In Diedorf und Anhausen haben Bürgerinnen und Bürger Unterschriften gesammelt. Sie wollen wissen, wie es nach dem Juni-Ereignis mit dem Hochwasserschutz weitergeht. Ihre Forderungen wurden in der letzten Sitzung des Marktgemeinderates diskutiert. Am Ende stand fest: Die Planung zum Bau eines zweiten Rückhaltebeckens am Anhauser Bach wird weiterverfolgt und auch erste Sicherungsmaßnahmen an den Bachläufen werden erfolgen, wenn die Haushaltslage es zulässt. Wie man in Zukunft die Einsatzkräfte und die Bevölkerung besser vorwarnt, muss noch geklärt werden.
Das vergangene Hochwasser traf die Gemeinde besonders hart. Die Katastrophen-Bilder aus Anhausen liefen deutschlandweit über die Bildschirme. Der Damm eines Fischweihers bei Burgwalden war gebrochen, das Wasser überflutete den Ortsteil. In diesem Jahr das Becken in Lettenbach fertig geworden. „Wir konnten das Ereignis aber nicht vorhersehen“, bedauerte Gemeinderätin Maria Abbt (Wir für Diedorf), „sonst hätten wir das zweite Becken am Anhauser Bach vor dem in Lettenbach gebaut.“ Ob dieses seit Jahren geplante Becken auf Höhe Webers Brünnele allerdings die Situation entspannt hätte, ist im Nachhinein schwer zu sagen. „Was nützt das alles, wenn ein Damm bricht?“, sagte Diedorfs dritte Bürgermeisterin Maria Prues (SPD).
Das Rückhaltebecken am Engelshofer Bach lief beim Hochwasser nicht voll
Johann Penn vom Ingenieurbüro Ingérop hat sich das Ereignis vom vergangenen Juni genauer angesehen. Er hat die Pegelmessdaten der Hochwassertage verglichen und das Geschehen für Diedorf nachgezeichnet. Anhand der Pegelstände am Rückhaltebecken Engelshofer Bach ließe sich maximal ein HQ5-Ereignis nachweisen, erläuterte Penn in der Sitzung, also ein mittleres Wetterereignis, das alle fünf Jahre auftritt. Das Ereignis sei lokal sehr begrenzt gewesen. „Im Lettenbach Tal war fast nichts“, stellte Penn fest. Auch das Becken am Engelshofer Bach sei nur bis zu einem Drittel gefüllt gewesen. Warum dort der Abfluss vor der Einmündung in den Anhauser Bach nicht stärker gedrosselt werden konnte, war für einige Bürger im Publikum nicht nachvollziehbar.
Hochwasserrückhaltebecken seien nur für 100-jährige Ereignisse gebaut, erklärte Umweltfachfrau Anna Röder von der Gemeinde Diedorf. Sie würden deshalb Wasser nur dann automatisch zurückhalten, wenn besonders viel in besonders kurzer Zeit vom Himmel falle. Ein Hochwasserrückhaltebecken könne nicht wie ein Staudammwerk reguliert werden. Dies sei für ein Gewässer dritter Ordnung auch gar nicht zulässig. Denn dafür fehle die Genehmigung vom Wasserwirtschaftsamt. Ein Aufstauen und Ablassen von Wasser könnte Dritte schädigen – das müsse mitberücksichtigt werden.
Der Abfluss am Anhauser Tal sorgte für die Überschwemmungen in Diedorf
„Die Hochwasserwelle im Anhauser Tal geht nicht auf den Engelshofer Bach zurück“, fasste Röder die Hochwasserlage vom Juni zusammen. Es habe allein am Abfluss im Anhauser Tal gelegen, bestätigte Penn. Neben baulichen Maßnahmen sei dort auch entscheidend, ob Boden und Pflanzen genügend Wasser zurückhalten können. Der Dammbruch im Juni sei mit dem Hochwassergeschehen untrennbar verbunden. Die Frage von Schadensersatzansprüchen gegenüber dem Betreiber des Fischteichs wäre aber auch aus anderen Gründen schwierig, erklärte Röder. „Jeder Einzelne müsste nachweisen, dass der Dammbruch den Schaden an seinem Haus verursacht hat.“
Von der Prüfung einer Ablaufdrosselung am Engelshofer Becken, wie von der Bürgerinitiative gefordert, riet die Umweltexpertin ab. Dafür müsste das Planfeststellungsverfahren nochmals aufgeschnürt werden. Ein neues Verfahren würde drei bis vier Jahre dauern. Sie würde sich lieber auf das zweite Becken am Anhauser Bach konzentrieren. Das Gebiet dort sei ein Landschaftspflegeschutzgebiet, gab sie dabei zu bedenken. Allein die Kartierung und Artenschutzprüfung dafür würden zwei Jahre dauern. „Wir können um Beschleunigung bitten, mehr nicht“, antwortete Röder auf eine Forderung der Bürgerinitiative. Die Planungen für das Becken bei Webers Brünnele seien schon weit gediehen, bestätigte Bürgermeister Högg. Neben der Weiterführung der bisherigen Planungen für das zweite Becken am Anhauser Bach hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, die Bürger über weitere Maßnahmen engmaschig zu informieren.
Die Wahl des Frühwarnsystems bei Hochwasser in Diedorf steht noch aus
Um die Einsatzkräfte zu entlasten, die bisher noch mit analogen Pegeln arbeiten, und um eine sichere Frühwarnung für die Bevölkerung zu gewährleisten, prüfte das Ingenieurbüro einige Anbieter elektronischer Pegel. Diese Technik sei, so Penn, momentan sehr gefragt und stecke noch in den Kinderschuhen. Die schlechte Funkabdeckung im Engelshofer und Anhauser Tal ließe nur eine satellitengesteuerte Technik zu, die im Betrieb sehr teuer sei. Bevor sein Büro Angebote einholt, will die Gemeinde mit der Feuerwehr abklären, welches Frühwarnsystem für Diedorf benötigt wird.
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