So mancher Morgen beginnt für Markus Kratzer mit einem strammen Sportprogramm. An diesem Tag steht eine zweistündige Fahrt mit dem Mountainbike auf dem Plan. Treffpunkt ist um fünf Uhr früh. Sein Trainingspartner: ein vielbeschäftigter Geschäftsmann, der zurück im Unternehmen sein muss, bevor der Betrieb dort Fahrt aufnimmt.
Als Personal Coach nimmt der Biberbacher Markus Kratzer seine Kunden an die Hand und führt sie in die Natur. Häufig sind es gestresste Unternehmer, die auf der Suche nach Entspannung und einem Ausgleich sind. Kratzer versucht, Bewegung mit mentalem Training zu verbinden und geht dabei individuell auf jeden Kunden ein: Mit dem einen geht er Fahrrad fahren, mit dem anderen auf einen gemütlichen Spaziergang an den Lech. Nicht immer sei es das intensivste Sportprogramm, das helfe - dem ein oder anderen Geschäftsmann hat Kratzer auch schon dazu geraten, sich einfach nur für ein paar Minuten auf eine Bank zu setzen, die Natur zu genießen und durchzuatmen. Denn wie eine wertvolle Geige müsse auch jeder Mensch für den Tag "gestimmt" werden.
Personal Coach gibt Tipps: Vier "Tischbeine" sorgen für Stabilität
Ganz wichtig sind dem Personal Coach dabei vier "Tischbeine", die im Gesamten für Stabilität sorgen: Ernährung, Bewegung, Entspannung und "Gedankenhygiene". Zu letzterem Punkt erklärt Kratzer: "Ich meine damit Mentaltraining. Denn häufig neigen wir dazu, uns auf die schlechten Dinge in unserem Leben zu fokussieren und die guten Dinge für ganz normal und selbstverständlich zu erachten." Außerdem ist der Biberbacher der Meinung, dass in Bewegung Heilkraft stecke und Entspannung auch Übungssache sei.
Auch Kratzer wurde in seiner Tätigkeit als Personal Coach schon von Corona-Maßnahmen eingeschränkt: Er durfte seine Kunden nicht in Person treffen und sich nicht mit ihnen an der frischen Luft bewegen. Stattdessen bot er sein Mentaltraining online an. Von einigen Kunden sei das gerne angenommen worden.
Angesichts der Pandemie und damit einhergehender Beschränkungen meint Kratzer: "Wir dürfen raus, aber nutzen das oft viel zu wenig." Er appelliert zu mehr "Eigenmacht statt Ohnmacht" und dazu, von den Freiheiten Gebrauch zu machen, die man trotz zahlreicher Maßnahmen noch habe. "Häufig kommt das Thema Vorbeugen und Stärken des Immunsystems viel zu kurz", so der 53-Jährige.
Wenn Markus Kratzer selbst in Biberbach oder anderswo im Landkreis mit dem Rad unterwegs ist, hat er gerne seinen Fahrradanhänger mit ein paar Sportutensilien dabei. An einer schönen Stelle an der Schmutter lässt es sich gut haltmachen, dem Rauschen des Flusses lauschen und ein paar Übungen absolvieren. Doch auch, wenn man gerade keine Ausrüstung im Gepäck hat oder sich auf dem Spaziergang spontan dazu entschließt, "ohne großen Aufwand etwas für die Gesundheit zu tun", hat Kratzer ein paar Tipps parat. Mit Blick auf säuberlich gestapeltes Holz am Wegesrand meint der Personal Coach lachend: "Dieses besondere Fitnessstudio hat 24 Stunden geöffnet."
Das "Fitnessstudio" Natur hat 24 Stunden geöffnet
Der 53-Jährige schnappt sich ein geeignetes Stück Holz und legt los. Die erste Übung ist für die Beine gedacht. Dafür legt er sich das Holzscheit auf die Schultern und macht klassische Kniebeugen. "Ich empfehle zehn Wiederholungen", so der Coach. Um den oberen Rücken zu trainieren, geht Kratzer leicht in die Knie und hebt das Holzscheit vor sich auf und ab. Und auch für all jene, die häufig am Computer sitzen und verspannte Schultern haben, kann Kratzer eine Übung empfehlen: Dabei wird das Holzscheit über dem Kopf auf- und abgestemmt. Um die Schwierigkeit zu erhöhen, kann dabei auf einem Bein balanciert werden. Für alle Übungen gilt: Je nach Niveau kann ein schwereres oder ein leichteres Holzscheit ausgewählt werden. Zum Abschluss zeigt Kratzer eine Übung, für die zwar kein Holzstück, dafür aber beispielsweise eine Parkbank gebraucht wird. Zum Training für die Arme stützt sich Kratzer mit beiden Händen ab, geht in die Hocke und stemmt sich wieder nach oben. Schwieriger wird die Übung, wenn beim Hochkommen jeweils ein Bein nach vorne gestreckt wird.
"Verhaltensänderung ist nicht simpel", findet der Coach. Deshalb empfiehlt er, sich einen festen Trainingspartner zu suchen, damit es leichter fällt, aktiv zu sein und am Ball zu bleiben. Gerade im Lockdown rät Markus Kratzer dazu: "Geht raus, bewegt euch und macht etwas für euer Immunsystem!"
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