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Aystetten: Karikaturen sind für Hubert Balze der Ausgleich zur „seriösen Kunst“

Aystetten

Karikaturen sind für Hubert Balze der Ausgleich zur „seriösen Kunst“

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    Schon als Schüler war Hubert Balzes zeichnerische Begabung aufgefallen. Künstlerisch ist er immer zweispurig gefahren, hier die seriöse Kunst, dort die Karikaturen. Seine umfangreiche Karikaturensammlung ist nun in einem neuen Kunstband verewigt.
    Schon als Schüler war Hubert Balzes zeichnerische Begabung aufgefallen. Künstlerisch ist er immer zweispurig gefahren, hier die seriöse Kunst, dort die Karikaturen. Seine umfangreiche Karikaturensammlung ist nun in einem neuen Kunstband verewigt. Foto: Jutta Kaiser-Wiatrek

    Der Kunstmaler und Grafiker Hubert Balze, geboren 1936, zählt zweifelsfrei zu den Urgesteinen der regionalen Kunstszene. „Vor allem das Erforschen künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten hat ihn stets fasziniert und findet in einem vielseitigen, in konsequente Werkphasen gegliederten Oeuvre seinen Niederschlag“, beschrieb die promovierte Kunsthistorikerin Sylvia Jäkel bereits in der Veröffentlichung „Hubert Balze Werkphasen“, sein Wirken. Mit launigen Texten, die den Künstler auf sympathische Weise noch näher bringen, nimmt sie auch in dem neu erschienenen Buch Kunstinteressierte auf höchst unterhaltende Art mit auf eine besondere künstlerische Reise, so dass die Beschäftigung mit dem Buch zu einem ausgesprochenen Vergnügen wird.

    Immer hat sich Hubert Balze neben seiner seriösen Kunst in gleicher Weise dem Zeichnen von Karikaturen gewidmet. Dass dies praktisch schon von Kindesbeinen geschah, hat er humorvoll auf der ersten Seite des kürzlich erschienen Buchs „Karikaturen 1950 bis 2024“ festgehalten, wo er sich selbst als Kleinkind, mit Schnuller im Mund, aber bereits gekonnt den Stift schwingend, zeigt. „Ich bin künstlerisch immer zweispurig gefahren, hier die seriöse, dort die satirisch geprägte Kunst“, erklärt Balze und nimmt den Betrachter des Bildbands mit in seine innerste Gedankenwelt, der er mit überraschenden Bildern schon in jüngsten Jahren kritischen Ausdruck verlieh. Er habe durchaus überlegt, sich ganz auf Karikaturen zu verlegen. Letztlich habe er sich doch für die seriöse Kunst entschieden. Zum einen habe die Schule ihm durchaus Freude bereitet, zum anderen wollte er sich dem Druck eines Karikaturisten, täglich liefern zu müssen, nicht aussetzen.

    Der Schuldirektor hielt seine schützende Hand über Hubert Balze

    Schon als Schüler war Hubert Balze durch seine zeichnerische Begabung aufgefallen. 1950 entstand seine erste Karikatur im Schulunterricht. Diese Zeichnung und viele weitere bilden den Grundstock für seine neue Karikaturensammlung. Insbesondere seine Lehrkräfte am Anna-Gymnasium in Augsburg mussten immer wieder für seine Karikaturen herhalten, erinnert sich Balze. „Mit 14 ging das so richtig los“, schmunzelt er noch in Erinnerung an diese Zeit. Klar, wenn ein Mathelehrer weder verständlich erklären noch mit Nachfragen der Schüler umgehen kann, dann steht er da gleich im Mittelpunkt. Mit spitzer Feder wurden aber eigentlich alle Lehrer karikiert, ernstlich böse waren sie aber nie. Der damalige Schuldirektor hielt gar die gesamte Schulzeit seine schützende Hand über ihn, so Balze, der dadurch durchaus wusste, dass seine Kunst schon damals gewürdigt wurde.

    Von so manchen Lehrern wurden ihm gar Gagen in Form von fünf D-Mark für ein Porträt in Aussicht gestellt. Auch seine Mitschüler kamen nicht ungeschoren davon. Bei ihnen stellte er sich vor, wie diese 20 Jahre später aussehen und welche Profession sie wohl ausüben würde. So manches Mal lag er dabei gar nicht so falsch. Sich selbst sah er bereits damals als Bakkalaureus der schönen Künste. Nach dem Abitur besuchte er die Akademie der Bildenden Künste in München, um Kunsterzieher zu werden. „Ich wollte die Freiheit haben, nicht in einen Kunststil gezwungen zu werden“, begründete er diesen Weg, den er letztlich mit großer Freude bis zum letzten Arbeitstag gegangen ist und der ihn als Lehrer auch wieder zurück ans „alte Anna“ geführt hat.

    Auch in Augsburg gab es ein Kabarett mit Namen „Scheibenwischer“

    Als junger Mann begann für Balze mit der Kabarettzeit bei den Scheibenwischern in Augsburg eine bewegte Zeit. „Noch vor dem Erfolg des der Nation namentlich bekannten Kabarettisten, der den Namen schlechthin als geistiges Eigentum für sich proklamierte, gab es die Scheibenwischer in Augsburg“, macht der Künstler deutlich. Für das Kabarett „Die Scheibenwischer“ zeichnete er nicht nur für unzählige Plakate verantwortlich, die ebenfalls im Kunstband zu sehen sind, sondern nahm auch mit spitzer Feder die politischen Fettnäpfchen der 60er Jahre unter die Lupe und schrieb einen Teil der Bühnensketche mit einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik.

    Und ganz zum Schluss betätigt sich Balze als Visionär, ließ den Menschen etwa als Neujahrsgruß bereits für das politisch schwierige Jahr 2019 so manch eisigen Wind vonseiten Trump und Putin ins Gesicht wehen. Mit Glückwünschen für das Jahr 2024 ließ er „Olaf“ sein Gefolge über einen dunklen steinigen Weg führen und „Friedrich“ an einer schwankenden Verkehrsampel zerren … .

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