Kein morgendlicher Glockenschlag um 6 Uhr. Kein Stundenschlag. Keine Einladung zum Sonntagsgottesdienst: In Biberbach war es in den vergangenen Wochen still gewesen. Wie sehr die Biberbacherinnen und Biberbacher ihre Glocken vermisst haben, das klang gleich am Beginn des Gottesdienstes am Vorabend des 1. Advents in der Wallfahrtskirche an. Mitglieder aus dem Liturgiekreis brachten persönliche Worte vor. „Nach der Glockenweihe im September freuen sich bestimmt nun auch die neuen Glocken im Glockenstuhl, dass sie endlich klingen dürfen“, sagte Ortspfarrer Ulrich Lindl. Nun war es endlich soweit.
Die einzig verbliebene kleine Bronzeglocke, die während des Weltkriegs nicht eingeschmolzen wurde, gibt nach wie vor den Ton für das Gesamtgeläut vor. Dazu passend wurden von der Glockengießerei Bachert die neuen fünf Bronzeglocken gestimmt. Einzel erklangen die Glocken, einrahmt von begleitenden Texten, die im Liturgiekreis vorbereitet worden waren.
Die Josefsglocke wurde wie schon ihre Vorgängerin, von den Familien Miller und Wunderle vom Daubelehof in Eisenbrechtshofen gespendet. Mehrere Generationen tragen voll Stolz den Namen des Bräutigams der Gottesmutter. Einen besonderen persönlichen Bezug gibt es auch zur Floriansglocke, die die Familien Würz finanziert hat.
Der Heilige Florian, Schutzpatron der Feuerwehrleute, steht vielen Familienmitglieder nahe, die sich als aktive Feuerwehrleute in der Marktgemeinde einsetzen. Die dritte Glocke mit der Aufschrift „In cruce salus – im Kreuz ist Heil“, wird noch lange als Zeichen der tiefen Verbundenheit des Ehepaars Anni und Josef Knöpfle mit ihrem „Herrgöttle von Biberbach“ erklingen. Der zwischenzeitlich verstorbene Josef Knöpfle hat viele Jahre
. Es war ihm ein Herzensanliegen, die Botschaft von der Heilsbotschaft des Kreuzes lebendig zu erhalten.Für die Kolpingglocke haben sich mehr als 70 Einzelspender eingebracht, die auch in großer Zahl beim Guss „ihrer Glocke“ dabei waren. Mit der Aufschrift „Treu Kolping bei jedem Glockenschlag – Seliger Adolph Kolping bitte für uns“ erklingt sie für das Vermächtnis Adolph Kolpings, dass christlicher Glaube untrennbar mit sozialem und gesellschaftspolitischem Engagement verbunden ist. Die größte Glocke hat noch eine Schwester. Sophie Eder, die Spenderin der Sophienglocke, hat nämlich schon einmal eine Glocke gestiftet, die in einem Kloster in Kenia ihren Dienst tut. „Heilige Sophia, die Quelle der Weisheit ist Gottes Wort“, bezieht sich nicht nur auf die „Kalte Sophie“, die mit ihrem Gedenktag am 15. Mai die „Eisheiligen“ beendet, sondern steht auch als das Synonym für die Weisheit Gottes, das sich in zahlreichen Schriften der Bibel findet.
In den Fürbitten wurden während des Gottesdienstes anhand der Patronate der einzelnen Glocken die Anliegen unserer Zeit ins Wort gebracht. Hatten zu Beginn des stimmungsvollen Rorategottesdienstes noch die „Turmbläser“ Helmut Englisch und Martin Pfitzmeir eingeladen, erklang das volle Geläut zum feierlichen TeDeum am Ende zum ersten Mal. Der Wohlklang der neuen Glocken begleitete die Mitfeiernden auf dem Weg ins „Pfarrhöfle“. Versammelt um die Feuerschale, konnte hier mit heißen Getränken auf das gelungene Werk angestoßen werden.
Die Biberbacher Glocken sollen für den Frieden erklingen
Ganz ausdrücklich bedankte sich Pfarrer Lindl für Leistung der Glockengießerei Bachert und das gute Miteinander, das die reibungslose Umsetzung dieses großen Projektes erst möglich gemacht hat. Der Dank ging auch an Kirchenmusikerin Andrea Steger und Trompeter Helmut Englisch für den festlichen musikalischen Rahmen des Gottesdienstes. „In Zeiten des Krieges werden Glocken eingeschmolzen. Gut, wenn Glocken für den Frieden erklingen“, sagte der Ortsgeistliche.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden