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Wacken Open Air: W:O:A 2013: Ein Erfahrungsbericht

Wacken Open Air

W:O:A 2013: Ein Erfahrungsbericht

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    Das Heavy-Metal-Festival in Wacken.
    Das Heavy-Metal-Festival in Wacken. Foto: Sabine Posselt

    Was tut eine Mutter nicht alles für ihre halbwüchsigen Kinder …

    „Du Mama, weißt du, was Wacken ist?“

    „Hmm.“

    „Warst du da schon mal?“

    „Hmm.“

    „Da gehe ich nämlich hin.“

    „Nö, garantiert nicht, du bist erst 16.“

    Dieses „Gespräch“, kurz vor Weihnachten, war der Auftakt einer langen Reihe ähnlicher Dialoge, und auch das altbewährte Rezept, dass es oft besser ist, gar nichts zu sagen, half nicht, die Begeisterung des Sohnes für das größte Heavy-Metall-Festival Deutschlands zu dämpfen.

     Trotz aller desinteressierten „Hmms“ in den nächsten Wochen und Monaten blieb Wacken 2013 ein ständig wiederkehrendes Thema am Frühstückstisch. „Louder then Hell“ lautet heuer das Mottto, mit dem sich alljährlich Anfang August ein verschlafenes Dorf im Norden von Hamburg in „Full Metal Village“ verwandelt.

    Wacken Open Air: Die Realität ist viel schlimmer

    Unerklärlicherweise wollte ich die Begeisterung nicht teilen – der Schwabe an sich ist mit Begeisterung eh zurückhaltend. Und mit rund 80.000 Betrunkenen vier Tage lang auf einer schlammigen Wiese zu campen, gehörte nicht zu den Dingen, die ich unbedingt noch erleben muss. War es die Angst, nächstes Jahr würde der „Kleine“ mit irgendwelchen bösen, fremden Leuten fahren, oder doch der Wunsch, nochmal was ganz Verrücktes zu machen? Er hat mich nämlich tatsächlich weichgekocht ...

    Um mich kurz zu fassen: Ich sitze gerade im strömenden Regen im undichten Zelt auf einer schlammigen Wiese nördlich von Hamburg. Nach den Tropentemperaturen der letzten Wochen macht der Sommer gerade heute Pause – lange genug, um den Boden vor Beginn des Festivals in knöcheltiefen Morast zu verwandeln.

    Vergessen Sie alles, was Sie bis jetzt über Wacken gelesen und gehört haben – die Realität ist viel, viel schlimmer. Es ist unbeschreiblich, es ist einfach saustark!

    W:O:A 2013 - Die Anfahrt

    „Mama, alle die ich kenne, gehen da hin“. Nun, wir Mütter wissen, was es mit „alle“ auf sich hat, wenn ein Kind etwas unbedingt haben möchte. Manchmal stimmt es ja auch (fast), wie zum Beispiel „alle sind bei Facebook“. Bei „alle anderen haben ein iPhone“ hat er auf Granit gebissen, und dass „alle“ nach Wacken fahren? Letztendlich ist er jetzt der einzige aus seinem Freundeskreis, der in Wacken ist, leider ausgerechnet mit Mama.

    Ist aber wirklich kaum zu glauben, wie viele Fans schon ab Raum Augsburg auf der Straße waren. Deutlich zu erkennen an den Buchstaben WOA (Wacken Open Air) mit Klebeband auf der Heckscheibe, oder an Fahnen und T-Shirts. Hätte ich so nicht erwartet, also schnell noch am nächsten Supermarkt angehalten, die Scheibe beklebt, und die nächsten 800 Kilometer unzähligen Fremden einen fröhlichen Metaller-Gruß ins Nachbarauto gewunken (kleiner Finger, Zeigefinger und Daumen hochgereckt).

    Heavy-Metal-Festival: Dixie-Toilette auf dem Anhänger

    Die erfahrenen Schlachtenbummler wussten wohl schon im Vorfeld, was sie erwartet. Bei Hamburg haben wir ein Auto mit Starnberger Nummer und WOA-Kennzeichnung überholt, auf dem Anhänger eine gut verzurrte Dixie-Toilette. Für alle Notfälle gerüstet.

    Unsere eigene Ausrüstung ist wesentlich spartanischer. Ein Zelt, mit dem Junior vor zwei Jahren mal im Garten übernachtet hat, zwei altersschwache Luftmatratzen, von denen eine einen Riss hat, Schlafsäcke und eine Kühltasche mit dem Notwendigsten. Als wir den Kampf mit den Zeltstangen nach mehreren Versuchen gewonnen haben, werfen wir verwunderte (und leicht neidische) Blicke ins Umfeld: Da stehen Zelte in der Größe einer Einzimmerwohnung mit Bierbänken, Generator und Kühlschrank. Nur die fehlenden Gartenzwerge und Blumenkästen unterscheiden diese Wohnburgen noch von den Dauercampern am Augsburger Autobahnsee. Und das alles für vier Tage laute Musik? Ich will doch nicht den ganzen Tag im Zelt hocken, es gibt viel zu viel skurrile Dinge zu sehen.

    Und wir hoffen einfach, dass der Regen wie versprochen bald wieder aufhört. Aber egal, heute  spielen Deep Purple,  Rammstein und unzählige Bands, von denen ich noch nie gehört habe, was stört da schon ein bisschen Wasser?

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