Der Bauausschuss der Marktgemeinde Diedorf hat auf seiner Sitzung in dieser Woche die Einrichtung einer weiteren Unterkunft für Asylsuchende abgelehnt. Man wolle damit ein Zeichen setzen, dass es in der Gemeinde schon genügend Platz für Geflüchtete gebe. Nun sollten sich auch andere Kommunen verstärkt an der Aufnahme beteiligen, berichtet Bürgermeister Peter Högg nach der Sitzung vom Tenor unter den Gemeinderäten. Wahrscheinlich ist jedoch, dass die neue Unterkunft dennoch eingerichtet wird.
Denn nach den Worten des Bürgermeisters hat das Landratsamt bereits einen Mietvertrag mit dem Eigentümer des Einfamilienhauses in der Lindenstraße 9 abgeschlossen. Dieser läuft befristet bis Ende 2027. Der Einfluss des Bauausschusses in dieser Sache bezieht sich rein rechtlich allein auf die Zustimmung zur Nutzungsänderung, da eine schwerwiegende bauliche Veränderung gar nicht vorgesehen ist. Auch im Bauausschuss wird deshalb damit gerechnet, dass das Landratsamt das Einvernehmen als übergeordnete Behörde ersetzen wird.
Freiwillige kümmern sich um knapp 200 Geflüchtete in Diedorf
Dabei gebe es viele Gründe, die gegen eine weitere Unterkunft in Diedorf sprächen, war man sich im Bauausschuss einig. Ein wichtiger: Man wolle die Freiwilligen in der Gemeinde, die sich unter anderem im Begegnungszentrum DieZ um die Integration der geflüchteten Menschen kümmern, nicht überfordern. In der Marktgemeinde leben aktuell rund 65 Asylsuchende in den Unterkünften in der Bahnhofstraße, 15 weitere im Ortsteil Anhausen. Und dort war gerade erst die Umnutzung für ein Wohnhaus genehmigt worden. 25 weitere Plätze für Asylsuchende gibt es noch in Anhausen, denn diese Unterkunft ist noch frei. In diesem Moment sei der Druck im Landratsamt wohl nicht so groß, weitere Menschen unterzubringen. "Sonst wäre die Unterkunft in Anhausen ja schon belegt. Aber das kann sich sicher schnell wieder ändern." Zu den Asylsuchenden kommen noch rund 100 Geflüchtete aus der Ukraine hinzu, die privat eine Unterkunft in Diedorf gefunden haben, oft aber auch von Freiwilligen betreut werden.
Im Ausschuss war man der Meinung, über die 25 noch freien Plätze hinaus könnten sich nun auch all jene Landkreis-Gemeinden an der Aufnahme von Geflüchteten beteiligen, in denen noch gar keine oder nur wenige Asylsuchenden leben. "Die gibt es immer noch. Das ist immer wieder Thema auf den Bürgermeisterdienstbesprechungen", so Peter Högg. Erst vor wenigen Wochen hatte ein Investor zudem versucht, im Ortsteil Diedorf auf einem freien Grundstück eine Unterkunft für 60 Personen in Modulbauweise zu errichten. "Das wird aber nicht umgesetzt, weil die Regierung von Schwaben als Mieter dann Abstand von dem Vorhaben genommen hat", erläutert der Bürgermeister.
Neue Unterkünfte auch in Neusäß und Gersthofen
Das wird bei dem Vorhaben in der Lindenstraße aber anders sein, denn das Landratsamt ist selbst Mieter.. Erst vor wenigen Wochen wollte die Nachbarstadt Neusäß mit der Ablehnung einer Unterkunft für Geflüchtete neben dem Bauhof ebenfalls ein Zeichen ans Landratsamt senden; inzwischen wird das Gebäude aber entsprechend umgebaut. Und die Stadt Gersthofen hatte einer neuen Unterkunft in einem Zweifamilienhaus vor wenigen Tagen widerwillig zugestimmt, weil dort klar war, dass das Landratsamt ebenfalls das Einvernehmen ersetzen würde.