Wie viel Nachverdichtung verträgt eines der schönsten Villenviertel des Neusässer Stadtteils Westheim? Seit Jahren befassen sich die Mitglieder des Planungs- und Umweltausschusses mit diesem brisanten Thema und auch mit der jüngsten Sitzung des Ausschusses ging die Debatte noch nicht zu Ende.
Es geht um das Viertel Dr.-Rost-Straße, Kobel- und Hindenburgstraße. Was die Diskussion so komplex macht: Während die Hindenburgstraße praktisch das Zentrum von Westheim mit Blick auf den Bahnhof und ein paar Gewerbeeinheiten darstellt, befinden sich nur wenige Meter entfernt in der Dr.-Rost-Straße Grundstücke mit mehr als 1000 Quadratmetern Grundfläche, auf denen bislang nur ein einziges Einfamilienhaus steht. Hinzu kommt ein stark abschüssiges Gelände und teilweise waldartiger Bewuchs. Auf der anderen Seite steht der Wunsch nach Nachverdichtung in praktisch allen Neusässer Stadtteilen. Die soll vor dem Ausweisen neuer Baugebiete auf der grünen Wiese stehen. Und an diesem Vorhaben wollen die Stadträte auch festhalten. „Wir stehen nach wie vor hinter dem Konzept“, so Stadtrat Michael Frey (Grüne).
Probleme mit der Bebauung haben vor allem Neusäßer, die nicht in der Nähe wohnen
Im Mittelpunkt steht in diesem Bereich nun die Möglichkeit zur maßvollen zusätzlichen Bebauung im Bereich der jetzigen Gärten. Die Vorlage des Bebauungsplans ist in den vergangenen Monaten mit den Grundstücksbesitzern genau abgesprochen worden. Wer sich jedoch jetzt bei der öffentlichen Auslegung vor allem zu Wort gemeldet hatte, waren Neusässer und Westheimer, die gar nicht direkt in diesem Bereich wohnen, berichtete Bauverwaltungsleiter Gerald Adolf. Sie würden unter anderem Nachteile für ihre eigenen Grundstücke befürchten und beklagten eine Zerstörung des Charakters des Viertels. „Aber wenn wir nicht in Sichtweite des Bahnhofs im Kernort mit zweistöckigen Häusern nachverdichten können, wo denn dann“, gab Adolf zu bedenken. Die Interessen dieser entfernteren Anwohner sieht er nicht beeinträchtigt, weil alle gesetzlich vorgegebenen Abstandsflächen eingehalten würden. Teilweise gab es aber auch das Argument des sich verstärkenden Verkehrs von Westheimer Bürgern.
In diese Richtung ging auch eine Einwendung von Stadträtin Inge Steinmetz-Maaz. Sie beklagte, dass in einem Gebäude an der Kobelstraße keine Höchstzahl der Wohneinheiten festgesetzt sei. Theoretisch könnten so viele Kleinappartements in einem Gebäude entstehen. Ob das so schlimm sei, fragte Stadtbaumeister Dietmar Krenz. Schließlich könnte hier etwa Personal der nahen Uniklinik unterkommen. Und die Erfahrung zeige, dass kleine Appartements und ihre Bewohner nicht mehr Verkehr produzierten, als größere Wohnungen, deren Bewohner möglicherweise auch mehr Autos besäßen. Die Entscheidung über den Bebauungsplan wurde jedoch vertagt, auch weil es noch ungeklärte Fragen zum Baumkataster gab. Bürgermeister Richard Greiner will das Thema auf der nächsten Sitzung wieder behandeln.
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