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Augsburg Land: Hochwasser: Wann kehrt die Normalität in den Läden zurück?

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Hochwasser: Wann kehrt die Normalität in den Läden zurück?

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    Wurstregale und Tiefkühltruhen im Edeka in Dinkelscherben - alles wurde leergeräumt nach dem Hochwasser.
    Wurstregale und Tiefkühltruhen im Edeka in Dinkelscherben - alles wurde leergeräumt nach dem Hochwasser. Foto: Marcus Merk

    Wie leergefegt sind der Backshop und die Wurstabteilung im Supermarkt Edeka Klein in Dinkelscherben. Dreck und Pfützen sammeln sich am Boden, eine Helferin kehrt die braune Suppe nach draußen. „Wegen Renovierungsarbeiten wegen Hochwasser ca. 1 Woche geschlossen“, stand ursprünglich auf einem Schild vor dem Absperrungsband. Die Eins wurde mit einer Zwei übermalt. Das Wort Woche ist durchgestrichen, jemand hat es durch Monate ersetzt.

    Edeka Klein in Dinkelscherben stand komplett unter Wasser

    Bisher weiß niemand, wann der Edeka wieder öffnen wird, die zwei Monate seien nur eine Schätzung. Das schwere Hochwasser am Samstag hatte die Inhaber überrascht. Trotz der Warnungen haben sie nicht einer solchen Wasserhöhe gerechnet. Doch Tatsache ist: Die Zusam, die am Wochenende neben dem Druck durch Grundwasser in Dinkelscherben für schwere Schäden gesorgt hatte, verläuft nur wenige Meter vom Supermarkt entfernt. Die Sandsäcke wurden überflutet, erzählt Inhaberin Sabrina Klein. Der Markt lief voll, das Wasser stand dem Eigentümer-Ehepaar bis zu den Knien. Sie waren im Laden, bis die Wasserwacht die beiden abholte.

    Das Hochwasser habe hohe Schäden verursacht. In die Kühlmöbel war Wasser gelaufen, Gegenstände aus Holz quollen auf. Seit Montag laufen die Aufräumarbeiten, im Anschluss schauen sich Gutachter die Lage vor Ort an, erklärt Sabrina Klein. Einen Teil der Lebensmittel konnten die Mitarbeitenden retten, Obst, Gemüse und Brot spendeten sie an die Tafel.

    Das restliche Obst und Gemüse spenden die Inhaber an die Tafel.
    Das restliche Obst und Gemüse spenden die Inhaber an die Tafel. Foto: Marcus Merk

    Obwohl die Trauer groß ist, zeigt sich das Eigentümer-Ehepaar dankbar für die Solidarität der freiwilligen Helferinnen und Helfer. Viele von ihnen hätten den eigenen Keller voller Wasser und halfen dennoch beim Aufräumen des Edekas mit. Die Feuerwehr pumpte das Wasser ab, andere Helfende entsorgten die schwimmenden Lebensmittel und brachten Kekse, Weintrauben oder Kuchen mit.

    Kniehoch stand das Wasser am Samstag im Edeka in Dinkelscherben.
    Kniehoch stand das Wasser am Samstag im Edeka in Dinkelscherben. Foto: Marcus Merk

    Ölschaden in Brillenschau in Dinkelscherben

    Auch das Augenoptikergeschäft "Brillenschau" in Dinkelscherben leidet unter der Katastrophe. Hier stand das Wasser ebenfalls im Erdgeschoss. Was der Inhaberin Stefanie Deffner am meisten zu schaffen macht, ist der ausgelaufene Öltank im Keller. Alles sei voller Öl. "Das Schlimme ist der Geruch", sagt sie. Auch hier seien die Schäden groß. "Der Laden ist komplett kaputt." Aktuell sind die Inhaber noch mit Aufräumen beschäftigt. Auch sie wissen noch nicht, wann der Laden wieder öffnen wird.

    Lego-Lagerhalle in Gablingen überschwemmt

    Die Lagerhalle von Daniel Mühlberger war ebenfalls von dem Hochwasser betroffen. In einem alten Kuhstall in Gablingen lagert der "Lego-Investor" tausende wertvolle Lego-Sets. Die meisten davon habe er retten können, die Spuren des Wassers seien aber noch immer sichtbar. "Mit Helfern arbeite ich aktuell zwölf Stunden am Tag daran, den Dreck aus der Halle loszuwerden", sagt Mühlberger. Zudem habe er Lufttrockner aufgestellt, um die für Lego-Sets schädliche Luftfeuchtigkeit einzudämmen. 

