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Biberbach: In Biberbach gibt es Blühwiesen aus dem Kaugummiautomaten

Biberbach

In Biberbach gibt es Blühwiesen aus dem Kaugummiautomaten

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    Elias Almer hat seinen ersten knallroten Saatgutautomaten beim Eingang des Dorfladens in Biberbach platziert. Das Angebot  ist schon nach wenigen Tagen ein voller Erfolg.
    Elias Almer hat seinen ersten knallroten Saatgutautomaten beim Eingang des Dorfladens in Biberbach platziert. Das Angebot ist schon nach wenigen Tagen ein voller Erfolg. Foto: Sonja Diller

    Einst erfreute ein Kaugummiautomat nicht nur die Kinder in Biberbach. Dann aber fristete er ein trostloses Dasein. Ausrangiert stand er nutzlos herum, doch dann entdeckte ihn Elias Almer. Der 17-Jährige baute ein knallrotes Holzgehäuse drumherum und gab ihm eine neue Funktion. Seitdem können sich die Biberbacher statt eines Kaugummis für 50 Cent einen ganzen Quadratmeter Blumenwiese aus dem Automaten ziehen. Also zumindest die Grundlage dafür.

    Der Kaugummiautomat ist nun ein Saatgutautomat und steht am Zaun neben dem Eingang zum Dorfladen. Inspiriert von einem ähnlichen Projekt in der Region Bremen hatte der 17-jährige Realschüler und angehende Elektroniker die Idee, seinen Mitbürgern das Ansäen von Blumenwiesen möglichst einfach schmackhaft zu machen. Dafür hat er den ausrangierten Automaten umgebaut. Darin warten Kapseln mit Saatgut auf willige Gärtner. Allerdings eignen sich nur Kunststoffkapseln für den Automaten, deshalb wurde die Rücknahme gleich mit geregelt. Die leeren Kapseln kann man in den danebenstehenden Briefkasten werfen. Neu mit Blumensamen befüllt, kommen sie dann wieder in den Automaten. Ein Kreislauf, bei dem nichts weggeworfen wird, aber viel herauskommt.

    Steinwüsten in privaten Gärten sind Elias Almer ein Dorn im Auge

    Nicht erst seit er als Hobbyimker sein eigenes Bienenvolk betreut ist ihm die Natur wichtig. Auch bei den Touren mit seinem Vater Rainer, der von Biberbach aus das Stand-up-Paddling salonfähig macht, ist er ganz nah dran am großen "Draußen". Einförmiges Grün ohne Blumen in kommunaler Hand oder die angeblich so praktischen Steinwüsten in privaten Gärten sind ihm ein Dorn im Auge. "Es gibt doch immer eine Ecke, die sich für ein bisschen bunte Wiese eignet." Den Boden etwas auflockern, Samen drauf und festtreten; von da an übernimmt nach ein paar Tagen angießen Mutter Natur die Regie.

    Man könne sogar aus der Not eine Tugend machen und die wunderbar lockere Erde eines Maulwurfhaufens zum Miniblumenbeet umfunktionieren, sagt er. Aus einem Ärgernis werde so im Handumdrehen ein bunter Hingucker. Und wer keinen eigenen Garten hat, der könne den Samen auch für einen bunten Futterstrauß im Blumentopf nutzen.

    Große Gärtnereien hat Elias angeschrieben und die fanden seine Idee eines Saatgutautomaten großartig. "Ich bekam so viel Saatgut gespendet, dass es für das erste Jahr reichen müsste." Und zwar nicht irgendwelche Samen, sondern eine genau auf die Region abgestimmte Mischung. Das Angebot in den kleinen Kapseln wechselt übers Jahr. Frostkeimer sind passenderweise seit Mitte März im Automaten zu haben. Bis Juni können sie in die Erde. Später gibt es die Sorte für die Frühsommeraussaat und im Herbst sind kleine Blumenzwiebelchen für die Blütenpracht im nächsten Jahr geplant.

    Bei dem Pilotprojekt am Biberbacher Gartenzaun soll es nicht bleiben

    Auch die Besitzer der alten Kaugummiautomaten haben ein Herz für Blumenwiesen. "Wenn ich den Verkäufern im Internet schreibe, wozu ich die Automaten haben möchte, dann überlassen sie mir die Geräte besonders günstig." Bei dem Pilotprojekt am Biberbacher Gartenzaun wird es nämlich nicht bleiben. Auch, weil der erste Blumenwiesenspender ein voller Erfolg ist. In nicht einmal drei Wochen hätten schon 50 Kapseln Abnehmer gefunden.

    Das Geld werde gespart, um damit wieder neuen Samen und Blumenzwiebeln anzuschaffen, denn "Gewinn will ich keinen damit machen", ist für Elias Almer klar. Die Saatgutautomaten Nummer 2 und 3 sind gerade in Arbeit. In Wertingen oder auch in Gersthofen könnte sich der findige Naturfreund seine Verkaufsstellen fürs Bienenretten gut vorstellen.

    Futter für die Bienen: "Naturschutz to go" in Biberbach

    Warum Blumenwiesen so wichtig sind, rechnet er mal vor: Eine einzige fleißige Biene fliegt bis zu 1300 Blüten am Tag an, um genug Nektar für das Volk zu sammeln. Ganz nebenbei bestäuben Bienen und andere Insekten 80 Prozent aller heimischen Blütenpflanzen. Rund zwei Milliarden Euro sei diese Arbeit allein in Deutschland im Jahr wert, besagen die Zahlen des Deutschen Imkerbundes.

    Damit die unverzichtbaren Helfer das ganze Jahr über Nahrung finden und überleben können, müsse laut Elias aber noch viel kräftiger gesät und gepflanzt werden. Einfacher als mit so einem Automaten für "Naturschutz to go" à la Elias Almer kann das kaum gehen. Und zuzusehen, wie sich Bienen und andere Insekten dann auf das leckere Futterangebot stürzen, sind die 50 Cent allemal wert, ist der junge Biberbacher überzeugt.

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