Vor zwei Jahren stand für Bärbel Anwald, die Vorsitzende des Gartenbauvereins Nordendorf, eins fest: Zum 75. Vereinsjubiläum „schenkt“ der Verein den Bürgerinnen und Bürgern einen Handwerkermarkt. Der Markt, der im Juli 2022 stattfand, und mehrere tausend Leute anlockte, sollte eigentlich eine einmalige Sache werden, denn Organisation und Umsetzung waren ein wahrer Kraftakt. Doch wer wachen Auges durchs Lechtal fährt, erkennt schnell: Es gibt eine Neuauflage des Handwerkermarkts – und zwar am kommenden Sonntag von 11 bis 17 Uhr.
Ingesamt 63 Fieranten wurden für den Nordendorfer Handwerkermarkt angeschrieben
Direkt beim Helferfest nach dem ersten Nordendorfer Handwerkermarkt wurden die Wünsche nach einer Wiederauflage laut. Doch es gab auch Hilfsangebote von Engagierten, die mitanpacken würden, wenn nur Bärbel Anwald die Organisation und Planung erneut in die Hand nehmen würde. Zu den Vorstandswahlen im Jahr 2023 wurde dann entschieden: Es gibt heuer die zweite Auflage des Handwerkermarktes. Und schon lief die Organisationsmaschinerie an, die Bärbel Anwald morgens mit dem Gedanken an den Handwerkermarkt aufwachen und abends mit demselben Gedanken wieder einschlafen lässt. Zunächst schrieb die Marktorganisatorin die 63 Fieranten des ersten Marktes an. Einige waren sofort wieder mit an Bord, andere hatten zwischenzeitlich beschlossen, nicht mehr auf Märkte zu gehen.
Mit den ersten Zusagen im Gepäck ging die Organisatorin einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nach – sie machte sich ganz gezielt auf die Suche nach weiteren Marktstandbetreiberinnen und -betreibern. Die Orchideen- und Rosenprofis konnte sie zwar auch in diesem Jahr nicht für sich gewinnen, dafür ist eine Mosaiklegerin neu hinzugekommen. Die Weidenflechterei wird es wieder geben, neu hinzugekommen sind Schmiedekunstwerke aus Hufeisen. Feuertonnen, Tierfiguren, handgeschöpfte Blüten, Windlichter in Tiffanytechnik und Geschirr aus der Dominikus-Ringeisen-Werkstatt sorgen für einiges Neues auf dem Markt.
Wir haben die 70 (Aussteller) gerissen!
Bärbel Auwald, Organisatorin des Töpfermarktes
Unabhängig davon, ob sie bei der Premiere bereits dabei waren oder am Sonntag erstmals in Nordendorf ihre Werke ausstellen – vor allem der regionale Bezug eint die Aussteller, von denen über die Hälfte eine Anreise von nicht einmal zehn Kilometer haben. Der Marktbetreiber mit der längsten Anreise komme aus Baden-Württemberg, verrät Bärbel Anwald beim Blick auf die Ausstellerliste, die auch unter www.nordendorfer-handwerkermarkt.de einzusehen ist. Die Hälfte der Händler war im Jahr 2022 bereits in Nordendorf, die andere Hälfte ist erstmals dabei. Stolz ergänzt die 59-Jährige: „Wir haben die 70 gerissen!“ Damit verrät sie auch, dass entlang der Schäfflerstraße in Nordendorf diesmal sieben Marktstände mehr stehen werden als vor zwei Jahren.
