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Welden: Womit Weldener im 15. Jahrhundert ihre Jagdhunde abrichteten

Welden

Womit Weldener im 15. Jahrhundert ihre Jagdhunde abrichteten

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    Dieses Pfeifchen aus Welden diente wahrscheinlich einem Jäger zum Abrichten von Hunden.
    Dieses Pfeifchen aus Welden diente wahrscheinlich einem Jäger zum Abrichten von Hunden. Foto: Gisela Mahnkopf

    Der Jäger reitet auf einem weißen Pferd durch das Gehölz. Seine Hunde stöbern vor ihm durch das Gebüsch, um potenzielle Beute aus ihren Verstecken aufzuscheuchen. Diese Szene zeigt ein Fresko aus dem 15. Jahrhundert, das in der Burg Runkelstein bei Bozen zu sehen ist. Bei einer ganz ähnlichen Szene könnte eine Tonpfeife aus Welden zum Einsatz gekommen sein.

    Weldener Hundepfeife gehörte wohl einem Jäger

    Sie wurde auf dem Burgberg bei Welden gefunden, als Forscher, Studenten der Ludwig-Maximilians-Universität und der Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte dort Ausgrabungen vornahmen. Entdeckt wurde die etwa drei Zentimeter große Pfeife zusammen mit feinem Tafelgeschirr und einer kleinen Armbrust inklusive Bolzen. Auch einige kleine Murmeln oder Schusser aus Keramik wurden gefunden, mit denen wohl auf Vögel geschossen wurde. Das lässt vermuten, dass die Pfeife wohl einem Jäger gehörte.

    Dieses Fresko aus Südtirol stellt eine Jagdszene dar.
    Dieses Fresko aus Südtirol stellt eine Jagdszene dar. Foto: Gisela Mahnkopf

    Die Pfeife diente im 15. oder 16. Jahrhundert dazu, Jagdhunde abzurichten. Sie erzeugt einen extrem hohen Ton. Ganz ähnlich wie Hundepfeifen, die heute noch eingesetzt werden. Moderne Pfeifen verwenden allerdings Ultraschallfrequenzen, die für Menschen gar nicht hörbar sind, aber von Hunden wahrgenommen werden.

    Einige Verhaltensweisen, die für die Jagd nötig sind, weisen Hunde bereits instinktiv auf, wie den Jagdtrieb und das sogenannte "Vorstehen", also das Hinweisen auf gefundenes Wild. Andere, wie das Apportieren der Beute, müssen antrainiert werden. Dabei kam vielleicht das vorliegende Pfeifchen zum Einsatz. Damals wie heute war es Ziel des Trainings, dass der Hund den Pfeifenton mit der gewünschten Aktion verbindet.

    Die Hundepfeife vom Burgberg in Welden ist nicht die einzige aus der Region Augsburg

    Bei Merching im Landkreis Aichach-Friedberg fand Georg Steinbrecher ein circa 560 Jahre altes ganz ähnliches Pfeifchen aus der gleichen Zeit. Bei Mering wurde ebenfalls eine Keramikpfeife aus dem 15. oder 16. Jahrhundert entdeckt. Im digitalen Museum des Arbeitskreises für Vor- und Frühgeschichte Omfala kann man sich sogar den Ton anhören, den sie erzeugt hat.

    Schon damals genossen Hunde eine große Wertschätzung. Das gefiel nicht jedem. Der Abt eines Klosters bei Fulda geißelte Mitte des neunten Jahrhunderts in einer Predigt Adelige, die ihre Hunde besser behandelt haben sollen als ihre Knechte: "Man kann nämlich in vielen Häusern gepflegte und wohlgenährte Hunde herumlaufen sehen und gleichzeitig Menschen, die bleich und wankend einhergehen", heißt es in seiner Predigt.

    Bürger in Nürnberg mussten ihre Hunde im 15. Jahrhundert nachts einsperren, weil sie zu laut bellten. Bauernhunde mussten nachts angekettet werden. Der Sachsenspiegel aus dem 13. Jahrhundert sieht eine Leinenpflicht vor, wenn Hunde über Land geführt werden.

    Schon im Frühmittelalter gibt es unterschiedliche Jagdhunderassen

    Aber wie sahen die Hunde aus, die damit zur Jagd abgerichtet wurden? Das ist schwer zu sagen. Schon 1000 Jahre vor der Weldener Pfeife werden in der Lex Baiuvariorum, einem frühmittelalterlichen Gesetzestext für das heutige Bayern, fünf Arten von Jagdhunden unterschieden.

    Da wird etwa ein Leitihund genannt, der der heutigen Bracke ähnelt und eine besonders feine Nase hatte. So konnte er das Wild ausfindig machen. Der Tribhund oder Treibhund sollte die Beute vor sich hertreiben und der Spurihund verletzte Tiere verfolgen. Diese drei galten als besonders wertvoll und wurden bei der Jagd auf Rotwild, Wildschweine, Wölfe und Bären eingesetzt. Das Landvolk war häufig verpflichtet, eine bestimmte Anzahl dieser Hunde vorzuhalten, um die Adeligen bei ihren Jagdausflügen zu unterstützen.

    Mittelalterliche Dackel hatten Stehohren

    Sie werden in mittelalterlichen Dichtungen mit einer großen Schnauze, langen Ohren, stark ausgebildeten Lefzen und einem bogenförmigen Schwanz beschrieben. Sie ähnelten also vermutlich einer modernen Dogge. Eine Standard-Rasse kann aber für das 15. Jahrhundert noch nicht angenommen werden, da Rassen gerade erst anfingen, sich herauszubilden.

    Dieses Pfeifchen aus Mering diente wahrscheinlich einem Jäger zum Abrichten von Hunden.
    Dieses Pfeifchen aus Mering diente wahrscheinlich einem Jäger zum Abrichten von Hunden. Foto: Gisela Mahnkopf

    Winthunde waren besonders schnelle Tiere, die zur Jagd auf Füchse, Rotwild und Hasen eingesetzt wurden. Nachdem man die Beute aufgespürt hatte, ließ man den großen schlanken Hund von der Leine, der das Tier dann auf Sicht verfolgte. Der Hapihund (Habichthund) half bei der Jagd auf Raubvögel. In einer Pariser Minneschrift ist ein Hund, der einem modernen Spaniel ähnelt, abgebildet und als Hund für die Falkenjagd beschrieben, der die Tiere mit "hoher Nase" aufstöbert. Auch Dachshunde sind als Vorläufer des modernen Dackels bereits im Mittelalter bezeugt. Sie hatten kurze Beine und krochen in Erdbauten, um darin lebende Tiere zu stellen. Sie waren allerdings etwas größer als ihre heutigen Nachfahren und hatten noch Stehohren.

    Viele weitere Fundstücke zeigt der Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte in seinem digitalen Museum unter omfala.de.

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