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Bauern: Wasser marsch auf den Feldern

Bauern

Wasser marsch auf den Feldern

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    Landwirt Johann Fröhlich und Kreisobmann Martin Mayr (rechts) zeigen, dass der Weizen noch gut ausschaut.
    Landwirt Johann Fröhlich und Kreisobmann Martin Mayr (rechts) zeigen, dass der Weizen noch gut ausschaut.

    Landwirt Josef Oßwald aus Thierhaupten blickt seit Tagen immer wieder sorgenvoll aufs Handy: Der für Landwirte spezialisierte Wetterbericht kündigt anhaltend trockenes und heißes Wetter an. Um seine Kartoffelernte nicht zu gefährden, hat Oßwald seine Beregnungsmaschine eingeschaltet. Die wenigen Niederschläge machen ihm und seinen Kollegen Probleme. Besonders auf kiesreichen Böden wie im Lechtal wird dringend Wasser benötigt. Ein kurzer Regen wie am Mittwochabend ist schnell versickert. Die Pflanzen sind im Hauptwachstum, da ist der Bedarf an Flüssigkeit hoch.

    Die durch die Trockenheit entstandenen Schäden auf den Feldern waren das Hauptthema der Erntefahrt, zu der gestern der Kreisverband Augsburg des Bayerischen Bauernverbands eingeladen hatte. In der Kutsche ging es durch die Flur von Thierhaupten.

    Das Sorgenkind sei der Mais, erklärt der Geschäftsführer des Amtes für Landwirtschaft und Ernährung, Konrad Hörl. Viele Landwirte hätten wegen des warmen März früh gesät. Doch im April folgte die Kältephase mit Frostschäden. Noch dazu erwischte in dieser Woche der Hagel gebietsweise die Pflanzen. Das Gute am Mais sei, dass er sich regeneriere, solange die Stängel nicht abgebrochen seien. „Der Mais erholt sich wieder, wenn nur die Blätter zerfetzt sind“, so Hörl. Der Mais brauche aber regelmäßig Niederschläge. Die Kolben würden zur Fütterung und für Biogasanlagen benötigt. Kreisobmann Martin Mayr ging auf den immer wieder zu hörenden Vorwurf ein, es würde zu viel davon angebaut. Mayr spricht von einer „gefühlten Vermaisung“. Die Zahlen würden etwas anderes sagen: 20 bis 21 Prozent der Flächen würden für Maisanbau genutzt. Die Zahl stagniere. Der Mais sei nicht so schlecht wie sein Ruf, betonte Mayr. Er binde am meisten CO2 und benötige weniger Pflanzenschutzmittel als andere Feldfrüchte. Um das Problem der Bodenerosion zu mildern, würde teilweise Mulchsaat verwendet.

    Der Winterweizen mache aktuell keine Probleme, so Hörl. Er habe wegen der Witterung heuer wenig Krankheiten. So sei zum Beispiel noch kein Gelbrost wie in den vergangenen Jahren zu sehen. Landwirt Johann Fröhlich zeigte an den Ähren, dass dieses Getreide Wasser braucht. „Der Weizen körnt gerade ein, dafür braucht er Wasser, sonst bringt er zu wenig in die Ähre rein.“ Nach der Erfahrung Fröhlichs wären 30 Liter Niederschlag in der Woche optimal.

    Im vergangenen Jahr kam Kartoffelbauer Oßwald ohne Beregnen aus, heuer sieht das ganz anders aus. Er begann schon früh mit dem Sprengen von Wasser, sonst würden die Kartoffeln im Wachstum stehen bleiben. Oßwald braucht größere Kartoffeln, weil er auf seinen 65 Hektar in erster Linie für Betriebe produziert, die Pommes frites herstellen. In Verträgen mit seinen Abnehmern muss er eine bestimmte Größe und andere Kriterien – zum Beispiel zum Stärkegehalt – zusichern. Der Thierhaupter liefert nicht nur nach Rain, sondern auch nach Österreich und in die Schweiz. Die Nachfrage nach Pommes Frites sei hoch, so Oßwald. Mit der Beregnungsanlage könne der Landwirt Phasen überbrücken, in denen es über einen längeren Zeitraum trocken bliebe. Wenn alles gut läuft, kann Oßwald 15 Knollen von einer Kartoffelpflanze ernten.

    Im Landkreis Augsburg und der Stadt Augsburg gibt es 1523 landwirtschaftliche Betriebe. 46 Prozent arbeiten im Haupterwerb. Sechs Prozent haben auf einen ökologischen Betrieb umgestellt. Im Schnitt bewirtschaftet ein Bauer in der Region 35 Hektar. Das sei etwas mehr als der bayernweite Durchschnitt, so Hörl. Die Nähe zu Unternehmen wie Südzucker oder Aviko in Rain sowie zu Mühlen oder Mälzereien sei für die Landwirte von Vorteil. Daher geben im Augsburger Land weniger Bauern ihren Betrieb auf als anderswo. Jedes Jahr hören zehn bis 15 Landwirte auf. Es sei schwer, einen Auszubildenden zu finden, bedauert Landwirt Oßwald. Seiner Meinung nach helfe viel Aufklärung, um den Beruf attraktiv für die Jugend zu machen: „Wir sind offen für Gespräche und erklären gerne.“ "Kommentar

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