2022 waren bis mittags alle 53 Nordendorfer Kuchen ausverkauft
Mehr gibt es in diesem Jahr auch zu essen, verspricht Bärbel Anwald – wohlwissend, dass es vor zwei Jahren an den Essensständen fast ein wenig knapp geworden ist. Um 13.30 Uhr waren die 53 Kuchen bereits verkauft. Heuer backen 67 Personen insgesamt 90 Kuchen. Anstatt 800 Semmel mit Rollbraten und Bratwürstel soll es 1.500 Semmel geben, plus eine Reis-Gemüse-Pfanne für Freunde von veganem Essen. Auch bei den Pommes hat die Organisatoren deutlich aufgestockt: Vorsichtig habe sie vor zwei Jahren mit 50 Kilogramm kalkuliert, Gastronomiebetriebe im Ort konnten kurzfristig weitere 30 Kilogramm zur Verfügung stellen – und dennoch war es letztlich zu wenig, was heuer nicht noch einmal passieren soll: 200 Kilogramm Pommes können am kommenden Sonntag über den Budentisch gehen. Auch Popcorn, Eis, Wein und Bier sowie alkoholfreie Getränke werden angeboten.
Um all die Speisen- und Getränkebuden mit Vereinsmitgliedern und damit in Eigenregie zu besetzen, hat Bärbel Anwald ein Zwei-Schicht-Modell ausgetüftelt, das es allen 70 Helfenden auch ermöglichen soll, selbst den Markt zu besuchen. Ein Luftballon-Meister wird die Kinder mit Luftballon-Tieren versorgen und es wird Kinderschminken angeboten. Die First-Responder-Einheit wird über ihre Arbeit informieren und versuchen, neue Ehrenamtliche für die Tätigkeit zu begeistern.
2500 Euro gingen an die Hochwasserhilfe in Nordendorf
Vor zwei Jahren ist das Konzept voll und ganz aufgegangen, wobei mehrere Zahlen zur Besucheranzahl kursieren: Zwischen 3.000 und 5.000 Leute könnten den Nordendorfer Handwerkermarkt vor zwei Jahren besucht haben. Und ebenso viele Gäste würden Bärbel Anwald und die Mitglieder des Gartenbauvereins auch heuer wieder gerne begrüßen. Dass der Verein mit über 315 Mitgliedern vieles selbst stemmen konnte, habe sich bezahlt gemacht. Vom Erlös des Marktes im Jahr 2022 konnte der Verein 2.500 Euro für die Hochwasserhilfe in Nordendorf spenden. Was mit dem Erlös aus dem Jahr 2024 passiert, werde noch entschieden, stellt Bärbel Anwald in Aussicht und erklärt pragmatisch: „Wenn der Bär geschossen ist, verteilen wir das Fell.“
Die Organisatorin rät Besucherinnen und Besuchern dazu, am besten mit dem Fahrrad zu kommen. Wer mit dem Auto anfahren muss oder möchte, muss ein paar Schritte gehen, um an die Flaniermeile in der Schäfflerstraße zu kommen. Diese beginnt im Süden an der Blankenburger Straße und reicht bis zur Kornfeldstraße. Entlang der Schäfflerstraße befinden sich die Marktstände. Auf dem Schulhof gibt es Essen, Getränke und einen Biergarten. Die Parkmöglichkeiten für Marktbesucher befinden sich in der Hauptstraße, am Bürgermeister-Kottmair-Platz sowie an den Park-and-Ride-Anlagen am Bahnhof.
Kurz vor dem zweiten Nordendorfer Handwerkermarkt ist Bärbel Anwald deutlich entspannter als vor zwei Jahren. Erst im März habe sie heuer damit angefangen, all die Helfenden einzuteilen und die zugesagten Kuchenbäckerinnen und Kuchenbäcker auf einer Liste zu notieren. Sie selbst wird am Sonntag überall sein – bei den Helfenden, bei den Händlern und überall dort, wo sie für gute Laune sorgen kann und gebraucht wird, wenn etwas Unvorhersehbares passiert. Die Zweitauflage der Veranstaltung habe für die 59-Jährige weniger Stress bedeutet als die Erstauflage vor zwei Jahren, berichtet sie und erklärt lachend: „Schließlich wois i ja jetzt, wie’s geht.“
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