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Diedorf-Biburg: Holzwurm im Kirchturm: Tonnenschwere Kuppel schwebt in Biburg zu Boden

Die tonnenschwere Kuppel der Biburger Kirche wird mit einem Kran nach unten befördert.
Diedorf-Biburg

Holzwurm im Kirchturm: Tonnenschwere Kuppel schwebt in Biburg zu Boden

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    Was ehemals Holz war, zerbröselt in der Hand nur noch zu trockenem Staub. Rund um die Kirche in Biburg liegen am Donnerstagmorgen überall auf dem Boden solche Holzfasern. Sie stammen vom Dachgestühl der Kirche St. Andreas. Jetzt versteht man genau, warum der Kirchturm vom Einsturz bedroht war. Das fünf Tonnen schwere Kirchturmdach wurde nun in einer spektakulären Aktion mit einem Kran von der Kirche heruntergenommen, schwebte dann mehrere Minuten Zentimeter für Zentimeter bis hinunter auf den Boden und wurde unten im Kirchhof neben der Kirchturmspitze abgestellt. 

    Ein besonderes Schauspiel bot sich den Biburgern und anderen Schaulustigen bereits am Mittwochnachmittag, als die Fachleute die Turmspitze von oben entfernt haben. Doch sie wiegt 900 Kilogramm, im Vergleich zu dem fünf Tonnen schweren Turmdach, das am Donnerstag heruntergeholt wurde, ein Leichtgewicht. Höchste Konzentration und Präzision waren von allem bei dem Arbeiter mit der Kransteuerung nötig, um den Koloss Zentimeter für Zentimeter auf ein bereitgestelltes Gerüst niederzulassen.

    Der Holzwurm hat das Holz des Dachstuhls regelrecht pulverisiert. Es zerbröselt in der Hand.
    Der Holzwurm hat das Holz des Dachstuhls regelrecht pulverisiert. Es zerbröselt in der Hand. Foto: Marcus Merk

    Unten war dann auch Handarbeit angesagt, um den Zwiebelturm, der auf Stahlträgern moniert war, in die richtige Position zu bringen. Doch weder Ingenieur Paul Hartinger vom gleichnamigen Ingenieurbüro in Thannhausen noch die Holzfachleute der Holzbaufirma Hans Dumerth aus Burtenbach waren mit der Konstruktion zufrieden, sie sei zu instabil. Am Ende wurde eine neue Lösung entworfen und das Dach wurde auf dem Boden abgestellt.

    Holzwurm hatte 100 Jahre Zeit sich auszubreiten

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    "So einen besonderen Fall hatten wir noch nie", erklärt Paul Hartinger. Sein Büro inspiziere jedes Jahr etwa zehn Kirchen, aber in Biburg musste rasch gehandelt werden. Der Schaden konnte nicht vor Ort behoben werden, "es war zu befürchten, dass Teile des Turms bei einem Sturm auf die Straße herabstürzen".

    Grund allen Übels ist der Hausbockkäfer, umgangssprachlich Holzwurm genannt, der sich anscheinend in den vergangenen 100 Jahren seit Erbauung der Kirche durch das Gebälk des Dachs gefressen hat. "Vermutlich war er schon von Anfang an drin und hatte nun genügend Zeit, sich auszubreiten", vermutet der Ingenieur. Das ganze Ausmaß des Schadens werde man erst jetzt beurteilen können, da das Turmdach auf dem Boden ist. Denn oben im Kirchturm sei es sehr schwierig gewesen, alles genau in Augenschein zu nehmen.

    Nun wird über die Restaurierung entschieden

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    Das ist nun am Boden bei Tageslicht leichter. Hier tritt auch das ganze Ausmaß des Schadens zutage: Die Dachbalken sind voller Löcher und es bröseln immer wieder Teile davon ab – stabiles Holz ist das auf keinen Fall mehr. Zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege werde entschieden, ob eine Restaurierung des Gebälks überhaupt möglich ist, so Ingenieur Hartinger.

    Die Kirchturmspitze wurde separat von der Kirche heruntergenommen.
    Die Kirchturmspitze wurde separat von der Kirche heruntergenommen. Foto: Marcus Merk

    "Niemand weiß, wie lange das dann dauern wird", sagt auch Kirchenpfleger Bernhard Dössinger, der das Abtragen des Kirchturmdachs vor Ort beobachtet. Im Moment finden die Gottesdienste im benachbarten Bürgersaal und teilweise auch in der Pfarrkirche in Horgau statt. Als Notlösung wurde inzwischen ein neues Fachwerk in der Turmspitze errichtet, und der Turm erhält ein provisorisches Dach, damit die Kirche wieder genutzt werden kann. Wenn alles klappt, so Dössinger, könnte am dritten Advent der Gottesdienst bereits wieder in der Kirche gefeiert werden.

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