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Vortrag: Chefarzt rät: Mit der Familie über eine Organspende reden

Vortrag

Chefarzt rät: Mit der Familie über eine Organspende reden

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    Prof. Matthias Anthuber
    Prof. Matthias Anthuber

    Zu einem Informationsabend zum Thema „Organspende“ konnten die Frauen-Union und die CSU-Ortsverbände Neusäß Professor Dr. Matthias Anthuber, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie an der Uniklinik Augsburg gewinnen.

    In seiner Einführung machte der Referent deutlich, dass Fragen, die das Leben und den Tod berühren, niemals einfach sind. Das trifft im Besonderen für die Organ- und Gewebespende zu. Nur wer sich selbst entscheidet, übt nach Ansicht des Mediziners sein Selbstbestimmungsrecht aus und erspart unter Umständen den nächsten Angehörigen eine große Belastung. Wichtig ist, sich rechtzeitig in der Familie und im Freundeskreis mit dem Thema zu befassen und sich darüber auszutauschen. Wünschenswert wäre auch, das Thema in die Lehrpläne der Schulen für die 9. und 10. Klassen in allen Schulen einzubringen. Lehrer müssten diesbezüglich besonders geschult bzw. Spezialisten in den Unterricht einbezogen werden.

    Die Besorgnis von Anthuber ist, dass die durchschnittliche Wartezeit für ein gespendetes Organ bei acht Jahren liegt. Für alle transplantierbaren Organe übersteigt der Bedarf die Anzahl der gespendeten Organe. Ziel der Entscheidungslösung ist die Förderung der Organspendebereitschaft, um mehr Menschen die Chance zu geben, ein lebensrettendes Organ zu erhalten. Hierfür ist eine stetige Aufklärung und Überzeugung notwendig.

    Durch die politische Diskussion und die beabsichtigte Regelung, dass jede Person als Organspender in Frage kommt, wenn sie nicht ausdrücklich Widerspruch einlegt, ist das Thema „Organspende“ wieder in den Fokus gerückt. Die beabsichtigte „Widerspruchslösung“ wurde bereits in 18 europäischen Ländern mit breiter Zustimmung der Bevölkerung eingeführt. Wenn diese Lösung in Deutschland käme, würde dennoch niemand zur Organspende gezwungen, klärte der Experte auf. Man wäre jedoch zwingend aufgefordert, sich zur Organspende zu äußern. Wer sich jedoch gar nicht mit dem Thema auseinandersetzen will, kann ohne Angabe von Gründen einfach aktiv widersprechen.

    Die im Bundestag augenblicklich diskutierte Reformierung der derzeitigen Entscheidungslösung mit Einbeziehung von Passämtern und Hausärzten erscheint Anthuber realitätsfern und wenig praktikabel und würde auf absehbare Zeit zu keiner signifikanten Verbesserung führen. (AL, Archivfoto: Bernhard Weizenegger)

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