Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Adelsried: Zwei Adelsrieder lassen den "Blutigen Hergott" wieder auferstehen

Adelsried

Zwei Adelsrieder lassen den "Blutigen Hergott" wieder auferstehen

    • |
    Unsere Wälder erzählen Geschichten: Ludwig Kalkbrenner l. und Helmut Lenzgeiger (rechts) setzen Wegmarken und Marterl instand. Nun haben sie auch den Blutigen Hergott wieder auferstehen lassen.
    Unsere Wälder erzählen Geschichten: Ludwig Kalkbrenner l. und Helmut Lenzgeiger (rechts) setzen Wegmarken und Marterl instand. Nun haben sie auch den Blutigen Hergott wieder auferstehen lassen. Foto: Ludwig Lenzgeiger

    Die Corona-Pandemie schränkt die Mobilität der Menschen in der Region stark ein. Anstatt Ausflüge ins Allgäu oder in andere touristisch intensiv erschlossene Gegenden zu machen, entdecken viele Bürger die Heimat vor der eigenen Haustüre neu.

    So hat auch die Umgebung Adelsrieds dem geneigten Frischluftfreund viel zu bieten. So trifft auf einem der zahlreichen Wanderwege durch den Naturpark in den Westlichen Wäldern der Wanderer auf die kleine Raststation "Beim Blutigen Herrgott". Dort findet er, von Adelsried über den kleinen Hügel "Steige" in den Wald einbiegend und die Autobahn kreuzend, ein paar Ruhebänke, ein Marterl mit Engelskopf und Rosenkranz sowie ein Hinweisschild an einer Kreuzung.

    Reparaturen als Freizeitbeschäftigung

    Auch Ludwig Kalkbrenner und Helmut Lenzgeiger führt es bei den regelmäßigen Spaziergängen häufig an diesen beschaulichen Platz. "In Absprache mit der Forstverwaltung stelle ich hier und da eine kleine selbst gebaute Bank auf und kümmere mich um den Wald. Seit ich in Rente bin, hält mich diese Freizeitbeschäftigung fit und ich kann den Mitbürgern eine Freude machen", erklärt der ehemalige Gemeindearbeiter Kalkbrenner.

    Die Tafel im Staatsforst zwischen Aystetten und Adelsried erinnert an einen blutigen Vorfall: Dort sollen einmal eine Bäuerin und ihre Tochter von einem Wolfsrudel angefallen und getötet worden sein. 
    Die Tafel im Staatsforst zwischen Aystetten und Adelsried erinnert an einen blutigen Vorfall: Dort sollen einmal eine Bäuerin und ihre Tochter von einem Wolfsrudel angefallen und getötet worden sein.  Foto: Marcus Merk

    Ihm fiel auf einem seiner Rundgänge auf, wie stark die Witterung mittlerweile das Kreuz am "Blutigen Herrgott" in Mitleidenschaft gezogen hatte - da war ein Handwerker gefragt. "Im Dorf kennt man sich und da hatte ich direkt den richtigen Mann für die Verschönerung des beliebten Rastplatzes bei der Hand", erklärt Kalkbrenner weiter. Helmut Lenzgeiger, ehemals Maschinenschlosser und schon immer Hobbymaler und Holzkünstler, nahm sich gerne des Marterls an. "Schon in unserer Jugend haben wir in unserer Freizeit im Wald gespielt und die Geschichte vom "Blutigen Herrgott" hat uns schon als kleine Kinder begeistert. Diesen Zauber muss man doch an die kommenden Generationen weitergeben", schildert Lenzgeiger seine Motivation.

    So wurde zunächst das Kreuz instand gesetzt. Zusätzliche Arbeit erhielt das Duo allerdings, als sie eines Tages das Hinweisschild, das den Spaziergängern die Geschichte des Ortes erzählt, zerstört im Wald vorfanden. Ganz selbstverständlich nahmen die beiden sich der Restauration an.

    Das schreibt Ludwig Ganghofer über die Stelle

    Nun können alle Naturfreunde von Nah und Fern im Wald zwischen Adelsried und Aystetten wieder die Legende vom "Blutigen Herrgott" nachlesen, wie sie der Heimatdichter aus dem Holzwinkel Ludwig Ganghofer für die Zeit um 1800 überlieferte:

    "Kommt man auf der schwäbischen Poststraße von Augsburg her, so versinkt die Straße in dunklen Fichtenwäldern, die fast kein Ende nehmen wollen. In der Tiefe des Waldes stand ein Kreuz: Da wurde vor 100 Jahren eine Bäuerin mit ihrer Tochter von Wölfen zerrissen."

    Kalkbrenner und Lenzgeiger hoffen, dass sich die Wandersleute heute vor allem an der Geschichte des Ortes und dem kleinen Blick in die Vergangenheit freuen; vielleicht beginnen auch die Zerstörer darüber nachzudenken.

    Lesen Sie auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden