf jeden Fall weitermachen. Sie begegne so vielen Menschen aus allen Gesellschaftsgruppen, die sie sonst nie getroffen hätte. „Das ist unheimlich bereichernd.“ Die Arbeit in der Kinderklinik erde sie selbst, und zeige ihr regelmäßig auf, was wirklich wichtig ist im Leben.

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