    Parallel zu den Aufräumarbeiten gehen weiterhin Bestellungen in Mühlbergers Onlineshop ein. Da allerdings auch sein elektronisches Warenwirtschaftssystem durch das Wasser beschädigt worden ist, können diese Bestellungen zurzeit nicht bearbeitet werden.

    Mehrere Tage schließen musste Gastronom Germar Thiele sein Burgerrestaurant am TSV-Sportplatz in Schwabmünchen. Es befindet sich direkt neben dem Feldgießgraben. 40 Zentimeter hoch stand der Keller unter Wasser. "Die Zentralkühlung hat es erwischt", sagt Germar Thiele. Lebensmittel, wie Salate oder Fleisch, musste er kiloweise entsorgen. Um die 50 Helfer seien im Einsatz gewesen, um die Wassermassen aus dem Keller zu pumpen und zu verhindern, dass zusätzlich Wasser aus der Feldgieß ins Restaurant läuft. Mittlerweile hat das Restaurant wieder geöffnet. 

    Hochwasserrückhaltebecken in Holzhausen zeigt Wirkung

    Wasser aus dem Keller pumpen, das musste auch Franz Schorer Junior von der Brauerei Staudenbräu aus Walkertshofen. Die Neufnach fließt neben dem Betriebsgebäude. "Wir haben den ganzen Samstag gepumpt, um das Wasser in Schach zu halten. Mehr Wasser hätte es wirklich nicht mehr sein dürfen", sagt er. Rund 40 Zentimeter hoch stand das Wasser der Neufnach an der Hauswand. Der materielle Schaden halte sich in Grenzen, "aber es ist mit viel Arbeit verbunden, alles wieder sauber und trocken zu bekommen", so Schorer. Da nur der Keller betroffen war, kann sein Betrieb regulär weiterlaufen. 

    Durch das Auffangbecken in Holzhausen blieb die Firma Dittrich in Schwabmünchen von größeren Schäden verschont.
    Durch das Auffangbecken in Holzhausen blieb die Firma Dittrich in Schwabmünchen von größeren Schäden verschont. Foto: Gudrun Seidel

    Ohne größeren Hochwasserschaden kam die Firma Dittrich in Schwabmünchen diesmal davon. Hier scheint das kürzlich eröffnete Hochwasserrückhaltebecken in Holzhausen Wirkung zu zeigen. Ein bisschen Wasser "an unkritischen Stellen auf dem Hof", stellte Geschäftsführer Manfred März zwar fest, das sei aber kein Vergleich zu früheren Hochwassern. "Im Jahr 1999 stand das Wasser direkt vor den Firmentoren und innen drückte das Grundwasser nach oben." Neben dem Hochwasserrückhaltebecken lobt März vor allem den Einsatz der Feuerwehr, die den Feldgießgraben in Schach gehalten haben.

    Kurzarbeitergeld für betroffene Arbeitnehmende

    Auch Handwerksbetriebe aus dem Augsburger Land sind von den Folgen des Hochwassers betroffen, so ein Sprecher der Handwerkskammer (HWK) für Schwaben. Aktuell sei das Ausmaß der Schäden noch nicht absehbar. "Die Aufräumarbeiten werden sich lange hinziehen", heißt es. Die HWK setze sich ein, dass ihre "Mitgliedsbetriebe schnelle und unbürokratische Unterstützung bekommen", sagt HWK-Präsident Hans-Peter Rauch. Auf ihrer Internetseite hwk-schwaben.de informiert die HWK über staatliche Hilfen und versicherungsrechtliche Aspekte. 

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    Viele Straßen und Keller sind überflutet, Menschen mussten sich in Sicherheit bringen. Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und THW sind pausenlos im Einsatz.

    Die Agentur für Arbeit Augsburg weist daher darauf hin, dass für Arbeitsausfälle von Arbeitnehmern in Betrieben, die von Hochwasserschäden betroffen sind, Kurzarbeitergeld gezahlt werden kann. Noch gibt es keinen wirklichen Überblick über das Ausmaß der finanziellen Schäden im Landkreis, Landrat Martin Sailer ging bereits am Montag von einer Summe bis zu 1,5 Milliarden Euro aus. Die Sparkasse Schwaben-Bodensee verzeichnet bereits ein um 15 Prozent höheres Anrufaufkommen als üblich und habe die Besetzung ihrer Telefone verdoppelt. Für eine wirkliche Einschätzung sei es jedoch noch zu früh. "Das sich erst in den kommenden Tagen und Wochen zeigen", so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Wolfgang Zettl.

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