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Jeden Tag 200 Kilometer mit dem E-Bike: 86-Jähriger aus Bobingen stellt Rekorde auf

Bobingen

86-Jähriger mit E-Bike-Rekorden: „Im Oktober sind die 100.000 Kilometer fällig“

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    Mit 86 Jahren schwingt sich Theo Leyer täglich auf sein E-Bike. Jetzt hat sich der Bobinger sogar noch ein Rennrad gekauft.
    Mit 86 Jahren schwingt sich Theo Leyer täglich auf sein E-Bike. Jetzt hat sich der Bobinger sogar noch ein Rennrad gekauft. Foto: Marcus Merk

    Er fährt und fährt und fährt. Zweimal täglich schwingt sich Theo Leyer auf sein E-Bike. Vormittags und Nachmittags absolviert er jeweils 100 Kilometer auf seinem E-Bike. „Jeden Tag. Außer, es hat ein Unwetter. Hitze macht mir nichts aus“, sagt der 87-Jährige. Wegen des Besuchs unserer Redaktion hat er die Vormittagstour schon am Tag zuvor vorgefahren. „Da hab ich die 14.000 Kilometer in diesem Jahr vollgemacht. Das Ziel für 2024 sind 17.000 Kilometer. Und im Oktober ist der 100.000er fällig. Dann bin ich seit 2016 zweieinhalb Mal um die Erde gefahren“, sprudelt es aus dem Bobinger heraus. Die Grenzen setzt er sich dabei selbst. „Ich mache mir immer Druck. Das verstehen manche nicht.“

    Akribisch führt er Listen, schreibt jede Fahrt auf und zählt die Kilometer zusammen

    Akribisch hat Theo Leyer seit vielen Jahren jeden Kilometer, den er mit dem Rad zurückgelegt hat, aufgeschrieben. Hier zeigt er seinem Sohn Roland die sorgfältig geführten Listen Listen.
    Akribisch hat Theo Leyer seit vielen Jahren jeden Kilometer, den er mit dem Rad zurückgelegt hat, aufgeschrieben. Hier zeigt er seinem Sohn Roland die sorgfältig geführten Listen Listen. Foto: Oliver Reiser

    2016 haben der aus Schwabmünchen stammende Theo Leyer und seine Frau Helga, mit der er seit über 60 Jahren verheiratet ist, ihren Bungalow in Immelstetten im Landkreis Mindelheim verkauft, das Erbe an die Kinder verteilt. „Mit warmen Händen“, wie die 82-Jährige sagt. Dort gab es rund um das Grundstück immer eine Menge zu tun. „Holz machen war mein Training“, sagt Leyer, der seit zehn Jahren am Wiesenhang in Bobingen wohnt. In der Wohnung war es dem umtriebigen Senior, der bis dato auch mit dem Wohnmobil bis zum Nordkap unterwegs war, schnell langweilig. Da entdeckte der gelernte Landmaschinenmechaniker, der nach einer Umschulung später 40 Jahre als Eisenbieger, Hausmeister und Stadtbote bei der Walter-Bau in Augsburg beschäftigt war, das Radfahren für sich.

    Auch an vielen Volksläufen hat Theo Leyer teilgenommen. Stolz zeigt er seine medaillen.
    Auch an vielen Volksläufen hat Theo Leyer teilgenommen. Stolz zeigt er seine medaillen. Foto: Marcus Merk

    Schon immer war Theo Leyer ein begeisterter Sportler. „Ich habe alles gemacht. Tischtennis gespielt. Inliner und Mountainbike gefahren. Mit 46 Jahren habe ich das Windsurfen angefangen“, erzählt er, während er im Keller seine Medaillen von unzähligen Volksläufen präsentiert, an denen er teilgenommen hat. Diese Begeisterung hat sich auf seinen Sohn Roland übertragen, mit dem er zahlreiche Mountainbike-Touren unternommen hat und auch die Leidenschaft für schnelle Autos teilt. Egal, ob beim Flugplatzrennen in Augsburg, beim Bergrennen in Mickhausen oder bei der Formel 1 am Hockenheimring. „Mit seinem Porsche bin ich 270 Stundenkilometer gefahren“, grinst der 87-Jährige über das ganze Gesicht. Roland Leyer diese Leidenschaft inzwischen als Regisseur und Produzent für Action-Filme (Kobra 11) zum Beruf gemacht. Zuletzt hat er als Stuntmann mit Nicole Kidman gedreht.

    Wenn er auf dem Fahrrad sitzt, dann fährt er im Tunnel, hat keinen Blick für die Schönheiten der Natur. Im ECO-Modus hält er konstant eine Geschwindigkeit von 25 bis 26 Kilometer. „Bergab geht‘s im größten Gang, Da ducke ich mich tief hinter den Lenker. Ich fahre ja nicht spazieren, sondern immer volle Pulle“, lacht Theo Leyer: „Gänseblümchen kenn ich schom.“ Der 87-Jährige will Kilometer machen. „Es geht immer nach Zeit. Ich achte darauf, dass ich auf dem Hin- und Rückweg gleich lang unterwegs bin.“

    Nur selten machen Helga und Theo Leyer einen gemeinsamen Ausflug, obwohl beide regelmäßig E-Bike fahren.
    Nur selten machen Helga und Theo Leyer einen gemeinsamen Ausflug, obwohl beide regelmäßig E-Bike fahren. Foto: Marcus Merk

    „Wenn er fährt, vergisst er alles drumherum, ist wie im Tunnel. Neulich ist ihm meine Mutter entgegen gefahren. Er hat sie glatt übersehen und ist an ihr vorbeigebraust“, lacht Roland Leyer. Nur selten fahren sie gemeinsam, obwohl Helga Leyer auch noch regelmäßig auf den E-Bike-Drahtesel steigt. „Vormittag 20 Kilometer, Nachmittag 20 Kilometer. Das reicht mir“, kümmert sie sich lieber um die Versorgung mit Kuchen oder Zwetschgendatschi. Wenn sie dann mal zusammen unterwegs sind, kann es gar nicht abenteuerlich genug sein. Als sie ihr Wohnmobil, mit dem sie bis am Nordkap waren, verkauft hatten, waren sie kurzfristig nur im Besitz eines Quads. „Mit diesem fahrenden Untersatz sind sie dann gemeinsam zu einer Geburtstagsfeier bis nach Stettenhofen gefahren“, verrät Roland Leyer. „Mein Vater hat nie trainiert. Er hat es einfach gemacht.“ So auch das Sportabzeichen, das er erst vor wenigen Wochen bei seinem Freund Reinhold Hofner abgelegt hat.

    „Die Vorgaben gebe ich mit selber. Ich habe einfach die Ruhe nicht, um zuhause zu sitzen“, erklärt Theo Leyer, der am Restless Legs-Syndrom leidet. Dann schwingt er sich wieder auf sein E-Bike. Meist auf seine Lieblingsstrecke. Von Bobingen nach Leuthau, über Klimmach, Waldberg, Reinhartshausen, Straßberg und wieder zurück. „Das sind 38 ziemlich bergige Kilometer“, lacht der rüstige Senior. Einer weiteren Leidenschaft, dem Bergwandern, darf er nach einer Herzoperation vor 25 Jahren nicht mehr frönen. „Das lassen sie mich nicht“, blickt er auf Frau und Sohn - und macht sich auf den Weg zur nächsten Radtour.

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