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Steinekirch: Steinekirch zeigt, wie der Waldumbau funktionieren kann

Steinekirch

Steinekirch zeigt, wie der Waldumbau funktionieren kann

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    Waldbesitzer klagen über Fegeschäden. Sie entstehen, wenn etwa Rotwild das Geweih an jungen Bäumen reibt. Der Vizepräsident des Bayerischen Waldbesitzerverbands, Götz Freiherr von Rotenhan, fordert eine angemessene Bejagung.
    Waldbesitzer klagen über Fegeschäden. Sie entstehen, wenn etwa Rotwild das Geweih an jungen Bäumen reibt. Der Vizepräsident des Bayerischen Waldbesitzerverbands, Götz Freiherr von Rotenhan, fordert eine angemessene Bejagung. Foto: Jonathan R�dig

    Der Vizepräsident des Bayerischen Waldbesitzerverbands, Götz Freiherr von Rotenhan, verlieh vor wenigen Tagen bei der Jahreshauptversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Augsburg-West in Fischach zwei Mitgliedern eine besondere Auszeichnung: Alfons Kastner aus Mödishofen war im Jahre 1970 Mitbegründer der FBG Augsburg-West und anschließend 20 Jahre lang erster Vorstand. Sein Nachfolger Josef Stuhler aus Gessertshausen hatte in seiner Amtszeit mit den Folgen mehrerer Orkane in den 90er Jahren zu kämpfen – beide wurden nun mit der silbernen Ehrennadel des Bayerischen Waldbesitzerverbands geehrt.

    Außerdem konnte die Forstbetriebsgemeinschaft Freiherr von Rotenhan für einen Gastvortrag mit dem Titel: „Jagd – Herausforderung beim Thema Waldumbau“ gewinnen. Darin legte der Gastredner dar, welcher Schlüsselfaktor der Jagd bei der Aufgabe des Waldumbaus zukommt. Die Situation habe sich demnach durch den Klimawandel im Vergleich zu vor 30 oder 40 Jahren komplett verändert: nur mit angepassten Wildbeständen könnten die Waldbesitzer den Umbau von Fichten-Monokulturen hin zu einem klimaresilienten Mischwald schaffen. 

    Waldbesitzer sollen nicht mehr leise sein

    Auch das Landwirtschafts- und Forstministerium veröffentlichte jüngst ähnlich alarmierende Bilanzen: Dem aktuellen Waldbericht des Ministeriums zufolge hat nur jeder zehnte Baum in Bayern derzeit keine Schäden. Ein großer Faktor ist hierbei der Verbiss junger Triebe durch das Wild, weshalb von Rotenhan stellvertretend für viele Waldbesitzer in seinem Vortrag auf einer Anpassung der Wildbestände beharrte. 

    Die richtige Bejagungsstrategie ist seit Jahren Diskussionsgegenstand zwischen Jägern und Waldbesitzern. Letztere fordern eine Anpassung der Abschussquoten angesichts der hohen Verbissschäden.

    Wald
Waldbesitzer klagen über Verbissschäden. Der Vizepräsident des Bayerischen Waldbesitzerverbands, Götz Freiherr von Rotenhan, fordert eine angemessene Bejagung.
    Wald Waldbesitzer klagen über Verbissschäden. Der Vizepräsident des Bayerischen Waldbesitzerverbands, Götz Freiherr von Rotenhan, fordert eine angemessene Bejagung. Foto: Jonathan R�dig

    Von Rotenhan betonte den gesetzlich verankerten Grundsatz „Wald vor Wild“ und machte deutlich, dass „angepasst“ für ihn nichts mit „ausrotten“ zu tun habe – der Wald sei der natürliche Lebensraum für das Wild. Abschließend richtete er sich direkt an das Publikum und erläuterte Möglichkeiten für die Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft, um sich von der Politik oder vor Ort mehr Gehör zu verschaffen. Er stellte entschieden fest: „Wir sind zu leise!“, und forderte dementsprechend den Anstoß einer breiteren öffentlichen Debatte um die Funktion der Jagd beim Waldumbau. 

    Das gute Beispiel kommt aus Steinekirch

    Als besonderes Beispiel für klimaneutralen Waldumbau in der Region hat die Staatsregierung vor kurzem die Nutzergemeinschaft des Nutzungsrechtlerwalds im Zusmarshausener Ortsteil Steinekirch mit dem Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung ausgezeichnet. Für den gelingenden Umbau von dominanten Fichtenbeständen hin zum Mischwald sei, so die Begründung für die Preisverleihung, auch die Umstellung der Bejagung des Waldes von einer Verpachtung auf die Jagd Eigenregie verantwortlich. 

    Welche Veränderungen für die Waldbewirtschaftung in der gesamten Region ergriffen werden müssen, bleibt laut Lorenz Hochhauser vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten noch bis ins neue Jahr abzuwarten. Die Untersuchungen für das alle drei Jahre anstehende forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung beginnen im Frühjahr.

    Ist das Gutachten der Staatsregierung nicht neutral?

    Das von der Staatsregierung in Auftrag gegebene Gutachten bildet die Basis für die vorgegebenen Abschussquoten – bereits das letzte Gutachten 2021 hatte angesichts der Verbisssituation auch in Hegegemeinschaften in der Region höhere Abschussquoten empfohlen. Die Objektivität des Gutachtens jedoch wird schon lange vom Bayerischen Jagdverband infrage gestellt. Auf der Website des Verbandes ist zu lesen: „Es sollte eine fachlich fundierte, rein an der Sache orientierte Stellungnahme der Behörde sein, aber viele Beispiele für sachliche Mängel und Stellungnahmen von Forstbeamten geben Grund zur Befürchtung der Befangenheit."

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