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Augsburg: Bahn-Pendler mit Erlebnisbericht

Landkreis Augsburg

Ein Bahnpendler erzählt, was ihm das Leben so schwer macht

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    Seit Go-Ahead viele Zugverbindungen im Augsburger Land übernommen hat, ist das Bahnfahren schwieriger geworden. Es fehlen umfassende Informationen, sagt ein Pendler.
    Seit Go-Ahead viele Zugverbindungen im Augsburger Land übernommen hat, ist das Bahnfahren schwieriger geworden. Es fehlen umfassende Informationen, sagt ein Pendler. Foto: Marcus Merk

    Am Dienstag dieser Woche war wieder so ein Abend. Dieter Rothenfußer pendelt täglich mit Bus und Bahn von seinem Wohnort Langenneufnach bis zu seiner Arbeitsstelle auf der anderen Seite von Augsburg. Ohnehin oft genug ein Abenteuer, gebe es so vieles, was seit der Übernahme der Nahverkehrsverbindungen von Go-Ahead rund um das zu Lasten der Fahrgäste. Er hat nun eine konkrete Forderung.

    Also am Dienstag. Dieter Rothenfußer sitzt im Triebwagen der BRB, die den Augsburger Hauptbahnhof um 17.38 Uhr in Richtung Gessertshausen verlassen soll. An diesem Tag ist die Bahn pünktlich. Dafür gibt es gleich in Oberhausen eine Durchsage, der Zug ende dort. Grund sei eine Stellwerksstörung im Bahnhof Westheim. Dieter Rothenfußer steigt aus. Eigentlich will er den Bus der Linie 600 erreichen, der in Richtung Krumbach auch in In seiner AVV-App wird ihm jedoch nicht angezeigt, ob dieser Bus auch am Oberhauser Bahnhof hält. Also nimmt er die Straßenbahn zum Park-and-Ride-Platz in Stadtbergen und erwischt dort den Bus 601 in Richtung Gessertshausen. "Das dachte ich zumindest. Doch im Bus war Friedberg als Ziel angegeben." Den Fahrer konnte er nicht fragen, der sprach kein Deutsch. "Schließlich fuhr der Bus nach Gessertshausen. Dort ließ ich mich von meiner Frau abholen."

    Der Pendler aus Langenneufnach kritisiert die Bahnunternehmen

    Dennoch, das Auto zu nehmen, das ist für den Langenneufnacher keine Alternative – noch. "Da muss schon viel passieren", sagt er. Doch viel ist geschehen, seit dem Fahrplanwechsel im Dezember. Was er deutlich kritisiert: Für Kundinnen und Kunden gibt es keine Verspätungsapp oder ein anderes Medium, das verlässlich alle Infos für die Verbindungen auf der Strecke übermittelt. Das gelte auch für die Durchsagen auf den Bahnsteigen oder auch im Zug. 

    Laut Anzeige fährt dieser Bus der AVV-Linie 601 nach Friedberg – tatsächlich war er jedoch vom Park-and-Ride-Platz West in Stadtbergen in Richtung Gessertshausen unterwegs.
    Laut Anzeige fährt dieser Bus der AVV-Linie 601 nach Friedberg – tatsächlich war er jedoch vom Park-and-Ride-Platz West in Stadtbergen in Richtung Gessertshausen unterwegs. Foto: Dieter Rothenfußer

    Der Sprecher des Bahnunternehmens Go-Ahead, Winfried Karg, das einen Großteil der Zugverbindungen in der Region Augsburg im vergangenen Dezember übernommen hat, muss das bestätigen. Eine eigene App habe das Unternehmen gar nicht. Und manchmal weiß der Anbieter selbst nicht, wo seine Züge sich aufhalten. "Die sind nicht immer online, das Internet fällt aus", so Karg. Grund sei ein Fehler in der Software. Der Zug verschwinde dann aus dem Blickfeld des Informationsflusses. So komme es vor, dass teilweise Züge als ausgefallen auf den Bahnhöfen durchgesagt werden, die dann aber fahrplanmäßig und pünktlich fahren. "Wir haben die Herstellerfirma Siemens informiert. Für Ende Februar ist uns die Lösung des Problems angekündigt", so Karg.

    Alle Pendler steigen aus, dann fährt der Zug doch fahrplangemäß weiter

    Wahrscheinlich ist auch genau das an einem anderen Tag passiert, von dem Dieter Rothenfußer berichtet. Der Triebwagen kam in Augsburg an. "Im Zug informiert der Zugführer, dieser Zug würde diesmal schon in Augsburg enden. Alle Pendler steigen frustriert aus, viele verlassen den Bahnsteig. " Dieter Rothenfußer blieb im Zug – der tatsächlich ohne eine weitere Durchsage kurz darauf in Richtung Ulm weiterfuhr und an seinen üblichen Haltestellen hielt. Übrigens: Komme sein Zug mal zu spät in Gessertshausen an, dann könne er manchmal den Busfahrer der Linie 604 anrufen, damit er auf die

    Von einem anderen kuriosen Erlebnis berichtet ein Leser aus dem nördlichen Landkreis Augsburg. Weil er mehr als 50 Berufsjahre bei der Deutschen Bahn verbracht hat, möchte er seinen Namen nicht in einem Artikel zu diesem Thema genannt wissen, der Redaktion ist er jedoch bekannt. Er hatte am Automaten von Go-Ahead am Augsburger Hauptbahnhof eine AVV-Streifenkarte gekauft. Nur: In den Entwerter auf den Bahnsteigen passte sie nicht – das Format war ein ganz anderes. "Im Zug der DB-Regio wurde ich deshalb zunächst wie ein Schwarzfahrer behandelt." Doch am Ende sei auch dem Kontrolleur klar gewesen, dass diese Fahrkarte nicht wie üblich entwertet werden kann.

    Die Streifenkarte muss erst geknickt und gefalzt werden

    Muss sie aber, sagt Winfried Karg. Die Fahrkarte müsse so geknickt und gefalzt werden, bis sie in den Entwerter passt und die erforderliche Zahl von Streifen abgestempelt werden kann. Das habe den Hintergrund, dass Go-Ahead in unterschiedlichen Verkehrsverbünden in Bayern fahre und die Automaten nicht an jedem Ort mit dem jeweils passenden Format für Streifenkarten bestückt wären. Andere Anbieter würden ebenfalls mit Knick-Fahrkarten arbeiten, so Karg.

    Ein Bahnfahrer stand vor dem Problem, die Streifenkarte für den AVV-Bereich, die er an einem Automaten von Go-Ahead gekauft hatte, richtig zu stempeln. Sie passt nämlich erst in den Entwerter.
    Ein Bahnfahrer stand vor dem Problem, die Streifenkarte für den AVV-Bereich, die er an einem Automaten von Go-Ahead gekauft hatte, richtig zu stempeln. Sie passt nämlich erst in den Entwerter. Foto: Privat

    Doch so kann es nicht weitergehen, findet Dieter Rothenfußer. Am Ende wüssten Kunden nicht einmal, wo sie sich mit ihren Fragen hinwenden sollen. Das müsste doch eigentlich der AVV sein. Doch oft genug verweise das Kundencenter auf die Zuständigkeit der anderen beteiligten Anbieter. Er wünscht sich, dass Landrat Martin Sailer einen "Pendlergipfel" einberuft, "bei dem wir als Pendler offen über die Missstände des täglichen Nahverkehrs zu Wort kommen dürfen." Bislang habe er den Eindruck, dass allein die Medien mit Pendlerinnen und Pendlern sprechen, "Politik und beteiligte Unternehmen bilden einen eigenen Gesprächskreis". 

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