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Gersthofen: Was ist der Grund für die vielen Corona-Fälle in Gersthofen?

Gersthofen

Was ist der Grund für die vielen Corona-Fälle in Gersthofen?

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    In Gersthofen gibt es nur ein Testzentrum, an der Menge der Tests kann es offenbar nicht liegen, wenn die Corona-Fallzahlen hier so hoch sind.
    In Gersthofen gibt es nur ein Testzentrum, an der Menge der Tests kann es offenbar nicht liegen, wenn die Corona-Fallzahlen hier so hoch sind. Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Wenn die Corona-Zahlen durch die Decke gehen: 131 Corona-Infizierte in den vergangenen 14 Tagen wurden in Gersthofen bis Donnerstag, 15. April, festgestellt. Das sind mehr als doppelt so viele wie in Neusäß (65 Infizierte), der Stadt mit der nächsthöchsten Zahl im Landkreis Augsburg, oder Königsbrunn (64), das deutlich mehr Einwohner hat. Doch was ist der Grund für diesen hohen Wert in der Stadt mit den wenigsten Teststationen? Die Fachleute sind ratlos und die Gersthofer diskutieren im Internet über mögliche Ansteckungsherde in der Stadt.

    Anders als bei der Inzidenz, bei welcher die Zahl der Neuinfizierten pro 100.000 Einwohnern in den zurückliegenden sieben Tagen für den gesamten Landkreis berechnet wird, veröffentlicht das Landratsamt Augsburg für jede Gemeinde seit Donnerstag die neuen Covid-Fälle, die in den vorangegangenen 14 Tagen gemeldet wurden. Zuvor wurden die Fälle von zehn Tagen genannt. Die 14 Tage wurden nun laut Landratsamt gewählt, "weil es sich bei den meisten Infektionen um Corona-Mutationen handelt, die ansteckender sind und bei denen dementsprechend eine Quarantäne von 14 Tagen angeordnet wird".

    Corona-Fallzahlen in Gersthofen geben Rätsel auf

    Die Sieben-Tages-Inzidenz wird jeweils nur für den gesamten Landkreis angegeben. Doch was der Grund dafür ist, dass gerade in Gersthofen die Fallzahlen so hoch sind, darüber gibt es laut Landratsamtssprecher Jens Reitlinger keine Klarheit in seiner Behörde. "In Gersthofen gibt es ein diffuses Infektionsgeschehen wie in den anderen Kommunen im Landkreis auch." Es sei wohl "ein Zufall, dass in Gersthofen einige Infektionen mehr bekannt sind als in anderen Gemeinden". Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass in der Stadt mehr Tests durchgeführt und daher mehr Infektionen festgestellt würden. Auch "Hotspots" wie in Senioren- und Pflegeheimen, Schulen oder Kitas sowie Corona-Partys gebe es in Gersthofen nicht.

    Das bestätigt Thomas Klingler, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Gersthofen: "Es ist hier in letzter Zeit recht ruhig", erklärt er. Zwar treffen sich die Jugendlichen weiter im Freien. Solche Treffen und die einschlägigen Treffpunkte würden von seinen Kollegen kontrolliert. "Aber von Corona-Partys ist keine Spur." Verstöße werden grundsätzlich zur Anzeige gebracht. Verantwortlich für die Bußgeldbescheide sei das Landratsamt. Und auch von Corona-Regelverstößen bei Gersthofer Unternehmen sei nichts bekannt.

    Drei Positive in einer Gersthofer Praxis getestet

    Der Gersthofer Arzt Roland Hembacher führt nach eigenen Angaben in der Woche etwa 20 PCR-Tests durch. Dabei hat er schon zwei positive Fälle aus Gersthofen verzeichnet. "Eine weitere Frau war ebenfalls positiv. Ihr Mann auch - aber hier wissen wir nicht, wo er getestet wurde." Und von diesen Positiven sei einer tatsächlich erkrankt.

    Hembacher kritisiert hier die Vorschriften, denn er würde gerne Corona-Patienten in seiner Praxis behandeln, darf dies aber nicht. "Wir warten, bis die Patienten aus der häuslichen Quarantäne ins Krankenhaus kommen - aber dann sind es Intensivpatienten." Ansonsten werde in seiner Praxis mehr geimpft als getestet. "Jeweils 24 Dosen haben wir in den letzten beiden Wochen zugeteilt bekommen - jeweils zur Hälfte der AstraZeneca-Impfstoff und der von Biontech und Pfizer." Hembacher: "Wenn wir AstraZeneca nicht verimpfen, bekommen wir auch kein Biontech." Weil seine Patienten ersteres Vakzin ablehnen, müsse er jede Woche nach Patienten suchen, die sich doch damit impfen lassen wollen.

    Gersthofer Bürger spekulieren über Ursachen für hohe Corona-Zahlen

    Indessen überlegen auch die User auf Facebook, woher die hohen Werte in Gersthofen herkommen können und haben so ihre eigenen Erklärungen. So denkt eine Userin an Firmen als Ansteckungsorte, wo "schnell 100 Infizierte zusammenkommen". Ein anderer wundert sich nicht, denn bei schönem Wetter sei viel auf den Kinderspielplätzen los: "100 Kinder mit 50 Eltern, die im Kreis stehen und ohne Masken ratschen." Dies sei zumindest täglich am Kolping-Spielplatz zu beobachten. Allerdings gibt es laut Polizist Thomas Klingler "keine Hinweise, dass viele Menschen auf Spielplätzen sind".

    Ein anderer Facebook-User hat die Speditionen in den Gersthofer Industriegebieten im Blick: "Es kommen sehr viele Menschen aus Risikogebieten zu uns." Darüber hinaus könne ein weiterer Grund für die hohen Corona-Fallzahlen sein, dass Gersthofen direkt an Augsburg angrenze. "Da sind ja auch nicht gerade wenige infiziert."

    Dass die hohen Fallzahlen an einer großen Anzahl von Tests liegen, dürfte in Gersthofen nicht zutreffen. Denn hier gibt es lediglich das Testzentrum des Landkreises in Hirblingen. Versuche, die örtlichen Apotheken für Tests mit ins Boot zu holen, verliefen im Sande.

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