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Warum in Adelsried auf dem Friedhof Kaffee getrunken wird
![Geselliges Beisammensein auf dem Freidhof in Adelsried. Dort fand nun das erste Kaffeekränzchen an dem ungewöhnlichen Ort statt Geselliges Beisammensein auf dem Freidhof in Adelsried. Dort fand nun das erste Kaffeekränzchen an dem ungewöhnlichen Ort statt](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Der Friedhof ist ein Ort der Trauer. Aber auch ein Treffpunkt im Ort. In Adelsried gibt es nun regelmäßige Kaffeekränzchen neben der Kirche. Eine Idee, die Schule machen könnte.
Die Adelsrieder lieben ihren Friedhof. Es ist ein Ort, an dem getrauert, geplaudert und ja – sogar auch gelacht wird. Der Friedhof ist in vielen kleinen Orten im Augsburger Land ein Raum zur Begegnung. Mit regelmäßigen Kaffeekränzchen auf dem Friedhof beschreitet die kleine Gemeinde Adelsried nun Neuland. Es ist eine Idee, die auch in anderen Orten angenommen werden könnte.
Kaffee und Kuchen auf dem Friedhof - passt das zusammen?
Vor wenigen Tagen fand nun das erste Kaffeekränzchen auf dem Friedhof in Adelsried statt: Blauer Himmel, angenehme Temperaturen. Auf dem Tisch werden Kuchen und Kaffee bereitgestellt, Bierbänke und Bistrotische aufgestellt. Die meisten der Besucher an diesem Sonntag sind Anwohner. Während sie über Verstorbene sprechen, die hier begraben wurden, gibt es Kaffee und Kuchen – darf man das eigentlich? Ist das nicht pietätlos? Nein, sagen Bürgermeister Sebastian Bernhard und Zweiter Bürgermeister Ludwig Lenzgeiger, die das Angebot gerne unterstützen.
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Der Friedhof sei viel mehr als eine letzte Ruhestätte. Er soll nicht nur ein Ort der Stille, sondern auch der Begegnung und der Gespräche. Die Gemeinschaft mit anderen Menschen könnte helfen, Trauer besser zu bewältigen und wieder ins Leben zurückzufinden. Wenn es nach den Wünschen der Initiatoren Angelika und Hermann Köhler geht, soll künftig am letzten Sonntag im Monat bei Kaffee und Kuchen ein gemütlicher, kleiner Treff initiiert werden, wo so mancher Friedhofsbesucher auch gerne nach der Grabpflege noch ein Schwätzchen mit Bekannten hält. „Wird es angenommen, ist es in Ordnung, wenn nicht, ist es auch gut“, sagt sie. Es geht nicht darum, bei der Trauerbewältigung zu helfen, sondern einen Rahmen für Menschen zu schaffen, die alleine sind und Gespräche suchen. Und es gibt viele, die sonntags gerne einen Spaziergang auf dem Friedhof machen. „Mit 40 Leuten haben wir nie gerechnet“, freuen sich die Verantwortlichen. Nun soll der Treff regelmäßig stattfinden.
In Adelsried kommt die Idee gut an
Religionspädagoge Felix Henkelmann der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Zusmarshausen nennt es ein „ungezwungenes Zusammenkommen“. Und auch Kaplan Uko von der Pfarreiengemeinschaft Adelsried, Bonstetten, Welden und Reutern findet diese Art der Gemeinschaft "ganz wunderbar". Landschaftsarchitektin Martina Sturm ist für die Planung der städtischen Friedhöfe zuständig. „Die Friedhöfe verändern sich“, sagt sie und ist von der Idee des Zusammenkommens bei Kaffee und Kuchen überzeugt. Könnte sich die Idee auch anderswo durchsetzen?
Pfarrerin: "Der Friedhof ist ein Ort des Friedens."
Die evangelische Pfarrerin Julika Bardehle aus Schwabmünchen könnte sich das vorstellen - vorausgesetzt der Rahmen der Veranstaltung ist passend. Sie sagt: "Der Friedhof ist ein Ort des Friedens." Das sollte er ihrer Ansicht nach auch bleiben. "Es ist schön, das Leben zu feiern. Es sollte aber auch stille Orte geben", erklärt die Pfarrerin. Solange für beides ausreichend Platz bleibt, spreche für sie nichts gegen ein Kaffeekränzchen auf dem Friedhof. Bardehle betont, wie wichtig der Ort für Trauernde ist. "In unserer Gesellschaft ist der Tod ein Tabuthema", meint sie. Dabei sei es wichtig, angemessen mit dem Thema Tod umzugehen. Das bedeute nicht, dass man auf einem Freidhof nicht auch mal Ratschen und Kaffee trinken dürfe. Bleibt also abzuwarten, ob die Idee aus Adelsried künftig auch in anderen Orten umgesetzt wird.
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