Wegen Fußballer Emre Can fiebert Aystettens Trainer mit Georgien mit
Der deutsche Fußball-Nationalspieler Emre Can ist schuld daran, dass das Herz von Aystettens Aufstiegstrainer Patrick Wurm für Georgien schlägt.
Millionen von Fußball-Fans laufen derzeit in Trikots der deutschen Nationalmannschaft herum - egal, ob in traditionellem Schwarz-Weiß oder im modernen Magenta. Auch die in Deutschland lebenden Italiener, Rumänen, Türken oder Kroaten feiern (oder trauern) in den Farben ihrer Heimatländer. Seltenheitswert hat hingegen das Outfit der dreiköpfigen Familie, die sich auf einem Spielplatz im Augsburger Ortsteil Firnhaberau vergnügt. Patrick, Barbara und Samuel Wurm tragen nämlich den Dress der Nationalmannschaft von Georgien. Schuld daran ist ein aktueller deutscher Nationalspieler, der gerade bei der Europameisterschaft im Einsatz ist.
Nach Foul von Emre Can lernt Patrick Wurm seine Frau kennen
In der Tat: Hätte Emre Can, damals noch in der zweiten Mannschaft des FC Bayern München am Ball, ihn im Regionalliga-Spiel gegen die zweite Mannschaft des FC Augsburg nicht gefoult, hätte Patrick Wurm seine Frau Barbara niemals kennengelernt. "Nur weil ich verletzt war, bin ich damals in eine Disco in Stadtbergen gegangen", sagt der 32-Jährige, der zu diesem Zeitpunkt drauf und dran war, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. 75 Spiele hat der mittlerweile 68-jährige Erwin Wurm, der wohl beste Kicker, der jemals aus dem TSV Gersthofen hervorging, für den FC Augsburg in der 2. Bundesliga absolviert. "Das war meine beste Zeit als Fußballer. In diese Form bin ich seitdem nie wieder gekommen", sagt Patrick Wurm, den ein Knochenmarksödem zu einer neunmonatigen Pause gezwungen hatte.
Die Ehefrau verfolgt die Spiele von Cosmos Aystetten regelmäßig
"Bevor ich ihn kennengelernt habe, hatte ich mich nie mit Fußball beschäftigt. Aber wenn man in so eine Fußball-verrückte Familie kommt, muss man das zwangsläufig", lacht Barbara Wurm. Und so verfolgt sie jetzt relativ regelmäßig die Spiele des SV Cosmos Aystetten, wo ihr Mann Spielertrainer ist und zuletzt den Aufstieg in die Landesliga gefeiert hat. Momentan aber schlägt ihr Herz für ihr Heimatland Georgien. Ein Fußball-Zwerg, der erstmals bei einer Europameisterschaft dabei ist. 3,7 Millionen Einwohner hat der Staat an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien. Die ehemalige Sowjetrepublik umfasst Bergdörfer im Kaukasus ebenso wie Strände am Schwarzen Meer.
Barbara Wurm ist in der georgischen Hauptstadt Tiflis geboren. Weil die Familie jüdische Vorfahren hat, ist sie 2004 mit ihren Eltern und ihrem Bruder ausgewandert. Sie spricht Russisch und Georgisch und hat an der Schule Deutsch gelernt. "Das hat mir sehr geholfen, als ich mit elf Jahren nach Deutschland gekommen bin", erinnert sie sich. Innerhalb eines halben Jahres hat sie die Sprache perfekt gelernt, ist dann auf das Gymnasium gegangen und hat ihr Abitur gemacht.
Alle drei Aystetter tragen die gleiche Trikotnummer auf dem Rücken
Wenn die zierliche Frau mit den dunklen Locken von den bisherigen Auftritten der georgischen Nationalmannschaft um den Superstar Khvicha Kvaratskhelia, der beim SSC Neapel spielt und dort in Anlehnung an Diego Maradona "Kvaradona" genannt wird, und den Weltklasse-Torhüter Giorgi Mamardashvili vom FC Valencia spricht, beginnen ihre Augen zu leuchten. "Es macht mich stolz, dass Georgien zum ersten Mal bei so einem großen Turnier dabei ist und zu sehen, mit welcher Freude und Begeisterung die georgischen Fans die Spiele verfolgen", sagt die Frau, die ebenso wie Mann und Sohn ein Trikot mit der Nummer sieben mit der Aufschrift Kvaratskhelia trägt. "Er ist in Georgien ein Vorbild, der Hoffnung gibt, dass man es schaffen kann." Die weiß-rot-schwarzen Trikots haben sie sich aus Georgien schicken lassen. "Sie sind vom Markt", lacht Patrick Wurm, "die Originale sind längst ausverkauft."
Bisher hat dem Erfolgstrainer des SV Cosmos Aystetten die Europameisterschaft gut gefallen, vor allem die vielen Weitschuss-Tore. "Nachdem es diesmal keine Nebenkriegsschauplätze wie Regenbogenbinde gegeben hat, sind die Deutschen nicht so negativ und es ist eine Euphorie da", blickt er auf die Stimmung im Lande. Sehr positiv bewertet er auch die neuen Regeln, dass nur noch der Kapitän mit dem Schiedsrichter sprechen darf. "Dadurch ist das Spiel schneller geworden." Im Gegensatz dazu moniert er, dass es trotz des Videobeweises seiner Meinung nach Fehlentscheidungen gegeben habe.
Was, wenn Georgien bei der Fußball-EM auf Deutschland trifft?
Dass Georgien nach der 1:3-Niederlage gegen die Türkei in einem der bisher besten Spiele der EM und dem 1:1 gegen Tschechien die Gruppenphase übersteht, glaubt Patrick Wurm nicht. Dazu sei der Gegner Portugal am Mittwoch, 26. Juni, zu stark. Sollte sich Georgien tatsächlich für die Endrunde qualifizieren und irgendwann auf Deutschland treffen, würde er aber auf alle Fälle im Georgien-Trikot vor dem Bildschirm sitzen, verrät der 32-Jährige. Nicht ohne Hintergedanken: "Ich wäre mit Füßen, Händen und Seele mit Georgien, weil dessen Chancen ziemlich gering sind."
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