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Aus für alte Kaminöfen: Grenzwerte zwingen zum Handeln

Landkreis Augsburg

Zu hohe Feinstaubwerte: Vielen alten Kaminöfen steht das Aus bevor

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    Wer sich einen neuen Kaminofen zulegen will, sollte sich im Fachhandel informieren. Moderne Geräte haben deutlich niedrigere Emissionswerte und bessere Brennwerte.
    Wer sich einen neuen Kaminofen zulegen will, sollte sich im Fachhandel informieren. Moderne Geräte haben deutlich niedrigere Emissionswerte und bessere Brennwerte. Foto: Marcus Merk

    Auch wenn man eine andere Art Heizung im Haus hat - ein prasselndes Holzfeuer im Kaminofen oder die behagliche Wärme eines Kachelofens erzeugen eine wohlige Atmosphäre im Wohnzimmer und sind vor allem in der Übergangszeit in Herbst und Frühjahr sehr beliebt. Besonders in den Hochzeiten der Energiekrise mit extrem steigenden Öl- und Gaspreisen drehten viele die Heizung runter und heizten mit einem Ofen zu. Doch vielen alten Modellen steht nun zum Jahresende das Aus bevor. Der Grund sind strengere Grenzwerte bei den Emissionen.

    Der Kaminkehrer hat es den Besitzern eines Ofens, der vor dem 21. März 2010 eingebaut wurde, schon seit geraumer Zeit angekündigt: zum 31.12.24 ist Schluss. Dann muss entweder ein neuer Kaminofen her oder der alte muss stillgelegt werden. „Manchmal kann man das sogar selbst machen“, sagt Lars Eggers, Obermeister bei der Kaminkehrerinnung Schwaben. In vielen Fällen kann man einfach das Ofenrohr abbauen und seinem Kaminkehrer schriftlich mitteilen, dass man den Ofen stillgelegt hat. Ansonsten wird er den unzulässigen Ofen nämlich bei der nächsten Feuerstättenschau, die alle drei bis fünf Jahre stattfindet, zum wiederholten Male bemängeln und nach einer letzten Frist von sechs Monaten den Fall dann ans Landratsamt Augsburg melden. Die Behörde könne dann teils empfindliche Ordnungsgelder verhängen, die laut Eggers zwischen 100 und 800 Euro liegen können. „Aber niemanden trifft diese Regelung unvorbereitet“, erklärt Lars Eggers. „Wenn Sie einen Ofen haben, der demnächst nicht mehr den Vorschriften entspricht, hat Ihnen das ihr Kaminkehrer bereits seit drei Jahren immer wieder gesagt.“ In der Zwischenzeit konnte man auch prüfen lassen, ob sich eine Nachrüstung mit einem Filter möglich und sinnvoll ist. Lars Eggers sagt: „Filter wirken gegen Feinstaub, aber die Kohlenmonoxidwerte senkt man damit nicht.“

    Nachrüsten lohnt sich meistens nicht

    Es gibt aber auch Ausnahmen von der Regelung: Wenn der Ofen die einzige Heizquelle ist, darf er weiter betrieben werden. „Es ist erstaunlich, wie viele alte Häuser es auf dem Land noch gibt, wo wirklich der Ofen in der Wohnstube die einzige Heizung ist“, berichtet Eggers. Oftmals wird darauf auch gekocht, dann darf der alte Ofen ebenfalls weiter betrieben werden, ebenso offene Kamine. Auch über Härtefallregelungen aufgrund von finanzieller Not kann die Behörde im Einzelfall entscheiden, so der Innungsobermeister.

    Kaminkehrermeister Lars Eggers (links) rät zu einem neuen, modernen Ofen, da dieser auch  bessere Brennwerte hat.
    Kaminkehrermeister Lars Eggers (links) rät zu einem neuen, modernen Ofen, da dieser auch bessere Brennwerte hat. Foto: Michael Kerler (Archivbild)

