Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Basketball: Ein einziger Punkt entscheidet den Ritt auf der Rasierklinge

Basketball

Ein einziger Punkt entscheidet den Ritt auf der Rasierklinge

    • |
    Vor 1000 Zuschauern bejubelte die BG Leitershofen/Stadtbergen einen 65:64-Sieg im Play Off-Halbfinale gegen den FC Bayern München III.
    Vor 1000 Zuschauern bejubelte die BG Leitershofen/Stadtbergen einen 65:64-Sieg im Play Off-Halbfinale gegen den FC Bayern München III. Foto: Marcus Merk

    Dreieinhalb Sekunden standen noch auf der Uhr, als Max Uhlich den Ball eroberte. Beim Stand von 65:63 schien das Spiel entschieden. Trainer Emanuel Richter rannte wie von der Tarantel gestochen auf das Spielfeld, um den Einzug der BG Leitershofen/Stadtbergen ins Finale der Play Offs zur 2. Bundesliga zu feiern. Doch das Spiel war noch längst nicht beendet. Aus diesen 3,5 Sekunden wurden nochmals gefühlte zehn Minuten. Wie der Ritt auf der Rasierklinge ausging.

    Ein Ritt auf der Rasierklinge

    Erst musste Richter nach dem zweiten technischen Foul die Halle verlassen, konnte seine Anweisungen nur durch ein Fenster in der Tür deuten. Co-Trainer Michael Dorsch übernahm und musste mit ansehen, wie der Gegner durch einen Bonus-Freiwurf auf 65:64 verkürzte. Der Ball landete dann aber wieder per Einwurf bei den Kangaroos, weil die zuvor in Ballbesitz waren. Teathloach Pal wurde dann 2,2 Sekunden vor der Schlusssirene gefoult, verwarf den ersten Freiwurf und wollte den zweiten aus taktischen Gründen ebenfalls verwerfen. Dabei knallte er das Spielgerät so vehement gegen das Brett, dass es den Ring nicht mehr berührte. So kam der FC Bayern nochmals zu einer Wurfgelegenheit, die jedoch in den Armen von BG-Kapitän Dominik Veney landete. Dann war endlich Schluss – und die Kangaroos mit den knappsten aller möglichen Ergebnisse – einem einzigen Punkt Differenz – ins Finale eingezogen. Die fast 1000 restlos begeisterten Zuschauer konnten endlich aufatmen. „Man war das ein Krimi“, stöhnte auch Bürgermeister Paul Metz.

    Exakt 986 Zuschauer – das entsprach exakt der erlaubten Zulassung der Halle, sofern nicht weitere Sondertribünen aufgestellt werden – sahen 40 Minuten lang einen dramatischen Ritt auf der Rasierklinge, in dem beide Mannschaften das Letzte an Kampf und Einsatz aus sich herausholten. Verständlicherweise war die Nervosität zunächst groß. Zumal die Partie mit einigen Minuten Verspätung begonnen hatte, weil zu viele Fans noch vor der Halle Einlass begehrten.

    Topalovic war der Mann des ersten Viertels

    Der FC Bayern München III, der erwartungsgemäß mit dem Groß ihres Zweitligakaders aufgelaufen war und zum Parallelspiel in der Pro B nur ein Rumpfteam mit sechs Mann geschickt hatte, erwischte den besseren Start. Mit knallharter und offensiver Verteidigung, die voin den schwachen Schiedsrichtern nicht immer entsprechend geahndet wurde, brachten sie die Kangaroos oft in Zeitnot und zwangen sie zu Fehlwürfen. Beim Stand von 8:15 fasste sich dann Stjepan Topalovic ein Herz und sorgte mit zwei Dreiern und einer genialen Vorarbeit für Teathloach Pal fast im Alleingang, dass bis zum Ende des ersten Viertels ein 18:17 für die Kangaroos auf der Anzeigetafel stand. Bestens unterstützt von Max Uhlich, der gerade eine Sekunde auf dem Feld war und zum 13:17 traf. Er stürzte sich ohne Rücksicht auf Verluste in jeden Zweikampf, musste eine Beule am Kopf mit Eis kühlen.

    Spieler landet mitten in den Zuschauern

    Was für eine Hektik, was für eine Dramatik, was für ein gellendes Pfeifkonzert und „Schieber“-Rufe, als ein heftiges Foul an Topalovic nicht geahndet wurde und es stattdessen ein technisches Foul gegen Trainer Richter gab. Das Spiel wogte hin und her. Mario Hack-Vasquez landete bei einer Abwehraktion mitten in der ersten Zuschauerreihe. „Wir sind alle Stadtberger Jungs“, skandierten die „Ultras“ aus der Fußball-Abteilung des TSV Leitershofen. Als die Kangaroos wenig später einmal auf 34:29 davonziehen konnten, intonierten sie sogar „Zieht den Bayern die Lederhosen aus!“ Doch dafür war es noch zu früh. Zur Pause stand es im Stadtberger Hexenkessel wieder 38:38-Unentschieden.

    Die Fans hofften jetzt auf das traditionell starke dritte Viertel der Kangaroos. Und tatsächlich schien beim 58:50 das Pendel zu Gunsten der Leitershofer zu kippen Doch weit gefehlt. Die jungen Bayern hielten erneut dagegen, verwandelten trotz gellenden Pfeifkonzerte ihre Freiwürfe, während bei der BG oftmals die Konzentration versagte. Die Gäste gingen sogar wieder mit 63:62 in Führung (34.).

    Ein Korberfolg wurde zurückgenommen

    Als Teathloach Pal zum 66:63 traf, schien die Partie erstmals entschieden. Doch nach langer Diskussion nahmen die Unparteiischen die Punkte zurück, weil er den Wurf wohl erst nach Ertönen der 24-Sekunden-Sirene angesetzt hatte. Kurios: Der letzte Korb aus dem Spiel fiel in der 34. Minute. Danach gab es nur noch Freiwurfpunkte, sicherlich auch ein Novum im Basketball. Es lag wohl mehr am Kräfteverschleiß als an der Konzentration, dass die Leitershofer nur vier von zwölf davon im Korb unterbringen konnten. Die Bayern aber schafften gegen die aufopferungsvoll verteidigenden Kangaroos fast sechs Minuten gar keinen Korb mehr. Dann konnte endlich gejubelt werden.

    Für die Kangaroos geht es nun in die letzte Runde um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Am 23. April auswärts und am 30. April zu Hause trifft die BG dann auf den Sieger aus der Partie TSV Tröster Breitengüssbach gegen Kickz IBAM Schwabing, die erst am Ostersamstag entschieden wird.

    BG Topstars Leitershofen Stadtbergen: Strecker, Pikl (2), Pal (14/1 Dreier), Topalovic (18/3 Dreier), Moosrainer (2), Uhlich (6), Westermeir (4), Londene, Hack-Vazquez (8/2 Dreier), Tomic (3/1 Dreier), Veney (8/1 Dreier), Hofmann.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden