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Altenmünster: Welche Lehren zieht Altenmünster aus dem Hochwasser?

Altenmünster

Welche Lehren zieht Altenmünster aus dem Hochwasser?

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    Die Mühlgasse in Altenmünster während der Hochwasser-Katastrophe am ersten Juniwochenende.
    Die Mühlgasse in Altenmünster während der Hochwasser-Katastrophe am ersten Juniwochenende. Foto: Josef Thiergärtner

    Wer jetzt bei strahlendem Sonnenschein in Altenmünster durch die Eppishofer Straße fährt, macht sich wohl kaum Gedanken über Hochwasser. Wer aber einen Blick in die Vorgärten wirft, entdeckt dann doch Veränderungen: Ausgebaute Teile von Heizungsanlagen, mit Schlamm bedeckte, abgestorbene Pflanzen oder mitgeschwemmtes Gras, das in Hüfthöhe in Zäunen hängen blieb, deuten auf ein noch nie dagewesenes Ereignis hin. Dies sind jedoch die geringsten Probleme, mit denen sich die Bewohner in dem betroffenen Gebiet auseinanderzusetzen haben. Die Schäden in den Gebäuden sind immens und verlangen noch viel Aufwand, auch in finanzieller Hinsicht.

    Mit den Auswirkungen und der Entstehung dieser Katastrophe setzte sich nun der Gemeinderat im Vereinsheim in Neumünster auseinander. Der ungewöhnliche Tagungsort war ebenfalls dem Hochwasser geschuldet, denn der Sitzungsraum im Rathaus war noch mit ausgelagertem Aktenmaterial aus dem Keller belegt. Bürgermeister Florian Mair informierte über den chronologischen Ablauf des Hochwassers, das sich schon am Freitagnachmittag aufgrund der anhaltend, starken Regenfälle abzeichnete. Zu dieser Zeit ging der erste Anruf der Katastrophenschutzbehörde ein, woraufhin die örtlichen Feuerwehren in Alarmbereitschaft versetzt wurden. Insgesamt sei die Zusammenarbeit der verschiedenen Ebenen des Katastrophenschutzes, vor allem mit Kreisbrandmeister Johannes Greger und den Verantwortlichen des Landratsamtes, sehr gut gewesen, merkte der Bürgermeister an.

    Wie gut haben Alarmierung und Evakuierung in Altenmünster geklappt?

    Viele Maßnahmen mussten koordiniert werden. So wurden am Samstagnachmittag die Bewohner der im Zusamtal gelegenen Ortsteile über „Mobela" einer mobilen Lautsprecher- und Sirenenanlage mit Durchsagen über die akute Gefährdungslage informiert. Über die App "Nina" erfolgte die Evakuierungsanordnung für die Bewohner der am meisten gefährdeten Straßen. Die betroffenen Häuser in der Eppishofer Straße, der Mühlgasse und der Straße Im Winkel wurden von den Feuerwehreinsatzkräften persönlich aufgesucht, die verbleibenden Anwohner wurden dokumentiert. Zeitgleich wurde von die Feuerwehren Hegnenbach und Unterschöneberg ein Notquartier in der Schulturnhalle errichtet, die Verpflegung stellte der örtliche Edeka-Markt zur Verfügung. Bevor die Bewohner des Seniorenheimes vom Roten Kreuz gegen Mitternacht evakuiert werden mussten, hatte die Feuerwehr Altenmünster mitgeholfen, die Bewohner in die oberen Etagen zu verlegen. 

    Ein weiterer Schwerpunkt war im Ortsteil Zusamzell. Hier war besonders das Umfeld der Mühle und die Firma Holzbearbeitung Kraus betroffen. Zu deren Schutz wurde die Feuerwehr durch weitere Wehren aus dem Gemeindebereich noch vom Technischen Hilfswerk und einem Hilfeleistungskontingent aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt unterstützt. Erschwerend bei dieser Überschwemmung kam am frühen Samstagabend noch der großflächige Stromausfall, der durch eine Explosion an der in den Wassermassen stehenden Trafostation ausgelöst wurde, hinzu. Strömungsretter der DLRG sorgten gemeinsam mit dem Netzbetreiber für die Wiederherstellung.

    Wie die Stromversorgung in Altenmünster gewährleistet wurde

    Für eine übergangsweise Stromversorgung in den Folgetagen habe sich die Elektrofirma Thomas eingesetzt, wie es hieß. Der Bürgermeister sprach allen Einsatzkräften der Feuerwehren seinen Dank aus. Kommandant Heinz Weindl und Markus Schwarz, die für die Leitung der Abschnittsführungsstelle in Altenmünster und die Koordination der Einsatzkräfte verantwortlich waren, hob er besonders hervor. Er bezog die Belegschaft des Rathauses und seinen Stellvertreter Klaus Kaifer mit ein, die über Stunden und Tage den Keller des Rathauses vor einer weiteren Überflutung geschützt haben. 

    Auch das kommunale Spendenkonto, das die Gemeinde für die Flutopfer eingerichtet und mit einem Grundstock von 50.000 Euro ausgestattet hatte, erwähnte der Bürgermeister: „42.000 Euro sind darauf schon eingegangen, wovon wir bereits 32.000 Euro an Hilfen auszahlen konnten". Mit einem einfachen Antrag erhält jeder Berechtigte eine Zuwendung von 2500 Euro. „Ich bin zutiefst dankbar für den enormen Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft unserer Bürgerinnen und Bürger. Alle haben in diesen Tagen bewiesen, dass schwere Lasten gemeinsam leichter zu tragen sind. Diesen Geist sollten wir uns auch in Zukunft beibehalten“, schloss der Bürgermeister seine Ausführungen. 

    Was Altenmünster nach dem Hochwasser verändern will

    Welches Fazit zieht nun die Gemeinde? Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden? Festgestellt wurde, dass die Notstromaggregate nicht ausgereicht haben. Überprüft werden muss, wie trotz Ausfall der üblichen Kommunikationswege eine Internetverbindung aufrechterhalten werden kann. Als sinnvoll erwiesen haben sich Investitionen im hohen sechsstelligen Bereich, die in den Hochwasserschutz in Gewässer 3. Ordnung geflossen sind. Weil das anfallende Wasser überwiegend in Rückhaltebecken gepuffert werden konnte, kam es diesmal zu keinen großflächigen Überflutungen in Unterschöneberg oder Hegnenbach. Deshalb wird sich die Gemeinde auch weiterhin um den Rückhaltebecken bei Dinkelscherben die Katastrophe womöglich nicht in Gänze hätte verhindern können, so wäre das Schadenausmaß wohl deutlich geringer ausgefallen, mahnte Florian Mair die längst überfällige Maßnahme an. 

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