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Adelsried: Was weiß Wikipedia? Die Adelsrieder kennen ihren Ort besser

Adelsried

Was weiß Wikipedia? Die Adelsrieder kennen ihren Ort besser

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    Wikipedia weiß einiges, aber lange nicht alles, über Adelsried und die Autobahnkirche.
    Wikipedia weiß einiges, aber lange nicht alles, über Adelsried und die Autobahnkirche. Foto: Marcus Merk

    Adeloldesried, Adelharterieth, Adlatzried – all diese Namen trug die Gemeinde westlich von Augsburg laut , bevor sie 1480 zum heutigen Adelsried wurde. Seit gut 200 Jahren gehören der Engelhof und der Weiler Kruichen dazu. Auch das weiß Wikipedia. Von 55 Millionen Einträgen im Online-Lexikon widmen sich 46 jeweils einer Kommune im Landkreis Augsburg. Der Eintrag zu Adelsried ergibt ausgedruckt acht Seiten. Stimmt alles was darauf steht?

    Wikipedia kennt die Fakten zu Adelsried, aber nicht immer die aktuellen

    Auf der Hälfte davon geht es um die üblichen Zahlen und Fakten, etwa die Lage, die Fläche von 9,7 Quadratkilometern, die Einwohnerzahl von 2379, oder Namen und Partei des Bürgermeisters. Die meisten Daten stimmen, sind höchstens zwei Jahre alt. Nur die Ergebnisse der Kommunalwahl 2020 hat noch niemand aktualisiert, die Sitzverteilung ist laut dem Online-Lexikon noch die der vergangenen Wahlperiode. Die Plattform ignoriert also, dass die CSU ihren Anteil von sechs auf sieben Sitze ausbauen konnte und die SPD von den Grünen aus dem Gremium verdrängt wurde. Auch, dass der 28-jährige Sebastian Bernhard der jüngste Bürgermeister im Landkreis Augsburg ist, fehlt auf Wikipedia.

    Dafür weiß die Enzyklopädie noch einiges zur Adelsrieder Geschichte. 919 sei der Ort zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden, steht da. Das sei allerdings falsch, sagt Friedrich Geiger. Der Adelsrieder beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte seines Orts. Wahrscheinlich handle es sich um eine Verwechslung mit Argelsried im Allgäu. "Trotzdem kann man sagen, dass der Ort um das Jahr 1000 herum gegründet wurde", sagt Geiger. Der Bischof von Augsburg habe das Gebiet, auf dem sich damals noch Urwald befand als kaiserliche Schenkung erhalten und roden lassen. Die Forstarbeiter, die sich dann niederließen und Familien gründeten, seien wohl die ersten Bewohner von Adelsried gewesen.

    Die Bauernhöfe verschwinden aus den Ortschaften

    Auch Erna Stegherr-Haußmann kennt sich im Ort bestens aus, sie war zwischen 2008 und 2020 Bürgermeisterin und wohnt seit ihrer Geburt in Adelsried. Wikipedia deutet an, dass die Gemeinde nicht vom allgemeinen Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe verschont ist: Deren Zahl habe sich zwischen 2010 und 2016 von 19 auf 14 verringert, weiß das Online-Lexikon. Stegherr-Haußmann erlebte in ihrer Zeit als Rathaus-Chefin mit, wie Hof um Hof aus dem Ortsbild verschwand. "Das lag auch am Milchpreis", sagt sie. Die Entwicklung habe sich seitdem fortgesetzt. Mittlerweile gebe es nur noch einen Bauern mit Rindern im Ort und auch der denke ans Aufhören, erzählt die ehemalige Bürgermeisterin. Ansonsten gebe es nur noch einen Hühnerhof und ein paar Ackerbaubetriebe ohne Tiere.

    Erna Stegherr-Haußmann war zwölf Jahre lang Bürgermeisterin von Adelsried. Das Foto zeigt sie 2017 bei der Eröffnung der Bücherinsel in der Gemeinde.
    Erna Stegherr-Haußmann war zwölf Jahre lang Bürgermeisterin von Adelsried. Das Foto zeigt sie 2017 bei der Eröffnung der Bücherinsel in der Gemeinde. Foto: Marcus Merk

    Sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat die Autobahnkirche Maria, Schutz der Reisenden. Sie liegt an der A8-Anschlussstelle Adelsried. Im Eintrag erfährt man, dass sie die erste Autobahnkirche in Deutschland war und 1958 eröffnet wurde. Stegherr-Haußmann war noch klein, als sie zum ersten Mal mit ihren Geschwistern und ihrem Vater an dem Gebäude mit den gläsernen Giebeln einem Gottesdienst lauschte. "Wir waren ziemlich viele Kinder, da war es toll, dass man draußen bleiben konnte und der Gottesdienst mit Lautsprechern übertragen wurde", sagt sie. Auch heute, in Zeiten der Pandemie, sei das ideal.

    Pater Wolfram Hoyer vor seiner Autobahnkirche.
    Pater Wolfram Hoyer vor seiner Autobahnkirche. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Besonders erinnert die ehemalige Bürgermeisterin sich an die Vorbereitung zur 50-Jahr-Feier der Kirche. Pfarrer Wolfram Hoyer hatte sie um Hilfe gebeten, denn der Aufwand war groß, zum Jubiläum hatten sich auch Fernsehteams angekündigt. "Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Er kam dann öfter ins Rathaus, zum Beispiel zum Kaffeetrinken", erinnert Stegherr-Haußmann sich mit einem Lächeln. Vergangenes Jahr kam Hoyer ums Leben. Nach einer Panne auf der A8 hatte er sein Fahrzeug verlassen. Dann löste sich ein Hänger von einem vorbeifahrenden Auto und erwischte den damals 51-Jährigen.

    Nicht alles, was die Gemeinde auszeichnet, lässt sich in einem Wikipedia-Artikel ausdrücken. Im Online-Lexikon steht zum Beispiel nichts von den Skulpturen des Künstlers Hans Malzer, die an verschiedenen Stellen im Dorf betrachtet werden können, unter anderem am Rathausplatz.

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