Jahrelang wurde geplant, diskutiert und bisweilen heftig gestritten – jetzt steht das Projekt „Vitale Ortsmitte“ in Altenmünster vor dem Aus. In seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 11. Juli, wird der Gemeinderat voraussichtlich beschließen, das Bauleitplanverfahren zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan für den Gebäudekomplex im Zentrum einzustellen. Bei einer Klausurtagung am 22. Juni hat sich der Gemeinderat bereits einen halben Tag lang intensiv mit dem Thema befasst und wird nun wohl einen Schlussstrich darunter ziehen.
Baubeginn wurde immer wieder verschoben
Bürgermeister Florian Mair sagte gegenüber unserer Redaktion, er glaube nicht mehr daran, dass das gemeinsame Projekt mit der Ulrich Reitenberger Bau GmbH aus Laugna noch zu einem Erfolg gebracht werden könne. Allzu oft sei der Baubeginn hinausgeschoben worden. Mair setzt sich dafür ein, dass die Gemeinde nun selbst zügig ein Gebäude auf den Weg bringt, in dem unter anderem Platz für eine Arztpraxis, eine Apotheke, weitere medizinische Dienstleistungen sowie Gewerbe sein soll.
Die Pläne für ein Zentrum mit Arzt- und Therapiepraxen sowie einer Apotheke auf dem Grundstück der einstigen Brauerei Hämmerle im Zentrum Altenmünsters gehen auf einen Städtebauwettbewerb im Jahr 2012 zurück. Im weiteren Verlauf habe die Firma Reitenberger gegenüber der Gemeinde Interesse an dem Konzept signalisiert, erinnert sich Mair, der dem Gemeinderat seit 2014 angehört und seit 2020 Bürgermeister ist. Seit 2018 liefen konkrete Verhandlungen: Ulrich Reitenberger und Architekt Davide Conti präsentierten dem Gemeinderat Pläne für zwei Gebäude, in denen ärztliche und therapeutische Praxen und eine Apotheke, aber auch seniorengerechte Wohnungen, Hotelzimmer und ein Café untergebracht werden sollten. Zuletzt war auch ein Bürgersaal vorgesehen. Der größte Teil der Autos von Bewohnern, Beschäftigten sowie Patientinnen und Patienten sollte in einer Tiefgarage geparkt werden.
So sahen die Pläne zur Ortsmitte bislang aus
Sogar für die Außenanlagen gab es bereits Entwürfe, die unter anderem einen Brunnen und Möglichkeiten zum Ausruhen und für Begegnungen vorsahen. Zwei Häuser an der Ecke Kirchenweg/Eppishofer Straße sollten kurz vor dem Baubeginn abgerissen werden, der auf der Website der Firma Reitenberger nach wie vor für 2021 angekündigt wird .Doch die beiden Abbruchhäuser stehen immer noch, und auf dem Filetgrundstück der Gemeinde Altenmünster bewegt sich nichts. Bürgermeister Mair will diesem Stillstand nicht länger zuschauen und weiß den Gemeinderat hinter sich: „Wir müssen einen Schlussstrich unter etwas ziehen, das so offensichtlich nicht realisiert werden kann.“
Dass die Baubranche sich angesichts steigender Preise und Zinsen in einer Krise befinde, sei allgemein bekannt, meint Mair. Die Preissteigerungen schlügen auf die Immobilienpreise durch, was die Vermarktung von Praxisräumen für Reitenberger erschwere. Bereits gefundene Interessenten wiederum würden aufgrund der langen Wartezeit wieder abspringen: „Eine Abwärtsspirale“, vermutet Mair, der Verständnis für die Lage der Baubranche und die Probleme bei der Suche nach Investoren äußert: „Aber als Bürgermeister habe ich die Pflicht, die medizinische Versorgung zu sichern und muss andere Dinge hintanstellen.“
Ortsmitte in Altenmünster: Wie geht es weiter?
Ulrich Reitenberger, der das Projekt persönlich betreut, war krankheitshalber für unsere Redaktion nicht zu erreichen. Pascal Spiegler, Bereichsleiter Vertrieb der Ulrich Reitenberger Bau GmbH, bedauert das absehbare Aus für die Vitale Ortsmitte: „Schade, wenn dieses Projekt nicht kommt, in dem wir hätten Wohnungen vermarkten können. “Mair will zusammen mit dem Gemeinderat nun zügig Pläne für ein eigenes Gesundheitszentrum in der Ortsmitte erarbeiten und sich dabei auf das Kernziel konzentrieren: „Unsere Bürgerinnen und Bürger brauchen in erster Linie medizinische Versorgung zentral an einem Ort. Deshalb muss es jetzt schnell vorangehen.“ Ein neuer Bebauungsplan soll so rasch wie möglich aufgestellt werden.
Die Gemeinde bleibe bei der Einstellung des Bauleitverfahrens für die „Vitale Ortsmitte“ nicht auf nennenswerten Kosten sitzen, erklärt Bürgermeister Mair: „Da geht es überwiegend um interne Ressourcen, also den Personalaufwand in der Verwaltung.“ Die Kosten unter anderem für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan trage vertragsgemäß die Ulrich Reitenberger Bau GmbH. „Lediglich für die Planung der Außenanlagen trägt die Gemeinde die Kosten.“ Doch die seien nicht verloren, denn auf den Ergebnissen der Planung könne man auch beim künftigen Konzept aufbauen.
Für ein eigenes Gesundheitszentrum werde die Gemeinde unter Umständen mit Fördermitteln rechnen können, aber auch viel Geld aus der kommunalen Kasse aufbringen und Schulden aufnehmen müssen. „Aber dann haben wir ein Gebäude, das der Gemeinde gehört und fortlaufend Einnahmen aus der Vermietung einbringt“, so Florian Mair. Die Pläne sollen nun rasch vorangetrieben werden. In einem ersten Schritt sollen nach den Sommerferien die beiden Häuser auf dem ehemaligen Brauereigrundstück verschwinden.
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