Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Diedorf-Biburg: Kleine Autos für große Träumer: Biburger fertigt Oldtimer der besonderen Art

Diedorf-Biburg

Kleine Autos für große Träumer: Biburger fertigt Oldtimer der besonderen Art

    • |
    Frank Bankonin aus Biburg schraubte schon immer gerne an Autos: Seine Konstruktionen mit viel Liebe zum Detail stoßen auf große Nachfrage bei Oldtimer-Freunden.
    Frank Bankonin aus Biburg schraubte schon immer gerne an Autos: Seine Konstruktionen mit viel Liebe zum Detail stoßen auf große Nachfrage bei Oldtimer-Freunden. Foto: Diana Deniz

    Spezialitäten sind seit jeher seine Spezialität. Doch sie könnten unterschiedlicher kaum sein. Denn der im früheren Café Drexl in Augsburg gelernte Konditor hat erst viel später seine Kirsche auf der Torte für sich entdeckt. Frank Bankonin aus Biburg schraubte schon in seiner Jugend gerne an Autos. Hobbymäßig in seiner Freizeit. Das ist auch heute noch so. Doch seit einigen Jahren sind es motorisierte Seifenkisten. Oldtimer-Liebhaber kommen bei ihm auf volle Kosten. Mit seinen Cyclekarts macht er Kindheitsträume wahr und lässt insbesondere Männerherzen höherschlagen.

    Alles begann mit einem Seifenkistenrennen in dem kleinen Pfarrdorf Biburg bei Diedorf. Denn da fertigte Bankonin eine etwas gehobenere Seifenkiste, die er anschließend bei einem Online-Auktionshaus verkaufte. "Ab da war die Nachfrage irre", freut sich der heutige Vertriebler. Inzwischen ist er schon im Frühjahr ausgebucht für den Rest des Jahres. Auch während des Interviews steht das Telefon nicht still. "Ich habe gerade eine Lieferzeit von acht Monaten", erklärt er dem Interessenten - ist eben nur ein Einmannbetrieb, und das nicht mal beruflich.

    Oldtimer sind eine Hommage an alte Rennwagen

    Seine Oldtimer sind eine Hommage an die Rennwagen der Vorkriegszeit. "Ich baue keine Originalautos, sondern nur im Stil dieser Zeit", betont der Tüftler. Er hat weder Baupläne noch Vorlagen. "Das ist alles in meinem Kopf. Ich schaue mir ein Foto an und habe den Bauplan sofort vor Augen." Dann legt er los. "Zuerst kommt die Holzplatte und darauf das Aluminiumgestell. Genauso wie beim Autobau in den 30er-Jahren." Danach beschlägt er alles mit Blech. Messen, bohren, sägen, schneiden, hämmern, schleifen - stets nach Augenmaß. An einer dieser begehrten Raritäten arbeitet Bankonin vier Wochen. "Jeden Abend und am Wochenende verschwinde ich in meine Werkstatt und brauche etwa 120 Stunden pro Wagen."

    Der 53-Jährige ist kein Karosseriebaumeister und ist zufolge dessen als Künstler gemeldet. Weitergeben kann er so sein Kunsthandwerk nicht. Dafür bräuchte er einen Meisterbrief, um ausbilden zu können. "Es ist ja nur Spielzeug für große Kinder", lacht er bescheiden. Dabei verkauft er seine gefragten Liebhaberobjekte in die ganze Welt - USA, Schweiz, Österreich, Frankreich, England, Belgien. Er ist in der Oldtimerszene längst kein Geheimtipp mehr.

    Mit den Cyclekarts von Frank Bankonin werden in Biburg Kindheitsträume wahr. Mit viel Liebe zum Detail.
    Mit den Cyclekarts von Frank Bankonin werden in Biburg Kindheitsträume wahr. Mit viel Liebe zum Detail. Foto: Diana Zapf-Deniz

    Ob als Ausstellungsstücke oder kleine Flitzer für die Kinder - Bakonin baut jeden Sonderwunsch. "Das wird eine Sonderanfertigung im Bugatti Type 31 Style für ein behindertes Kind", erzählt der Künstler und zeigt auf ein Traumobjekt in Himmelblau mit großzügig ausgebautem Innenraum. Den Sitz kann man mit einer Bank austauschen, sodass der Vater mit seinem Sohn gemeinsam fahren kann. "Die Motoren sind übrigens aus Seniorenmobilen ausgebaut", verrät er und grinst dabei lausbübisch. Deshalb fahren die kleinen Benziner bis zu 50 Stundenkilometer.

    Mit viel Liebe zum Detail ist jedes Unikat ausgestattet. Edle Armaturenbretter mit verchromten Rundinstrumenten, Ledertäschchen, Blechschilder, Spiegel, Scheiben, Aufkleber, Scheinauspuffanlagen und am Ende eine Patina Lackierung, damit das Schmuckstück auch wirklich authentisch und alt aussieht. Dabei kann er die wenigsten Teile einfach so bestellen. "Messen und Flohmärkte sind mein Mekka", so Bankonin. Und natürlich hält er sich auch gerne dort auf, wo sich, wie er es nennt, die Oldtimer-Verrückten treffen, wie etwa bei der Landkreis-Rallye.

    Seine Nachbauten sind durchaus Spekulationsobjekte, die er auch schon bei einem Londoner Kunstauktionshaus wieder entdeckt hat. Fahren darf man seine kleinen Autos nur auf eingezäuntem Privatgrund. Gerne sieht er sich "Little Big Mans" von den "Le Mans Classic", dem 24-Stunden-Autorennen, an. Denn dort fahren Kinder ebensolche kleinen Rennwägen, wie Bankonin sie baut. Sein Favorit, der Bugatti Type 35, einer der erfolgreichsten Sportwagen der 1920er-Jahre, ist dort immer wieder im Kleinformat zu sehen.

    Frank Bankonin aus Biburg ist ein passionierter Handwerker

    "Oldtimer sind halt mein Ding", schwärmt der passionierte Handwerker. Auch wenn sein Hauptaugenmerk auf den kleinen Autos liegt, so hat er doch eine ganz besondere Kostbarkeit. Unter einem riesigen Tuch schlummert ein Ford Modell A, einem Vorläufer der berühmten Blechliesel Tin Lizzie. "Ich hab mir das Fahrgestell gekauft. Räder, Lenkrad und den Rest baue ich mir oben drauf", führt der Biburger mit freudig strahlenden Augen aus. Den möchte er dann auch für sich behalten. Bei anderen Oldtimern vermittelt er schon mal. "Ein Kunde hatte einen Lagonda aus der Vorkriegszeit nur zur Deko, und ein anderer Kunde war auf der Suche nach genau diesem Wagen." Exklusivität in aufwendiger Handarbeit, das sind die Seifenkistenrenner aus dem schwäbischen Biburg, die weltweit gefragt sind.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden