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Zusmarshausen/Neusäß: Millionen für die Energie der Zukunft bei Sortimo

Zusmarshausen/Neusäß

Millionen für die Energie der Zukunft bei Sortimo

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    Bei Sortimo soll ein Programm getestet werden. Künstliche Intelligenz nennt man das. Wie das funktioniert, zeigen im Kleinen diese selbstfahrenden Autos. Im Bild rechts sitzend v.l: Hubert Aiwanger, Fabian Mehring, Carolina Trautner sowie stehend v.l. Dr. Hans Ulrich Buhl, Klaus Emler und Frank Steinbacher. 
    Bei Sortimo soll ein Programm getestet werden. Künstliche Intelligenz nennt man das. Wie das funktioniert, zeigen im Kleinen diese selbstfahrenden Autos. Im Bild rechts sitzend v.l: Hubert Aiwanger, Fabian Mehring, Carolina Trautner sowie stehend v.l. Dr. Hans Ulrich Buhl, Klaus Emler und Frank Steinbacher.  Foto: Marcus Merk

    Noch sind Elektroautos für die meisten Zukunftsmusik. Auch für Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Privat fährt er einen Benziner, gibt er zu. „Noch.“ Beruflich immerhin einen hybriden BMW. Dabei dreht sich am Donnerstag alles um die neue Stromtankstelle und die Energie der Zukunft. Hier, beim Zusmarshauser Automobilzulieferer Sortimo, soll nicht weniger als die Fabrik der Zukunft entstehen.

    Dafür hat Aiwanger eine Menge Geld mitgebracht. Mit rund 1,5 Millionen Euro bezuschusst die Staatsregierung ein neues Computerprogramm. Entwickeln soll es das Neusässer Unternehmen Steinbacher-Consult gemeinsam mit mehreren Fraunhofer-Instituten. Weil das Programm offen gestaltet wird, können später auch andere Betriebe profitieren. Das Ziel: Die Künstliche Intelligenz soll Energie so steuern, dass möglichst wenig verloren geht. Bevorzugt erneuerbare Energie aus Solaranlagen. Von dem Programm sollen dann Unternehmen in ganz Deutschland profitieren. Denn Jahr für Jahr gehe dem Staat Öko-Strom im Wert von rund 600 Millionen Euro verloren, sagt Frank Steinbacher, einer der Entwickler. Das Problem: Noch kann Solarstrom nicht ausreichend und wirtschaftlich genug gespeichert werden. Deshalb soll das neue Programm die Energie dann bereitstellen, wenn sie auch verbraucht werden kann.

    Täglich bis zu 4000 Elektroautos laden

    Konkret wird das bei Sortimo in Zusmarshausen. Hier, im geplanten Innovationspark, in dem täglich bis zu 4000 Elektroautos geladen werden sollen können, soll die Künstliche Intelligenz zunächst getestet werden. Wie sie arbeitet, zeigt ein Beispiel: Das Programm soll voraussagen können, wann ein Überschuss an Energie zu erwarten ist. Dann sollen Elektroautofahrer per App informiert werden, dass der Strom nun besonders günstig ist, erklärt Frank Steinbacher. Gleichzeitig soll die Energie auch in der Produktion bei Sortimo vernetzt gesteuert werden. Langfristiges Ziel ist es, das Unternehmen autark, also ohne externen Stromanbieter zu betreiben.

    Mitentwickelt wird das Programm von Prof. Dr. Hans Ulrich Buhl vom Fraunhofer Institut. Er sagt: „Es geht darum, jede Kilowattstunde zu verwenden – und zwar primär die vom Dach“, also Solarstrom. Das gelinge dem Programm mit der Zeit besser, da es stetig dazu lernen soll. Je mehr Daten zur Verfügung stehen, desto mehr könne es optimiert werden. Deshalb sei es wichtig, dass nach Sortimo weitere Betriebe folgen, die es nutzen.

    Energie war lange nicht das bestimmende Thema

    Der Freistaat fördert das Projekt mit rund 1,5 Millionen Euro. 
    Der Freistaat fördert das Projekt mit rund 1,5 Millionen Euro.  Foto: Marcus Merk

    Für Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ist das Programm etwas, „auf das die Energiewelt gewartet hat“. Das Thema Energie nehme mittlerweile einen beachtlichen Teil seiner Termine ein. Dabei gibt es die Pläne zum neuen Energie-Programm schon lange. Weshalb wird erst jetzt investiert? Zum einen sei die Energiewende lange keines der bestimmenden Themen gewesen, so Aiwanger. Außerdem habe man bisher „zu grob gedacht“. Heute gehe es nicht mehr nur darum, große Ökostromprojekte zu fördern. Sondern auch darum, die vorhandene Energie sinnvoll zu nutzen. Parteikollege und Landtagsabgeordneter Fabian Mehring sprach von einem „kraftvollen Signal“. Damit sei die Bekenntnis verbunden, dass der Freistaat bei wichtigen Zukunftsthemen wie der Mobilität vermehrt auf die Region Augsburg setze. Und besonders auf dessen mittelständische Unternehmen.

    Neue Ideen, Menschen zu verbinden

    Das dürfte Sortimo-Geschäftsführer Klaus Emler freuen. Ihm gehe es beim Innovationspark um „neue Ideen, Menschen mit Menschen zu verbinden“. Im kommenden Jahr sollen die ersten Elektroautos an der A8 bei Zusmarshausen geladen werden können. Noch wisse man nicht, wie groß das Projekt werden soll. „Es wird sich in der Zukunft weiter entwickeln“, sagt Emler. Insgesamt soll die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz über drei Millionen Euro kosten. Geld, das später durch sinnvolles Einsetzen der Energie eingespart werden könne, meint Frank Steinbacher. In Betrieb genommen werden soll es im kommenden Jahr zur Eröffnung des Innovationsparks.

    Wie funktioniert die Künstliche Intelligenz?

    • Im Allgemeinen bezeichnet Künstliche Intelligenz (KI) den Versuch, menschenähnliche Entscheidungsstrukturen nachzubilden.
    • Anders als ein Computerprogramm mit festen Aufgaben lernt eine KI immer neu dazu.
    • KI steckt bereits heute in vielen Produkten. Computer können inzwischen ziemlich gut mit uns reden und Bilder verstehen. Gelernt haben sie das nicht „wie früher“ durch ein fest programmiertes Programm, sondern dadurch, dass man ihnen viele Beispiele gezeigt hat.
    • Bei der KI der Firma Steinbacher geht es darum, Strom zu steuern. Das Programm soll automatisch dazulernen und Strom dann zur Verfügung stellen, wenn viel davon erzeugt werden kann. Bei Solarstrom also dann, wenn die Sonne scheint.
    • Getestet werden soll das Programm zunächst beim Zusmarshauser Autozulieferer Sortimo. Später sollen Unternehmen überall davon profitieren.
    • Mit 1,5 Millionen Euro bezuschusst Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger das über drei Millionen Euro teure Projekt.

    Mehr Hintergründe zu der Künstlichen Intelligenz in Zusmarshausen lesen Sie hier.

    Der Innovationspark in Zusmarshausen darf nicht zum Traffic Valley werden, schreibt Maximilian Czysz in seinem Kommentar.

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