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Zusmarshausen: Bestsellerautor Sprenzinger veröffentlicht die letzten Spaßbriefe

Zusmarshausen

Bestsellerautor Sprenzinger veröffentlicht die letzten Spaßbriefe

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    Jürgen Sprenzinger
    Jürgen Sprenzinger Foto: Silvio Wyszengrad

    Er hat Bundesfinanzminister Theo Waigel zehn Mark zum Stopfen des Haushaltslochs geschickt, bei Kuka einen Panzer in Tiefblau mit bayerischer Fahne bestellt und ein Patent auf ein Insektenvernichtungsgerät - Jürgen Sprenzingers Spaßbriefe und Scherze in Buchform sind seit Jahren Bestseller. 2011 erscheint das letzte Buch dieser Art, verrät der Zusmarshauser im Presseclub Augsburg.

    Trotz rund einer Million verkaufter Bücher sieht der 61-Jährige seine Briefe immer noch als Hobby. Die Grundidee lautet: "Wie reagieren Firmen und Behörden auf Post von unbedarften oder scheinbar unterbelichteten Personen?" Er bestellte Plutonium bei der damaligen Umweltministerin Angela Merkel, bei BMW eine Turbine für sein Batman-Auto, fragte beim IOC nach, was denn das olympische Feuer beim Einsatz an seiner Grillfeier kosten würde oder schickte ausgeschnittene Stellenanzeigen aus der Zeitung zurück ("Sehr geehrter Herr Segmüller, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ich Ihr Stellenangebot nicht annehme").

    Begonnen hat es mit einem Samstagnachmittag, als er bei seinen Eltern im Augsburger Georgsviertel Kaffee trank. "Der ist ja völlig überröstet", stellte er fest und schrieb spontan einen Beschwerdebrief an die Firma Nestlé: "Sie haben mir das Wochenende versaut!" Er erhielt einen Entschuldigungsbrief und eine Entschädigung. Jahre später erinnerte sich der Journalist daran und die Satireidee nahm Gestalt an.

    Angela Merkel hat bis heute noch nicht geantwortet, einige Angeschriebene zeigten sich pikiert bis fassungslos, andere humorvoll. Augsburgs ehemaliger Standesamtsleiter Alfred Hornauer reagierte mit "wunderschönen lyrischen Zeilen" auf die Frage, ob er denn seine Frau umtauschen könne, da ihre Füße zu klein sind. Der Bundesrechnungshof bestätigte ihm die Richtigkeit der Aldirechnung, die er zur Prüfung an die "oberste Rechenbehörde" sandte.

    Mit seinen Briefen und den Antworten war er Mittelpunkt zahlreicher Partys - bis ihn Freunde zur Buchveröffentlichung drängten. Die Verlagssuche erfolgte auf Sprenzinger-Art: "Meine Frau will, dass ich Ihnen das schicke. Ich will das zwar nicht, aber so habe ich meine Ruhe." Der Droemer-Knaur-Verlag sprang sofort an. "Sehr geehrter Herr Maggi" war bereits am ersten Tag ausverkauft, zahlreiche Neuauflagen folgten - und Jürgen Sprenzinger wurde unter diesem Namen bekannt. Bücher wie "Lieber Herr Propper" oder "Sehr geehrter Herr Hornbach" folgten.

    Reich ist er nicht geworden, gibt er unumwunden zu. 2006 gründete er einen Buchverlag, um an seinen Büchern besser zu verdienen, 2008 beendete er das Projekt: "Das hat sehr viel Geld gekostet." Nun hält er es mit Ephraim Kishon, den er wie Karl Valentin zu seinen Vorbildern zählt: "Ich will mir nicht noch mit 81 Jahren Satiren aus der Nase ziehen." Daher erscheint im kommenden Jahr das letzte Buch mit Spaßbriefen. Doch das ist nicht das Ende des Autors Jürgen Sprenzinger - er schreibt auch Kurzgeschichten und Romane.

    Theater spielt er ebenfalls seit Jahren, nun kommt der Film hinzu. Er spielt in einem Heimatkrimi den tollpatschigen Dinkelscherber Kommissar Bachmaier, der einen Mord aufklären muss. Erfahrung mit der Polizei hat Sprenzinger reichlich. Nach seiner Panzerbestellung schickte ihm Kuka diese auf den Hals ebenso wie das Klinikum Augsburg, bei dem er als gelernter Metzger mit Hang zum Operieren um Belegbetten nachfragte ("Mein Küchentisch wird einfach zu klein").

    Bierernst - aber mit heimlichem Vergnügen - erzählt Jürgen Sprenzinger seine Geschichten. Übrigens: Das bayerische Patentamt hat das von ihm erfundene Insektenvernichtungsgerät für drei Jahre geschützt - ein Einmachgummi in den Farben blau und nato-oliv.

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