    Wer einen neuen Ofen braucht, sollte sich im Sommer darum kümmern

    Wer sich bis zum Stichtag rechtzeitig einen neuen Ofen zulegen will, sollte sich bald darum kümmern. Denn eventuell gibt es längere Lieferzeiten. Da es in der Region nicht viele Ofenbauer und Händler von Kaminöfen gibt, spüren sie auch schon die verstärkte Nachfrage. So auch Michael Schmid in seinem Geschäft „Schmid Vivendi“ in Gersthofen. Der erfahrene Kachelofenbau-Meister, der unter anderem auch 13 Jahre lang Obermeister in der Ofenbauer-Innung war, rechnet damit, dass die Nachfrage nach einem neuen Kaminofen im Herbst noch weiter anziehen wird, wenn die nächste Heizperiode naht. Das Heizen mit Holz liegt wieder im Trend. „Mit der Corona-Pandemie hat das Geschäft sehr deutlich angezogen, und mit dem Ukrainekrieg und der Energiekrise wollten sich dann plötzlich sehr viele einen Ofen zulegen“, sagt Schmid – vor allem, um Heizkosten zu sparen.

    Die meisten Betroffenen von dem neuen Grenzwert planen eine Neuanschaffung. Wer einen einfachen Kaminofen zum Aufstellen hat, kommt mit einem neuen Modell meist besser weg, sagt Schmid. Die neue Technik habe nicht nur wesentlich bessere Feinstaubwerte, sondern auch einen besseren Brennwert und man muss weniger oft Holz nachlegen, so der Ofenbauer. Moderne, umweltfreundliche Feuerstätten erreichen heute einen Wirkungsgrad von über 90 Prozent.

    Hermann Mutz von Kaminbau Steidle in Bobingen
    Hermann Mutz von Kaminbau Steidle in Bobingen Foto: Marcus Merk

    So heizen Sie richtig mit Holz

    Trockenes, abgelagertes Holz verwenden (Max. Restfeuchte 20%)

    Luftschieber öffnen

    Holz von unten nach oben kleiner werdend aufschichten (also Anzündholz oben). Den Anzünder, am besten Feuerbällchen aus Wachs und Sägespäne (kein Papier und Pappe) im oberen Drittel einsetzen.

    Im Raum auf genügend Luftzufuhr achten, z.B. Fenster kippen. Ofentüre in den ersten fünf Minuten des Anheizens nur anlehnen, dann schließen.

    Beim Heizen je nach Kaminzug die Primärluft (Schieberegler) runter regulieren. Erst nachlegen, wenn das Holz vollständig runter gebrannt und keine Flamme mehr sichtbar ist.

    Deshalb rät auch Ofenbauer Hermann Mutz in den meisten Fällen zu einem neuen Ofen. Er betreibt in Bobingen und Obergünzburg die Firma „Kaminbau Steidle“. „Derzeit reicht zwar eine Nachrüstung mit einem Feinstaubfilter, aber wer weiß, wie lange das noch den Vorgaben entspricht.“ Außerdem lohne sich das Nachrüsten mit Kosten von mindestens 2000 Euro meistens nicht, „denn einen soliden, ordentlichen Schwedenofen bekommt man schon ab 1500 Euro“, so der Fachmann. Die verstärkte Nachfrage in seinem Geschäft spürt auch Mutz sehr deutlich. Um Lieferzeiten müsse man sich aber keine Sorgen machen, in drei bis fünf Wochen seien die Öfen in der Regel da, „nur bei uns ist das Nadelöhr, denn unsere Terminbücher sind proppevoll“, so Mutz.

    Woran man die Qualität eines Ofens erkennt

    Wer sich einen neuen Kaminofen zulegen will, sollte dabei auf Qualität achten, raten die Fachleute. „Natürlich gibt es in jedem Baumarkt und im Internet Öfen zu kaufen, aber die werden dann nur bis an die Bordsteinkante geliefert und man muss sie noch anschließen“, gibt Michael Schmid zu bedenken. Nicht umsonst ist der Ofenbau ein Gefahren-Handwerk und Meister-pflichtig. Minderwertige Qualität zeige sich auch dem Laien daran, wie gut die Ofentüre schließt, wie stark das Material und die Dichtungen sind und dass nichts wackelt. Vor Inbetriebnahme muss der Kaminofen noch vom Kaminkehrer abgenommen werden. Ofenbauer Manfred Mutz warnt: „Einen billigen Ofen zu bestellen und selbst anzuschließen, das ist im wahrsten Sinne ein gefährliches Spiel mit dem Feuer.“

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