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AVV-Fahrplanwechsel: Pendler im Kreis Augsburg kommen nicht mehr heim

Landkreis Augsburg

Nach dem Fahrplanwechsel für Busse kommen Pendler nicht mehr heim

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    Wer den Bus im Nahverkehrsverbund des AVV als Pendler oder Pendlerin nutzt, ist auf passende Verbindungen angewiesen. Die gibt es seit dem Fahrplanwechsel nicht mehr überall.
    Wer den Bus im Nahverkehrsverbund des AVV als Pendler oder Pendlerin nutzt, ist auf passende Verbindungen angewiesen. Die gibt es seit dem Fahrplanwechsel nicht mehr überall. Foto: Marcus Merk

    Dieter Bruche und seine Frau aus dem Langerringer Ortsteil Gennach sind stolz auf ihren Sohn. Der 16-jährige Julian macht im ersten Lehrjahr eine Ausbildung zum Elektriker in Schwabmünchen. Der Jugendliche ist mit Einsatz dabei, selbst dass er bislang einen Bus zu seinem Betrieb noch vor sechs Uhr früh nehmen musste, bremste ihn nicht. Zumindest bislang. Doch nach dem Fahrplanwechsel fährt kein Bus mehr, den der Jugendliche nehmen könnte. „Mit Entsetzen mussten wir feststellen, dass Verbesserungen in der Anbindung vor allem für den südlichen Landkreis versprochen. Schon zwei Tage nach der Umstellung können Pendlerinnen und

    Im Detail: Der Bus, den Julian Bruche bislang nach Schwabmünchen nahm, startete in Gennach um 5.53 Uhr, sodass der Auszubildende rechtzeitig zu Arbeitsbeginn um 6.30 Uhr vor Ort war. „Jetzt fährt der erste Bus um 7.10 Uhr“, so Bruche. „Das Gleiche ist es am Abend. Er kommt um etwa 17 Uhr von der Baustelle zurück nach Schwabmünchen und da ist der letzte Bus nach Gennach schon weg. Der fährt nämlich schon um 16.36 Uhr.“ Nicht mal an Schultagen reiche die Verbindung, um Julian rechtzeitig zur Berufsschule nach Augsburg zu bringen. 

    Eltern im Landkreis Augsburg müssen ihre eigenen Arbeitszeiten jetzt anpassen

    Nun prüfen die Eltern, wie sie die Situation am besten meistern. Dieter Bruche überlegt, seinen Sohn jetzt regelmäßig nach Langerringen zu fahren, von wo aus die nächste AVV-Verbindung um diese Uhrzeit nach Schwabmünchens startet. Auch seine Frau hat sich schon für diese Fahrten angeboten. Bruche überlegt, seinen Arbeitstag dann selbst einfach früher zu starten – eine arge Belastung auf Dauer. Jetzt hofft die Familie schon auf die Zeit, wenn Julian selbst mit dem Auto fahren kann. Ein Einzelfall? Die Bruches haben drei Kinder in der Ausbildung. Mit dem Bus kann keines passend fahren. 

    Zum Fahrplanwechsel hatte AVV-Geschäftsführerin Linda Kisabaka im Gespräch mit unserer Redaktion von großen Verbesserungen gerade für den südlichen Landkreis gesprochen. Ein Großteil des Linienplans war verändert und in drei Gruppen in Haupt-, Takt- und Bedarfslinien eingeteilt worden. Kisabaka hatte auch gesagt, dass Pendler vor dem Start in ihren Arbeitstag prüfen sollten, ob die Verbindung unverändert sei. Die Konzentration solle jetzt auf Schulbusverbindungen und Fahrten zu den Hauptverkehrszeiten liegen. Julian Bruche ist nicht der Einzige, bei dem das nicht mehr passt. Stattdessen scheint eine generelle Fehlannahme zugrunde zu liegen.

    AVV-Fahrplanwechsel: Nicht nur im Handwerk sind Arbeitstage lang

    Dieter Bruche berichtet von einer Bekannten, die nun zwar noch rechtzeitig zu ihrem Arbeitsplatz in Gennach kommt, doch nach ihrem Arbeitstag ist der letzte Bus schon weg. Gerade im Handwerk werde aber nun mal von 7 bis 17 Uhr gearbeitet, so Dieter Bruche. Und nicht nur dort sind die Tage lang. Dieter Rothenfußer aus Langenneufnach ist passionierter Pendler mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Nach dem Fahrplanwechsel wollte seine Frau vom verbesserten AVV-Symstem profitieren. „Sie kommt zwar jetzt zu ihrer Arbeitsstelle nach Schwabmünchen. Aber am Nachmittag gibt es keine Verbindung zurück“, berichtet er Ähnliches.

    Auch für ihn selbst macht es der neue Fahrplan praktisch unmöglich, ohne Auto zu seiner Arbeitsstelle nach München zu kommen. Bislang war die erste Etappe der Bus von Langenneufnach zum Bahnhof in Gessertshausen. Das hat zwar aufgrund von Verspätungen nicht immer geklappt. Aber jetzt funktioniere es überhaupt nicht mehr. Rothenfußer hat sämtliche Verbindungen von Langenneufnach nach Augsburg und zurück überprüft. Sein Fazit: Für Pendlerinnen und Pendler ist die Strecke kaum noch nutzbar. Denn die erste Verbindung um 5.55 Uhr sei einfach zu knapp bemessen für den Beginn eines Arbeitstags außerhalb der Stadtmitte von Augsburg. 

    Der Verbindungsplan des AVV scheint nach dem Fahrplanwechsel nicht mehr für alle Pendler und Pendlerinnen zu passen.
    Der Verbindungsplan des AVV scheint nach dem Fahrplanwechsel nicht mehr für alle Pendler und Pendlerinnen zu passen. Foto: Marcus Merk

    Wichtige Pendlerverbindung auf der Staudenbahnlinie fällt weg

    Zumal da gleichzeitig die nach Rothenfußers Erfahrung nach meistgenutzte Feierabendverbindung per Zug um 16.37 Uhr auf der BRB-Staudenbahn jetzt entfällt. „Stattdessen sollen wir schon ab 16.10 Uhr einen Bus der Linie 600 nehmen. Das führt zu einer deutlichen Fahrzeitverlängerung und natürlich war gleich heute der Anschlussbus nach Langenneufnach weg, die Wartezeit ist offenbar nicht auf den Straßenverkehr der Linie 600 und B300 abgestimmt. Insgesamt fahren mehr Busse – jedoch teilweise mit wenigen Minuten Abstand, was aus meiner Sicht sinnlos ist. Der neue Fahrplan orientiert sich nicht an den Pendlern, sondern offenbar an gerade verfügbaren Bussen“, ist seine Einschätzung.

    Zudem muss der AVV zu Beginn des neuen Fahrplans noch mit einer ganz anderen Schwierigkeit kämpfen: Wegen technischer Probleme funktionierte auch die Fahrtauskunft unter anderem für den Raum Bobingen nicht richtig. 

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