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#alsich16war: Vespa, Hitparade, F. J. Strauß: Als ich 16 war...

#alsich16war

Vespa, Hitparade, F. J. Strauß: Als ich 16 war...

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    Brigitte Heintze war schon in ihrer Jugend politisch aktiv. Als Abiturientin am Mädchengymnasium nahm sie an einer Demonstration teil und schoss dieses Erinnerungsfoto. 
    Brigitte Heintze war schon in ihrer Jugend politisch aktiv. Als Abiturientin am Mädchengymnasium nahm sie an einer Demonstration teil und schoss dieses Erinnerungsfoto.  Foto: Heintze

    Die 16-jährige schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat mit ihrer Rede bei der UN-Klimakonferenz eine Welle des Protests ausgelöst. Jeden Freitag gehen Jugendliche auch deutschlandweit auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Und wofür haben wir in unserer Jugend gekämpft? Menschen im Augsburger Land erzählen, was sie damals gemacht und gedacht haben.

    Das sagt die Künstlerin Brigitte Heintze

    „Ich war immer schon politisch“, erzählt Brigitte Heintze. Ein Thema, das die Stadtberger Künstlerin besonders bewegte, war die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen. „Es gab mehrere Prozesse“, erinnert sie sich. „Ich habe zum ersten Mal erfahren, was wirklich passiert ist und war schockiert.“ Ihr Geschichtslehrer habe sie motiviert, sich politisch zu engagieren. Sie gründete eine Schülerzeitung und demonstrierte als Abiturientin. Ihr Eintritt in die SPD stieß bei den Eltern auf genauso wenig Verständnis wie ihr Wunsch, Künstlerin zu werden.

    Das sagt der Banker Richard Fank

    Auch Richard Fank, Vorsitzender der Kreissparkasse Augsburg, musste für seine Ziele kämpfen. „Wir hatten nur ein Radio für die ganze Familie. Da musste ich schauen, wie ich die Hitparade am Samstag zu hören bekam“, erzählt der 64-Jährige. Von den Beatles oder Rolling Stones wollten seine Eltern nichts hören. Fank wuchs in einem Dorf in der Nähe von Ludwigsburg auf. „Übers Fernsehen habe ich mitbekommen, was in der Welt los ist, aber ich war weit weg vom Geschehen.“

    Richard Fank, Vorsitzender der Kreissparkasse, in jungen Jahren. 
    Richard Fank, Vorsitzender der Kreissparkasse, in jungen Jahren. 

    Während der Vietnam-Krieg tobte und in Berlin Studenten auf die Straße gingen, half Fank auf dem Hof seiner Großeltern mit und begann eine Lehre als Bankkaufmann. An die Aufbruchsstimmung, als Willy Brandt 1969 Bundeskanzler wurde, erinnert er sich noch gut. „Darüber haben wir im Freundeskreis viel diskutiert“, sagt er. Genauso wie über die Anti-Atomkraft-Demos. Selbst gestreikt hat Fank als Jugendlicher nur einmal. „Ein netter Lehrer musste gehen. Wir wollten, dass er bleibt und haben nachmittags für ihn gestreikt.“

    Das sagt die Weltmeisterin Tina Schüßler

    Tina Schüßler (rechts) war mit 16 auf ihrer roten Vespa unterwegs. 
    Tina Schüßler (rechts) war mit 16 auf ihrer roten Vespa unterwegs. 

    Für Kickboxweltmeisterin Tina Schüßler gab es in der Jugend nur eins: ihre rote Vespa. „Sie war mein Weg in die Freiheit.“ Mit ihrem Roller fuhr die Neusäßerin in die Arbeit, an den Ammersee, zum Augsburger Königsplatz. „Der hieß damals schon Roller-Kö“, erzählt sie. Noch heute trifft sich die 44-Jährige mit ihren Roller-Freunden von früher. Besonders politisch sei sie nicht gewesen. „Aber der Mauerfall war natürlich großes Thema“, sagt sie.

    Das sagt der Zuckerbäcker Peter Müller

    Mit 16, also 1978, absolvierte Peter Müller gerade das zweite Jahr seiner Lehre zum Konditor, im Café Bertele am Augsburger Rathausplatz. Er war sportlich aktiv als Leichtathlet und Wasserballer. Später kam Triathlon dazu. Schon damals hat der heutige Besitzer der Chocolateria in Königsbrunn dafür trainiert – er radelte zur Arbeit und zurück. „Im zweiten Lehrjahr hab’ ich 220 Mark im Monat bekommen, die Monatskarte für den Bus hat aber 56 Mark gekostet. Die wollte ich mir sparen.“

    Auch Politik hat Müller interessiert. Die kam im Sommer 1978 recht nah an ihn heran. Franz Josef Strauß sprach auf dem Augsburger Rathausplatz, das rief Fans und Gegner auf den Plan. Müller erinnert sich an Pfiffe und Tomaten gegen den CSU-Chef. Als Redner und Politiker fand ihn Müller beeindruckend. Er ging nach vorne zum Rednerpult und holte sich eine Autogrammkarte. „Der Strauß war damals für uns Junge eine Vorbildfigur. Der hat Visionen aufgezeigt.“

    Das sagt der Politiker Eduard Oswald

    Konrad Adenauer war sein Vorbild: Der CSU-Politiker Eduard Oswald hat sich früh für Politik interessiert. 
    Konrad Adenauer war sein Vorbild: Der CSU-Politiker Eduard Oswald hat sich früh für Politik interessiert. 

    Für Eduard Oswald, Jahrgang 1947, war Konrad Adenauer ein Vorbild. Er habe Deutschlands Rolle in der Welt stabilisiert, die Aussöhnung mit Israel vorangetrieben und den Grundstein für die deutsch-französische Freundschaft gelegt. „Das hat mich sehr beeindruckt“, erzählt er. Schon als Jugendlicher informierte sich der ehemalige Bundestagsvizepräsident über einzelne Parteien und besuchte Veranstaltungen. 1966 gründete er die Junge Union Leitershofen. Seine Motivation, sich politisch zu engagieren: „Das Unrecht, das sich im Nationalsozialismus ereignet hat, darf sich nie wiederholen“, sagt Oswald.

    Das sagt der unternehmer Peter Schöffel

    Peter Schöffels Jugend war vom Kalten Krieg überschattet. 
    Peter Schöffels Jugend war vom Kalten Krieg überschattet. 

    Auch die Jugend von Peter Schöffel, Jahrgang 1961, war politisch geprägt: „Meine Schulzeit war überschattet vom Kalten Krieg. Es gab noch kein vereintes Europa und der sowjetische Machtbereich endete wenige 100 Kilometer östlich von Schwabmünchen. Wir waren eine politische Jugend und ich diskutierte mit meinen Schulfreunden und Lehrern am Königsbrunner Gymnasium hitzig über das Für und Wider des Nato-Doppelbeschlusses.“ Dieser Beschluss aus dem Jahr 1979 bestand aus zwei Teilen: Die (mit hsd, nos)

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