Dass die Biberbacher Wallfahrtskirche umfassend saniert werden muss, ist seit Längerem bekannt. Was genau die Sanierungsarbeiten beinhalten und wie der genaue zeitliche Ablauf aussehen könnte, erläuterten nun Pfarrer Dr. Ulrich Lindl und Experten bei einem Infoabend in der Schulaula.
Die Biberbacher Wallfahrtskirche wird komplett eingerüstet
"Die Arbeiten sind nicht nur sinnvoll, sondern baulich und statisch absolut notwendig", unterstrich Gastgeber Lindl zu Beginn. Laut Lindl ist die Zeit nicht spurlos an der 1697 eingeweihten Kirche vorübergegangen, der letzte Außenanstrich ist über 20 Jahre her und auch im Inneren seien an Decke und Mauerwerk zunehmend Risse erkennbar. Doch optische Belange seien bei der Renovierung eher nebensächlich, es gehe hauptsächlich um Reparaturen im Bereich des Dachstuhls und des Kirchturms. "Die Gesamtkosten belaufen sich auf circa 3,2 Millionen Euro, wovon 75 Prozent von der Diözese Augsburg getragen werden", erläuterte Kirchenpflegerin Albertine Miller. Das Bistum fördere aber nur Maßnahmen an der Außenfassade und solche, die aus statischen Gründen notwendig sind. Neben der Diözese beteiligen sich auch Landkreis, Bezirk und Freistaat mit Zuschüssen. Für eventuelle Arbeiten im Inneren der bekannten Wallfahrtskirche hofft die Kirchenverwaltung noch auf Spenden.
Unter dem Kirchendach hausen Fledermäuse
Die Planung liegt beim Ingenieurbüro von Georg Hienle aus Welden. So sollen die Arbeiten planmäßig im Frühjahr 2023 beginnen. Zunächst wird es kleinere Arbeiten am Kanal geben, bevor dann die Kirche nach Ostern komplett eingerüstet wird. Der Großteil der Baukosten entfällt auf Zimmereiarbeiten: "Wir müssen hier in zwei Bauabschnitten arbeiten, damit die im Dachstuhl befindlichen Fledermäuse nicht gestört werden", erläuterte Hienle.
Neben fauligen Stellen im Gebälk müssen auch einige Sparren und Querzüge saniert oder ersetzt werden. Ebenfalls teuer werden Spenglerarbeiten an den zahlreichen Kuppeln, die laut Planer mit einer speziellen Folie zur Vermeidung von Kondenswasser ausgeführt werden. Die elektrische Anlage entspreche nicht mehr den heutigen Vorschriften und wird im Zuge der Sanierung ebenfalls runderneuert. Weitere Kosten entstehen durch Putzarbeiten, eine neue Steintreppe an der Nordseite sowie Baunebenkosten. Wenn alles nach Plan läuft, kann die Fertigstellung Ende Mai 2024 erfolgen, sodass das Wallfahrtsjubiläum im Jahr 2025 in einem frisch sanierten Gotteshaus stattfinden kann.
Biberbachs Glocken klingen zu dumpf
Pater Stefan Kling, Glockenspezialist der Diozöse Augsburg, erläuterte im Anschluss den Zustand des Läutwerks. Dieser sei im gesamten noch passabel, allerdings hätte ein Gutachten ergeben, dass die aktuellen Schwinggeschwindigkeiten der Glocken zu hoch seien. Diese Problematik könnte laut Kling entweder durch die Reduzierung der Schwinggeschwindigkeit oder durch Erneuerung der Glocken erreicht werden.
Dazu brachte der Sachverständige auch einige Hörbeispiele mit. Laut seiner Analyse seien die Biberbacher Glocken im Klang sehr dumpf, was an der Materialzusammenstellung liegen würde. Kling veranschlagte grob eine Gesamtsumme von weiteren 300.000 Euro für die Erneuerung der Glocken, die aktuell noch nicht in den Renovierungskosten enthalten sind und aus Eigenmitteln der Pfarrei oder über Spenden finanziert werden müssten. Ein deutlicher Minderaufwand würde sich durch das bereits vorhandene Gerüst und die laufenden Arbeiten auf jeden Fall ergeben.
In diesem Punkt wird man laut Pfarrer Lindl in den kommenden Monaten die Stimmung in der Kirchengemeinde beobachten und dann eine Entscheidung treffen.