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Welttag des Stotterns: Zauberer Hardy aus Augsburg stottert - doch Magie hilft

Welttag des Stotterns

Zauberer Hardy aus Augsburg stottert - doch Magie hilft

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    Erhard Smutny steht seit fast 50 Jahren als Kinderzauberer Hardy auf der Bühne. Was bei seinen Shows gar nicht auffällt: Der 67-Jährige ist Stotterer.
    Erhard Smutny steht seit fast 50 Jahren als Kinderzauberer Hardy auf der Bühne. Was bei seinen Shows gar nicht auffällt: Der 67-Jährige ist Stotterer. Foto: Ulrich Wagner

    Herr Smutny, Sie sind Stotterer. Dennoch arbeiten Sie seit fast 50 Jahren als Zauberkünstler für Kinder. Bei Ihren Auftritten sprechen Sie fließend. Wie kommt es, dass Sie sich beim Zaubern nicht verhaspeln?

    Erhard Smutny: Ich habe erst durch die Magie richtig Sprechen gelernt. Zauberei ist für mich wie eine Therapie. Sie gibt mir Selbstbewusstsein und Sicherheit. Die Tricks und Sprüche sind wie ein Faden, an dem ich mich durch mein Programm hangele. Sie dienen mir als Stütze.

    Mussten Sie jemals bei einem Auftritt stottern?

    Smutny: Nein. Das könnte ich mir gar nicht erlauben. Kinder sind ein gnadenloses Publikum. Da darf man keine Schwächen zeigen. Verlierer werden nicht akzeptiert.

    Wie haben Sie herausgefunden, dass Zaubern Ihnen beim Sprechen hilft?

    Smutny: Als ich zehn war, schenkten mir meine Eltern einen Zauberkasten. Eigentlich wünschte ich mir eine Spielzeug-Eisenbahn. Als ich dann aus Langeweile die ersten Tricks ausprobierte und Reime dazu aufsagte, war das Stottern wie weggeblasen.

    Wurden Sie deshalb Zauberer?

    Smutny: Ja. Meine Eltern wollten das zwar zunächst nicht. Also habe ich eine Ausbildung begonnen. Dort setzten mich meine Kollegen absichtlich ans Telefon, um zu sehen, wie ich bei Anrufen reagiere. Das war für mich die absolute Hölle.

    Als Kind war Stottern "grausam" für Erhard Smutny

    Können andere Betroffene das Stottern auch wie von Zauberhand verschwinden lassen?

    Smutny: Mein verstorbener Zwillingsbruder war auch Stotterer. Er hat über Musik zur Sprache gefunden. Auch Schauspielunterricht hilft, sicherer zu sprechen. Heutzutage sind auch die logopädischen Behandlungsmöglichkeiten besser.

    Wie sind Sie als Kind mit der Störung zurechtgekommen?

    Smutny: Es war grausam. Ich hatte ständig Angst, mich zu blamieren und verspottet zu werden.

    Bereitet das Stottern Ihnen im Alltag immer noch Probleme?

    Smutny: Ich habe mich damit arrangiert und komme zurecht. Bei Behördengängen bringe ich aber manchmal kein Wort heraus. Ich kann mir auch immer noch keine Fahrkarte am Schalter kaufen. Wenn ich im Restaurant bin, bestelle ich ein Gericht nach dem Aspekt, wie gut ich es aussprechen kann und nicht, wie gut es mir schmeckt.

    Wann das Stottern besonders schlimm ist

    Im Moment stottern Sie so gut wie gar nicht. Woran liegt das?

    Smutny: Es kommt sehr auf Umfeld und Atmosphäre an, und ob mir eine Person sympathisch ist. Je unangenehmer mir eine Situation ist, desto schwerer fällt es mir zu sprechen.

    Das heißt, wenn Sie aufgeregt oder nervös sind, müssen Sie stottern?

    Smutny: Nicht unbedingt. Vor Auftritten bin ich auch aufgeregt. Das ist für mich aber positiver Stress.

    Was stört Sie an Ihrer Sprachstörung?

    Smutny: Dass man nicht für voll genommen wird. Am schlimmsten ist, wenn ein Gesprächspartner einem die Wörter in den Mund legt. Wenn ein Stotterer ins Stocken kommt, ist es am besten, abzuwarten. Er findet selbst die Worte. Eine Unart ist auch, wenn Gesprächspartner das Thema wechseln, anstatt eine Antwort abzuwarten oder sich einfach mit ihrem Handy beschäftigen.

    Sie sind immer offen mit Ihrer Sprachstörung umgegangen, damit haben Sie sich nicht nur Freunde gemacht.

    Smutny: Ich will anderen Betroffenen zeigen, dass mir die Zauberei geholfen hat. Es gab aber Kollegen, die mir vorgeworfen haben, ich würde meine Sprachstörung nur ausnutzen, um berühmt zu werden.

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